Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 15. Oktober 2025
Mehr Natur am Rhein zwischen Rastatt und Dettenheim
NABU, Wasserstraßen- und Schiffahrtsverwaltung (WSV) und das Land Baden-Württemberg unterzeichnen Kooperationsvertrag
+++ Gemeinsame Pressemitteilung von NABU, Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Regierungspräsidium Karlsruhe und Bundesamt für Naturschutz +++
Berlin/Rastatt - In Rastatt haben heute Ralf Ponath für die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger und Daniel Raddatz für das Land Baden-Württemberg in Anwesenheit der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Sabine Riewenherm, eine Kooperationsvereinbarung für ein wegweisendes gemeinsames Projekt im Bundesprogramm Blaues Band Deutschland zur ökologischen Verbesserung der Ufer und Auen am Rhein unterzeichnet. Die Unterzeichnung fand in einem feierlichen Rahmen im Rossi-Haus der Stadt Rastatt statt. Unter den zahlreichen Gästen waren auch Vertreter der Bundes- und Landesministerien aus dem Bereich Umwelt und Verkehr sowie nationaler und internationaler Institutionen.
"Renaturierte Gewässer werden angesichts der Natur- und Klimakrise immer wichtiger. Die Flussauen bieten Lebensräume für Arten wie Eisvogel, Steinbeißer und Grüner Flussjungfer. Diesen Schatz an Biodiversität gilt es zu erhalten. Das Projekt verhindert, dass die Auen weiter austrocknen und verlanden", so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. "Mit der Kooperation sichern und fördern wir gemeinsam die herausragende biologische Vielfalt am Oberrhein."
Verteilt auf drei Abschnitte zwischen Rastatt und Dettenheim werden mehrere fachlich-planerisch eng aufeinander abgestimmte Einzelmaßnahmen umgesetzt. Entsprechend der rechtlichen Zuständigkeiten werden die Maßnahmen am Ufer durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oberrhein und Maßnahmen in der Aue durch die Außenstelle des NABU-Instituts für Fluss- und Auenökologie (IFA) in Karlsruhe bearbeitet.
Das in der Zuständigkeit des NABU liegende Projekt "Oberrhein zwischen Rastatt und Dettenheim" wird durch das BfN im Förderprogramm Auen mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag, die Lebensräume Fluss, Ufer und Aue zu vernetzen. Es ist im Kernnetz der Bundeswasserstraßen ein bedeutender ökologischer Trittstein in einem länderübergreifenden Biotopverbund.
Die Kooperationspartner wollen eine naturnähere Entwicklung des Rheins und seiner Auen erreichen. Rheinuferabschnitte mit ihrer typischen Ufervegetation sollen wiederhergestellt werden. Auegewässer sollen so angebunden werden, dass die Lebensräume und Laichplätze für Fische und andere Wasserlebewesen auch angesichts der klimatischen Herausforderungen erhalten bleiben oder wieder geschaffen werden. Dazu wird die Vernetzung von Fluss und Aue durch die Anbindung von Nebengerinnen und die Schaffung von Zuleitungsgerinnen verbessert. Mit den Maßnahmen entstehen neue Lebensräume, die auch bei Niedrigwasser noch mit dem Rhein und anderen Gewässern der Aue verbunden sind und Wasser führen. Die Verbindung des Gewässernetzes ist in Zeiten des Klimawandels der Schlüssel für das Überleben zahlreicher Arten.
Ralf Ponath, Dezernatsleiter "Management freifließende Wasserstraßen" in der GDWS: "Der Rhein ist die bedeutendste Wasserstraße Europas. Er verbindet die Seehäfen in den Niederlanden und Belgien mit den Metropolregionen entlang seiner Achse bis nach Basel. Gleichzeitig ist er ein wertvoller Naturraum von hoher ökologischer Relevanz. Unser Ziel ist es, durch gezielte Maßnahmen die ökologische Qualität des Rheins im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie nachhaltig zu verbessern - und dies stets im Einklang mit den Anforderungen an eine leistungsfähige und sichere Schifffahrt. Die enge Zusammenarbeit zwischen der WSV, dem Land Baden-Württemberg und dem NABU ermöglicht es, ökologische Entwicklungen gezielt voranzubringen und wasserbauliche Expertise wirkungsvoll in Planung und Umsetzung einzubringen. Eigene Projekte werden dabei vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oberrhein realisiert und leisten einen wichtigen Beitrag zur naturnahen Gestaltung und nachhaltigen Entwicklung des Rheins als Lebensraum für Mensch und Natur."
"Was für viele Menschen nach ökologischer Idylle aussieht, unterliegt in Wahrheit einer schleichenden Verschlechterung: Durch den Gewässerausbau fehlt der Aue die für viele Arten lebensnotwendige Dynamik," so Daniel Raddatz, Referatsleiter für Naturschutz am Regierungspräsidium Karlsruhe. "Ökologische Verbesserungen der Rheinauen sind daher für das Land Baden-Württemberg und das Regierungspräsidium Karlsruhe seit langem ein Arbeitsschwerpunkt. Wir freuen uns sehr, dass nun mit der neuen Kooperationsvereinbarung die Arbeit der LIFE-Projekte 'Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe' (2004-2010) und 'Rheinauen bei Rastatt' (2011-2015) fortgeführt wird."
"Ein starkes Signal für den Naturschutz: Heute wurde ein Kooperationsvertrag zwischen dem Bundesverkehrsministerium, dem Land Baden-Württemberg und dem NABU unterzeichnet. Das vom BfN mit Mitteln des Umweltministeriums geförderte Vorhaben im Bundesprogramm Blaues Band hat zum Ziel, den Oberrhein zu renaturieren. Das zeigt: Wiederherstellung der Natur und die Nutzung wie hier am schifffahrtlich intensiv genutzten Oberrhein sind umsetzbar", sagte Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, anlässlich ihrer Grußworte bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung.
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Quelle:
NABU Pressedienst, 15.10.2025
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 24. Oktober 2025
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