Rote-Liste-Zentrum - Pressemitteilung, 20.10.2025
Moose und Flechten kartieren per App
Mit zwei neuen Apps für die Geländearbeit können Artenkundige jetzt
beim Kartieren Funde erfassen und direkt an die Datenportale "Moose
Deutschlands und Österreichs" sowie "Flechten Deutschlands"
übermitteln. Damit wird es künftig leichter Beobachtungsdaten für den
Naturschutz und die Roten Listen zu verwenden.
Das Datenportal Moose enthält bereits 1,6 Millionen Beobachtungen zu
rund 1.500 Arten, Unterarten und Varietäten.
Punktgenaue Daten, insbesondere von gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Arten, sind von großer Bedeutung für die Forschung, sowie den Natur- und Artenschutz. Die Portale "Moose Deutschlands und Österreichs" sowie "Flechten Deutschlands" bieten die Möglichkeit neben dem genauen Fundort auch Parameter zu Population, Standort und Lebensraum zu erfassen. Anhand dieser Daten können Schwerpunkträume für den Artenschutz und geeignete Flächen für Schutzprojekte identifiziert werden.
Zwei neue Apps erleichtern nun die Geländearbeit, indem Funde schon beim Kartieren digital erfasst und an das Portal übermittelt werden können. Dazu ist eine Registrierung im Datenportal Moose bzw. Flechten sowie die Installation der dort vorhandenen App erforderlich (die Apps sind nicht über Google Play oder App Store verfügbar).
"Moose Deutschlands und Österreichs" und "Flechten Deutschlands" sind mit ihren Verbreitungskarten Portale für alle diejenigen, die Nachweisdaten online eingeben, anschauen und sich dazu mit weiteren Expertinnen und Experten austauschen wollen. Sie können Einzelbeobachtungen punktgenau erfassen oder auch Kartier-/Artenlisten anlegen, die eine schnelle Dateneingabe zu mehreren Arten an einem Ort ermöglichen und ganze Artenlisten hochladen. Darüber hinaus können die User sich die eigenen sowie die aggregierten Verbreitungsdaten anderer Beobachterinnen und Beobachter kartographisch darstellen lassen.
Die Daten werden von der BLAM (Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e. V.) verifiziert. Der Besuch des Webportals steht grundsätzlich allen Privatpersonen oder Institutionen offen, für die Nutzung wird keine Gebühr erhoben.
Ziel der Datenportale ist das Zusammenführen von verstreuten Beobachtungs- und Sammlungsdaten. Damit soll ein Überblick über historische und aktuelle Vorkommen der Arten ermöglicht werden. Geprüfte Daten werden für Zwecke des Naturschutzes, für wissenschaftliche Auswertungen und für die Erstellung der Roten Listen der Moose und Flechten Deutschlands verwendet.
Als gemeinsames Projekt des Rote-Liste-Zentrums und der BLAM wachsen die Datenportale seit ihrem Start im Jahr 2022 stetig: "Moose Deutschlands und Österreichs" enthält bereits 1,6 Millionen Beobachtungen zu rund 1.500 Taxa (Arten, Unterarten und Varietäten); neben Daten aus Deutschland können inzwischen auch Funde aus Österreich erfasst werden. Im etwas später gestarteten Flechten-Portal sind derzeit 135.000 Beobachtungen zu rund 1.300 Taxa enthalten.
Moose sind die Überlebenskünstler der Pflanzen. Sie besiedeln Pflasterritzen, Mauern und Dächer ebenso wie Wälder, Sümpfe, Hochmoore oder Felsen. Dennoch ist ein Viertel der Moos-Arten Deutschlands bestandsgefährdet, für 12% reicht die Datenlage für eine Gefährdungseinstufung bisher nicht aus.
Die Gesamtartenliste der Moose Deutschlands umfasst 1.195 Arten, Unterarten und Varietäten. Man weiß heute, dass die drei Hauptgruppen der Moose, nämlich Hornmoose, Lebermoose und Laubmoose, nur weitläufig miteinander verwandt sind. Sie stellen in Wirklichkeit ganz eigene Abteilungen im Pflanzenreich dar, die nur aus Traditionsgründen und umgangssprachlich als "Moose" zusammengefasst werden.
Flechten nehmen unter den Lebewesen eine Sonderstellung ein, denn hinter den äußerlich wie ein Organismus aussehenden Flechten verbergen sich in der Regel zwei oder mehr Arten - ein Pilz und eine Alge und/oder Blaualge. Sie sind in einer Symbiose buchstäblich miteinander verflochten. Aus Deutschland sind derzeit 2.187 Flechtenarten, 562 flechtenbewohnende Pilze und weitere 55 flechtenähnliche Pilze bekannt. Diese Zahl erhöht sich laufend, sowohl durch eine bessere Erforschung von Flechtenhabitaten, als auch durch taxonomische Untersuchungen.
Flechten wachsen auf praktisch allen Substraten und in allen Biotopen von der Gezeitenzone der Nord- und Ostsee bis in die höchsten Regionen der Alpen. Dennoch gelten rund 37% aller aus Deutschland bekannten Flechten-Taxa (Arten, Unterarten, Varietäten) als bestandsgefährdet.
Das Rote-Liste-Zentrum koordiniert seit Dezember 2018 im Auftrag des
Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die Erstellung der bundesweiten
Roten Listen und wird fachlich vom BfN betreut. Das
Bundesumweltministerium fördert das Zentrum mit jährlich 3,1 Millionen
Euro. Das Rote-Liste-Zentrum unterstützt die Autoren und Autorinnen
sowie weitere beteiligte Fachleute der Roten Listen, indem es sie bei
der Erstellung fachwissenschaftlich begleitet und Kosten für die
Koordination, die Arbeitstreffen der Fachleute und andere
vorbereitende Arbeiten übernimmt. Es betreibt außerdem verschiedene
Datenportale zur Erfassung von Beobachtungsdaten: Algen, Flechten,
Mollusken, Moose, Neuropteren, Pflanzen sowie Pilze.
Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten
Abbildungen der Originalpublikation:
• Das Torfmoos Sphagnum warnstorfii gilt in Deutschland als selten und
stark gefährdet. Bild: Dr. Steffen Caspari
• Die Rotfrüchtige Säulenflechte (Cladonia macilenta subsp. floerkeana)
gilt in Deutschland als gefährdet. Foto: Dr. Ulrich Kirschbaum
Weitere Informationen
• Datenportal Moose Deutschlands und Österreichs mit App zum Download
https://moose.rotelistezentrum.de/
• Datenportal Flechten Deutschlands mit App zum Download https://flechten.rotelistezentrum.de/
• Wie geht es den Moosen Deutschlands? Rote Liste-Daten und
Gesamtartenliste Moose
https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Moose-Anthocerotophyta-Marchantiophyta-Bryophyta-1769.html
• Wie geht es den Flechten Deutschlands? Rote Liste-Daten und
Gesamtartenliste Flechten
https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Flechten-flechtenbewohnende-und-flechtenahnliche-Pilze-Basidiomycota-p-p-Ascomycota-p-p-1704.html
• Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e. V.
(BLAM)
https://blam-bl.de/
• Bundesamt für Naturschutz (BfN)
https://www.bfn.de/
• Rote-Liste-Zentrum (RLZ)
https://www.rote-liste-zentrum.de/index.html
• Datenportale am Rote-Liste-Zentrum:
- Algen Deutschlands
https://algen.rotelistezentrum.de/
- Flechten Deutschlands
https://flechten.rotelistezentrum.de/
- Flora-SH
https://flora-sh.rotelistezentrum.de/
- Mollusken Deutschlands
https://mollusken.rotelistezentrum.de/
- Moose Deutschlands und Österreichs
https://moose.rotelistezentrum.de/
- Neuropteren Deutschlands
https://neuropteren.rotelistezentrum.de/
- Pilze Deutschlands
https://pilze.rotelistezentrum.de/
(Artikel veröffentlicht am 20.10.2025)
Das Rote-Liste Zentrum ist beauftragt vom Bundesamt für Naturschutz: BfN.de
*
Quelle:
DLR Projektträger
Umwelt und Nachhaltigkeit
Rote-Liste-Zentrum
Pressemitteilung, 20.10.2025
Heinrich-Konen-Str. 1, 53227 Bonn
E-Mail: rote-liste-zentrum[at]dlr.de
Internet: https://www.rote-liste-zentrum.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 24. Oktober 2025
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