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SCHLUCKAUF/0054: Wertvolles Kulturblut - Nachtisch & Satire (SB)


Wertvolles Kulturblut


Die südspanische Stadt Madrid hat neuerlich bewiesen, daß sie nicht bereit ist, die kulturelle Identität des Landes irgendwelchen tierschützerischen Empfindsamkeiten zu opfern. So hat die Chefin der dortigen Regionalregierung, Esperanza Aguirre, offiziell den Stierkampf zum Kulturgut erhoben. Schon als spanische Bildungsministerin hatte Aguirre sich dafür eingesetzt, den Stierkampf auf die Weltkulturerbeliste der UNESCO setzen zu lassen.

Das grausame, blutige Spektakel, bei dem ambitionierten, meist jungen Männern die Gelegenheit eines schon aufgrund der Chancenungleichheit zwischen Mensch und Tier höchst zweifelhaften Mannbarkeitsnachweises geboten wird, soll aufgrund seines kulturtragenden Status in Zukunft reichlich mit finanziellen Fördermitteln bedacht werden.

Ermutigt durch den blutbrauchtumspflegerischen Einsatz der Spanier haben mehrere afrikanische Volksgruppen unterdessen für die als Tradition weltweit in die Kritik geratene weibliche Genitalverstümmelung einen Platz auf der Weltkulturerbeliste beantragt. Schließlich dürfte keine jahrhundertealte Tradition, bloß weil manche sie als grausam empfänden, dem überempathisierten modernen Weltverständnis geopfert werden. Siehe Madrid. Derzeit werden sowohl die spanischen als auch die afrikanischen Anträge auf Anerkennung von den zuständigen Gremien der UNESCO geprüft.

12. März 2010