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SCHLUCKAUF/0026: Kaiserreif - Nachtisch & Satire (SB)


Kaiserreif


Nicht nur in der bundesdeutschen Politik haben Gruppen und Gruppierungen inzwischen Seltenheitswert, die es schaffen, aufgrund einer gemeinsamen Entwicklung zu nennenswerten Ergebnissen zu kommen. Aber gerade dort sind die Folgen des Teamwork-Defizits für die Gesamtbevölkerung besonders gravierend. Von Generation zu Generation nimmt die Fähigkeit zur konstruktiven Zusammenarbeit in unserer auf individuellen Erfolg ausgerichteten Gesellschaft ab. Darüber hinaus trägt die Demontage gemeinschaftsfördernder, nicht dem Kommerz verpflichteter Projekte allmählich Früchte, und die sind nicht süß.

Parteiinterne Grabenkämpfe wie z.B. der im Zusammenhang mit der gescheiterten Wahl von Andrea Ypsilanti in Hessen werden bald schon den politischen Alltag dominieren. "In fünf, spätestens in zehn Jahren sind Ausschüsse, Kommissionen und Gremien, auf deren Tätigkeit die Parteiarbeit beruht, aus Gründen sozialer Inkompetenz nicht mehr funktionsfähig", mahnt ein besorgter CSU-Parlamentarier. "Dieser sich stetig potenzierende Mangel an Gemeinschaftsfähigkeit könnte sogar schneller als die Energie- und Umweltprobleme den Untergang der westlichen Industrienationen einleiten." Auf die Frage, was angesichts dieses sozialen Super-GAUs seine Empfehlung wäre, entgegnete der Abgeordnete: "Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, gemeinsam Beschlüsse zu fassen, müssen wir eben auf vertikale Organisationsstrukturen zurückgreifen, die auf derlei nicht angewiesen sind. Die Erb-Monarchie beispielsweise, die sich, nebenbei bemerkt, in vielen europäischen Ländern wieder wachsender Beliebtheit erfreut, wäre zweifellos eine Option. Und Georg Friedrich von Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern und Ururenkel von Kaiser Wilhelm II, käme als junger Betriebswirt für das Regentenamt durchaus in Betracht."

5. November 2008