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GLOSSE/017: Bundeskanzlerin Angela Merkel kämpft um ihre Heiligsprechung (Werner Geismar)


Papst Franziskus zögert noch
Bundeskanzlerin Angela Merkel kämpft um ihre Heiligsprechung

Meinungsumfragen sehen Herausforderer Steinbrück in Sachen Heiligsprechung weit zurück.

von Werner Geismar, Juli 2013



Vor ihrer Privataudienz bei Papst Franziskus gab sich Angela Merkel noch sehr optimistisch. "Ich bin sicher, dass ich die erste protestantische Ostdeutsche bin, die zu Lebzeiten heilig gesprochen wird", sagte sie in einem Interview mit Radio Vatikan. "Schließlich bin ich die erste Regierungschefin, die noch nie einen Fehler zugegeben hat. Damit bin ich das alternativlose politische Pendant zur Unfehlbarkeit des Papstes."

Unmittelbar bevor Angela Merkel die Privatgemächer des Papstes betrat, kam es zu einer überraschenden Begegnung mit Per Steinbrück, der anlässlich seiner Privataudienz dem Heiligen Vater eine Hartz-Vier-Ikone und einen Riesterrauscheengel überreicht hatte. "Wenn der Papst mich nicht wenigstens scheinheilig spricht, schicke ich ihm die Kavallerie", soll Per Steinbrück gedroht haben.

Anders als erwartet verließ die deutsche Bundeskanzlerin die Privatgemächer des Papstes ohne Heiligenschein, dafür aber mit bis zu den Hüften herabgezogenen Mundwinkeln. Trotz intensiver Nachfragen ließ sich Angela Merkel nur entlocken: "Der Papst wollte mir nur die Füße waschen! Das kann ich selber. Behandelt man so Freunde?"

Sofort nach ihrer Rückkehr trat die Parteispitze der CDU zu einer Präsidiumssitzung zusammen. Hierbei soll es zu tumultartigen Szenen gekommen sein. "Den Kerl mach ich fertig", soll Kanzleramtsminister Ronald Pofalla geschäumt haben. Karl Laumann, das soziale Feigenblatt der CDU, soll gesagt haben: "Angela Merkel hat nur vier verschiedene Hosenanzüge. Das ist nahe der Armutsgrenze. Das hätte der Papst berücksichtigen müssen."

Bundesfinanzminister Schäuble meinte nach der Sitzung: "Ich erwarte eine schnelle Sinnesänderung des Papstes. Sonst werde ich die Sache mit der Kirchensteuer noch mal überdenken."

Zu der Drohung des CDU/CSU Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, Katholiken von der anstehenden Bundestagswahl auszuschließen, sagte CSU-Chef Horst Seehofer: "Davon halte ich gar nichts. Wer könnte denn sonst noch der CSU seine Stimme geben?"

Arbeitsministerin von der Leyen, Silberzunge und Abwieglerin der CDU, versuchte, die Wogen zu glätten. "Die Mehrheit der Deutschen glaubt Angela Merkel sowieso jeden Mist", meinte sie. "Dazu bedarf es nicht einer Heiligsprechung durch den Papst. Zur Not kann sie sich ja auch selbst heilig sprechen. Dafür hat sie meine volle Unterstützung."


Die Meinungsfreiheit schließt das unbequeme Recht auf Kritik, Witz, Satire, das Spiel mit Symbolen und Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten ein.

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Quelle:
© 2013 by Werner Geismar, Remagen
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2013