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BERICHT/095: Städteporträt - Koblenz, historische Stadt voller Kleinode am Deutschen (Gerhard Feldbauer)


Koblenz - Eine historische Stadt voller Kleinode am Deutschen Eck

Von Gerhard Feldbauer, 25. Februar 2012

Blick von der Festung Ehrenbreitstein auf Koblenz, 22. April 2011 - Foto: Holger Weinandt, CC-BY-SA-3.0-DE

Blick von der Festung Ehrenbreitstein auf Koblenz, 22. April 2011
Foto: Holger Weinandt
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:CC-BY-SA-3.0-DE

Wer gern auf den Spuren der Geschichte wandelt, dazu schöne Architektur und Romantik bewundern möchte, kommt in Koblenz voll auf seine Kosten. Blickt doch die heutige Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in Rheinland-Pfalz auf eine über 2000jährige Vergangenheit zurück.

Das klassizistische kurfürstliche Palais, die trutzige Feste Ehrenbreitstein und das nach Entwürfen von Schinkel, Stüler und Persius 1836-42 wieder aufgebaute romantische Schloss Stolzenfels prägen das unverwechselbare Bild der Stadt am Deutschen Eck.

Die Anfänge der Stadtgeschichte liegen zwischen dem 10. und 8. Jahrhundert der vorchristlichen Zeitrechnung, als die Römer an der Mündung der Mosel in den Rhein eine befestigte Siedlung Namens "Confluentes" gründeten. Das Kastell gehörte zum Limes, dem zwischen dem Rhein bei Bonn und der Donau nahe Regensburg verlaufenden 584 km langen Grenzwall der Römer gegen Germanien.


Hier wurde 843 das Ende des Regnum Francorum beschlossen

Ein Gebäude von herausragender historischer Bedeutung ist die 836 geweihte romantische St. Kastorkirche. Dort wurde 843 der Vertrag von Verdun unterzeichnet; der das Regnum Francorum unter die drei Söhne Ludwigs des Frommen, Sohn Karls des Großen, aufteilte.

Der Kontrakt besiegelte das Ende der bedeutendsten Reichsgründung des frühen Mittelalters, die romanische und germanische Völker umfasste und die Grundlage für die politische und kulturelle Entwicklung des Abendlandes, insbesondere Deutschlands und Frankreichs, legte. Ludwig der Deutsche, der als Initiator des umstrittenen Vertrages gilt, erhielt das Ostfrankenreich, das rein germanische Land östlich des Rheins und der Aare, und ging als erster deutscher König in die Geschichte ein.


Kreuzritter am Deutschen Eck

Durch Schenkung kamen Koblenz und die Festung Ehrenstein 1018 an das Erzstift Trier. 1138 fand in der Koblenzer Pfalz die Kaiserwahl Konrads III. von Hohenstaufen statt. An der Landzunge von Mosel und Rhein gründeten die Kreuzritter 1216, nur 26 Jahre nach der Bildung des Deutschordens in Palästina, eine Niederlassung, die sie deutsches Eck nannten.


Ein Zentrum der rheinischen Aufklärung

Die Kriege der folgenden Jahrhunderte brachten unsägliches Leid über die Stadt. Vom ausgehenden 18. Jahrhundert an gehörten konservative und progressive Gestalten wie die Koblenzer Fürst Metternich und Josef Görres zum historischen Kontext der Stadt. Unter dem frühen demokratischen Einfluss Frankreichs wurde Koblenz ein Zentrum der rheinischen Aufklärung, dessen führender Vertreter der kämpferische katholische Publizist Görres wurde. Bereits Herausgeber u. a. der "Deutschen Volksbücher" und der "Deutschen Volkslieder" editierte er 1814-16 die bedeutendste Zeitung der Befreiungskriege, den "Rheinischen Merkur". An der Koblenzer Zeitung arbeiteten Persönlichkeiten wie E. M. Arndt, C. Brentano, die Brüder Grimm, Freiherr vom Stein und Gneisenau mit. Dem Vorkämpfer des Deutschen Nationalstaates hat die Stadt 1928 in den Rheinanlagen ein weithin sichtbares Denkmal gesetzt.

Beim Stadtrundgang durch das historische Viertel am Deutschen Eck findet man architektonisch reizvolle Bauten wie die Liebfrauenkirche und die dreischiffige Florinskirche, beide aus dem 12. Jahrhundert, die alte Burg aus dem 13. Jahrhundert, die steinerne Balduinsbrücke aus dem 14. Jahrhundert und das Stadttheater, einen rein klassizistischen Bau des 18. Jahrhunderts.

Nicht unerwähnt bleiben sollen die vielen Fachwerkshäuser zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die mit ihren Türmen und Erkern, Winkeln und Gassen den Glanz der Geschichte und Romantik der Stadt ausstrahlen.


Sitz des deutschen Bundesarchivs

Für Recherchen zur neueren Geschichte befindet sich in der Stadt das 1950 eingerichtete Bundesarchiv einschließlich einer Abteilung Militärarchiv. Zu seinen Beständen gehört das frühere Reichsarchivs aus Frankfurt/M. in dem die Überlieferungen des Deutschen Bundes und der Nationalversammlung von 1848/49 sowie der Bestand des Reichskammergerichts verwahrt wurden. Übernommen wurden auch das Deutsche Zentralarchiv, seit 1973 "Zentrales Staatsarchiv" der DDR und weitere Archivalien. In Rastatt, dessen Festung letzte Bastion der Badisch-Pfälzischen Revolutionsarmee 1849 war, unterhält das Bundesarchiv als Außenstelle die "Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte".


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Quelle:
© 2012 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2012