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TOURTIP/973: Familienurlaub in Großbritannien (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 2, März/April 2011

Im Königreich der Sagen
Familienurlaub in Großbritannien

Von Heike Reinhold


Großbritannien ist ein Urlaubsland voller Mythen und Legenden. Der Zauber zeigt sich in jahrhundertealten Schlössern und Burgen, verwunschenen Gärten, beschaulichen Dörfern und atemberaubenden Steilküsten. Dank des günstigen Pfundes und preisgünstiger Unterkünfte in den Wohnheimen der großen Universitäten ist der Urlaub auf der Insel auch für Familien mit Kindern erschwinglich. Yannic Wilberg aus Detmold berichtet in der Extratour von spannenden Ferien im historischen Canterbury und der schottischen Metropole Glasgow.


Yannic Wilberg ist ein echter England-Fan. Der 19-Jährige schätzt die abwechslungsreiche Landschaft, das spannende Aufeinandertreffen von Vergangenheit und Moderne und nicht zuletzt den ganz eigenen Charme der Insel. Bereits mehrfach hat der Detmolder seinen Urlaub in Großbritannien verbracht. Zweimal bezog Yannic dabei mit seiner gleichaltrigen Freundin, ihren Eltern und dem 14-jährigen Bruder auf dem Campus einer Universität Quartier: zunächst 2009 im Wohnheim der University of Kent im südenglischen Canterbury, dann 2010 an der University of Strathclyde in Glasgow.


Ferien im Garten Englands

Die Grafschaft Kent in Südostengland gilt aufgrund ihrer Vielzahl von Obstgärten, Hopfenfeldern und idyllischer Parkanlagen als "Garten Englands". "Die Eltern meiner Freundin sind beide im Landschaftsbau tätig und haben ein großes Interesse an Gärten aller Art. Ein Urlaub in Kent war daher genau das Richtige für die Familie. Und natürlich haben wir eine Reihe wirklich schöner Gärten besucht", erinnert sich der Abiturient an den Herbst 2009. Einer davon ist der imposante Garten von Sissinghurst Castle, rund 40 Kilometer südwestlich von Canterbury. Die Anlage gilt als Mekka für Gartenliebhaber und wurde ab 1930 von der englischen Schriftstellerin Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold Nicolson gestaltet. Die beiden unterteilten das rund fünf Hektar große Gelände in zehn abgeschlossene Gartenräume, die durch mannshohe Eibenhecken voneinander getrennt sind. Jedes "Gartenzimmer" folgt einem bestimmten Thema: Vom Rosengarten über den Bauern- bis zum Kräutergarten verzaubern Blütenpracht, Dufterlebnisse und Gartenkunst den Besucher. Der wohl bekannteste der zehn Gärten ist der Weiße Garten mit seiner faszinierenden Vielzahl von weiß blühenden Pflanzen - einfach märchenhaft. "Wer in England unterwegs ist und Burgen, Schlösser und historische Stätten besucht, sollte sich den English Heritage Visitor Pass zulegen. Da lässt sich eine Menge Geld sparen", so der Tipp von Yannic. Der Pass gewährt Zugang zu mehr als 400 Orten englischer Geschichte und macht sich bereits nach nur drei Besuchen bezahlt. Ähnliche Vorteile hält der Touring Pass des National Trust bereit.


Auf den Spuren der Vergangenheit

"Ein Urlaub in Kent ohne einen Zwischenstopp in einem der vielen Schlösser und historischen Herrenhäuser ist nur schwer vorstellbar", erklärt der 19-Jährige. Wer mit der Fähre von Calais anreist, sollte einen Halt am mächtigen Dover Castle einplanen. Während der Besichtigungstour bietet sich ein herrlicher Ausblick, der bei gutem Wetter bis zur französischen Küste reicht. Überaus lohnenswert ist auch ein Abstecher zu Leeds Castle. Die einstige normannische Festung liegt etwa sechs Kilometer südöstlich von Maidstone und thront auf zwei Inseln inmitten eines Sees. Heinrich VIII ließ das Gebäude in einen Palast umbauen, der 300 Jahre lang als königliche Residenz fungierte. Heute sind das Schloss und die umliegenden Anlagen - darunter auch ein Labyrinth - ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Beeindruckt waren die Urlauber aus Detmold auch von der altehrwürdigen Bischofsstadt Canterbury.

"Natürlich haben wir uns die weltberühmte Kathedrale mit ihrem 75 Meter hohen Turm angeschaut - ein wirklich imposantes Bauwerk", so Yannic. Zusammen mit der Abtei St. Augustinus und der St.-Martins-Kirche gehört Canterbury Cathedral seit 1988 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Und wer durch die mittelalterlichen Gassen mit ihren zahllosen Fachwerkhäusern wandelt, kann Geschichte hautnah erleben. Die Stadt am Fluss Stour ist Sitz des Erzbischofs von Canterbury und Zentrum der Anglikanischen Kirche Englands. Nach der Ermordung von Thomas Becket im Jahre 1170 wurde die Kathedrale zum Ziel tausender Wallfahrer, die Geoffrey Chaucer 1387 in seinen "Canterbury Tales" beschrieb. Besucher können sich heute im "Canterbury Heritage Museum" über die Stadtgeschichte sowie im "Canterbury Tales Museum" über Chaucer und seine Zeit informieren.


Das Canterbury Festival

Das alljährlich im Oktober stattfindende Canterbury Festival ist eines von Englands bekannten und traditionsreichen Kunstfestivals. Der ehemalige Dompropst der Kathedrale, Georg Bell, rief das Festival 1929 ins Leben, und auch heute noch gilt die Kathedrale als einer der wichtigsten Veranstaltungsorte des zwei wöchigen Kulturfestes. Ursprünglich als Theaterfestival gestartet, gehören bereits seit Jahren auch andere Kunstformen wie Musik, Film, Tanz und Literatur zum Programm. In diesem Jahr wird das Festival vom 15. bis 29. Oktober wieder einige tausend Besucher zu den mehr als 200 Veranstaltungen anlocken. Abgerundet wird das Programm von Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen und einem abwechslungsreichen Kinderprogramm. Und da Kulturgenuss auch hungrig macht, bieten zahlreiche Restaurants in Canterbury wieder ein spezielles Festivalangebot: So erhalten Reisende bereits für rund zehn Pfund ein komplettes Abendmenü.

www.canterburyfestival.co.uk. Weitere Veranstaltungen in der Region unter www.wk-protour.info/schottland/events


Wohnen auf dem Universitätscampus

Canterbury ist nicht nur eine der geschichtsträchtigsten Städte Englands, sondern auch ein idealer Ausgangspunkt für Tagestouren in die Umgebung. "Wir waren ganz schnell in London. Und auch das Seebad Brighton haben wir uns im Rahmen einer Tagestour angeschaut", erinnert sich der 19-Jährige. Gewohnt hat die Familie aus Detmold während ihres einwöchigen Aufenthalts in der Grafschaft in einem Wohnheim der University of Kent, das außerhalb der Semesterferien von Studenten genutzt wird. "Das war sehr praktisch, da die Ausstattung natürlich auf die täglichen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Neben einer ausreichenden Anzahl an Schlafzimmern gab es einen Aufenthaltsraum mit Fernseher und natürlich eine Küche, so dass wir uns selbst versorgen konnten", erklärt der Abiturient. Lediglich das Frühstück nahmen die Urlauber gemeinsam mit anderen Gästen in der Mensa ein. Und natürlich handelte es sich dabei um eine typisch englische Morgenmahlzeit. "Das Frühstück war sehr abwechslungsreich und traditionell. Mal gab es die berüchtigten Würstchen, mal Bohnen mit Toast oder Kartoffelecken. Und wer es lieber 'continental' mag, kann natürlich auch Müsli oder Brot mit Marmelade bekommen", so Yannic Wilberg.


Im Herzen der Metropole Glasgow

Nach den guten Erfahrungen in Kent mietete sich die Reisegemeinschaft aus Detmold ein Jahr später bei ihrem Besuch in Glasgow erneut auf dem Campus einer Universität ein. Die University of Strathclyde konnte dabei das Angebot aus Südengland noch toppen: "Im Wohnheim in Glasgow hatten wir eine sehr moderne Küche", gibt Yannic seine Begeisterung wieder. Zudem war das Domizil sehr zentral gelegen: Der Fußweg vom Campus ins Stadtzentrum dauerte nur zehn Minuten. Die Stadt am Ufer des Flusses Clyde, die im Jahr 1990 den Titel "Kulturhauptstadt Europas" tragen durfte, hat den Detmolder tief beeindruckt: "Glasgow ist längst keine triste Industriestadt mehr. Auch hier gibt es viele Parks und Gärten, und wer über die steilen Straßen am Hang schlendert, wird irgendwie an San Francisco erinnert." Architekturfreunde kommen bei einem ausgedehnten Spaziergang besonders auf ihre Kosten: Viktorianische Bauten aus Sandstein, der sinnliche Jugendstil des Glasgower Architekten Charles Rennie Mackintosh und der moderne Gebäudekomplex des Glasgow Science Centre zeigen eindrucksvoll den Wandel der Baustile. Abends lohnt der Besuch in den hippen Bars, Restaurants und Clubs der Stadt, die über eine äußerst lebendige Musikszene verfügt. Kunstfreunde erleben einen atemberaubenden Bestand moderner Kunst in der Lighthouse Gallery und in der Gallery of Modern Art, und wer gern einkaufen geht, findet in der Stadt neben Antiquitäten und seltenen Büchern alles, was das Herz begehrt. "Meine Freundin und ihre Mutter waren sehr angetan vom Angebot und sind erst einmal zu einer ausgedehnten Shoppingtour gestartet", erinnert sich der 19-Jährige. Tagesausflüge nach Edinburgh, in die Highlands und an die südliche Spitze des Loch Ness rundeten den einwöchigen Urlaub ab. Am Abend hat es sich die Familie dann meist auf dem Campus gemütlich gemacht: "Nach so erlebnisreichen Tagen waren wir abends immer recht müde. Wir haben dann ganz in Ruhe zusammen gekocht und uns bei Gesellschaftsspielen vergnügt." Die Unterbringung in Wohnheimen der Universität kam den Bedürfnissen der Familie dabei sehr entgegen: "Ich kann diese Art des Urlaubs wirklich nur empfehlen - vor allem, wenn man als Familie unterwegs ist", betont Yannic Wilberg und freut sich schon auf die nächsten Ferien in good old Britain.


Weitere Informationen

Im Campus in Canterbury kostet eine Woche im Apartment für max. 6 Personen 1.065 EUR, die Apartments in Glasgow kosten für eine Woche für max. 4 Personen 745 EUR und für max. 6 Personen 909 EUR.

Alle Informationen und weitere Reiseangebote in Großbritannien finden Sie unter www.djh-reisen.de und bei der DJH-Reisehotline 05231 7401-10, Servicezeiten: Mo. - Fr. 8 - 18 Uhr.

fordern Sie auch unseren Sommerkatalog an. Jugendherbergen in Großbritannien und Schottland unter www.hihostels.com


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Quelle:
extratour Nr. 2, März/April 2011, S. 26-28
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2011