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TOURTIP/955: Städtereisen - Bei Schiller, Storm, Fritz und den Brüdern Grimm (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 2, März/April 2010

Städtereisen
Bei Schiller, Storm, Fritz und den Brüdern Grimm

Von Silja Mannitz


Viele Städte halten das Erbe ihrer berühmten Töchter und Söhne lebendig und wecken die Lust auf eine Spurensuche. Extratour stellt beispielhaft vier Städte vor, in denen noch heute der Geist berühmter Persönlichkeiten weht. Es geht zu Friedrich Schillers zwischenzeitlicher Heimat in Rudolstadt, zu Theodor Storms Schreibstube in Husum, zu den Prachtbauten Friedrichs des Großen in Berlin und zum Ursprung der grimmschen Märchensammlung nach Kassel. Home Deutschlandreise


Wer den Namen Friedrich Schiller hört, denkt fast automatisch an Weimar, wo der Dichter bis zu seinem Tod im Jahr 1805 lebte. Dabei hat er an vielen Orten in Thüringen gewirkt. Als "heimliche Geliebte" Schillers gilt Rudolstadt, das für den Dichter in vielerlei Hinsicht wegweisend war. Hier wurde seine spätere Ehefrau Charlotte von Lengefeld geboren. Zugleich liefen sich in Rudolstadt Goethe und Schiller erstmals über den Weg, die nach Startschwierigkeiten eine enge Freundschaft verband. Schauplatz all dieser Begegnungen war das Beulwitz'sche Haus in der heutigen Schillerstraße, in dem Ende des 18. Jahrhunderts so bedeutende Persönlichkeiten wie Johann Gottfried Herder, Charlotte von Stein und die Brüder Humboldt ein- und ausgingen. Seit Mai vergangenen Jahres steht es als Schillerhaus Besuchern offen. Böden und Türen verströmen die Atmosphäre vergangener Zeiten. Lesungen, Gesprächsrunden und Konzerte entfachen neues kulturelles Leben. Ein Museum erzählt von den Geschehnissen zu Schillers Lebzeiten und zeigt Leihgaben aus dem Schillerarchiv in Marbach, darunter Gemälde und Schreibutensilien. Und im Restaurant des Hauses probieren Besucher Gerichte nach Rezepten von Schillers Schwiegermutter Louise Lengefeld. Mehr über den Dichter erfahren Interessierte bei verschiedenen Stadtführungen.


Die Wiege des europäischen Porzellans

Daneben hat die Stadt an der Saale noch weitere reizvolle Ziele und Aktivitäten zu bieten. Am Fuße der Heidecksburg liegt die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, Kirchen und Renaissance-Bürgerhäusern. Im Stadtteil Volkstedt, einst eine Wiege des europäischen Porzellans, bietet die Manufaktur Rudolf Krämer Werksführungen an. Aktive zieht es derweil ins Saalemaxx Freizeit- und Erlebnisbad. Oder sie erkunden den Schwarzatalpanoramaweg, den Radweg nach Stadtilm oder den mehr als 400 Kilometer langen Saale-Radwanderweg. Wer weiter in Schillers Dunstkreis urlauben möchte, hat hierzu noch in weiteren Städten des Freistaats Gelegenheit. Zum ersten Mal setzte der Dichter 1782 in Meiningen seinen Fuß auf thüringischen Boden. In Jena hatte er seine zehn produktivsten Jahre, und in Weimar ließ er sich schließlich dauerhaft nieder.


In Storms "grauer Stadt am Meer"

Theodor Storm ist in Husum auf Schritt und Tritt gegenwärtig. Er wurde 1817 in der Nordseestadt geboren, in der er später als Anwalt und Schriftsteller arbeitete. Viele Schauplätze seines Lebens und seiner Werke sind noch heute zu entdecken, darunter das Wohnhaus, in dessen Poetenstübchen der Dichter Werke wie "Pole Poppenspäler" schrieb. Seit 2009 informiert hier eine neue Ausstellung über die Entstehung der Novelle "Der Schimmelreiter". Visuelle und akustische Medien machen Lust, sich mit Storms berühmtestem Werk auseinanderzusetzen. Beim weiteren Gang durch die Stadt spürt man, dass die "graue Stadt am Meer", wie Storm sie einst bedichtete, in Wirklichkeit sehr bunt ist. Im Binnenhafen leuchten die Hafenhäuser um die Wette. Auf dem Marktplatz herrscht zweimal in der Woche nordfriesisches Markttreiben. Und zur Zeit der Krokusblüte im Frühjahr entfaltet sich ein regelrechtes Blütenmeer. Millionen lilafarbener Krokusse schießen dann im Schlosspark aus dem Boden - ein Ereignis, das mit einem Krokusblütenfest gefeiert wird, in diesem Jahr am 20. und 21. März. Der Legende nach wurden die Blumen einst angepflanzt, um daraus Safran zu gewinnen.

Immer dem Duft der salzigen Luft nach, gelangt man schnell zum UNESCO-Welterbe und Nationalpark Wattenmeer. Etwas außerhalb der Innenstadt liegt der Dockkoog. An Husums grünem Badestrand gibt es eine große Liegewiese, auch Strandkörbe werden vermietet. Hier bestimmen die Gezeiten das Geschehen: Bei Flut kann gebadet werden, bei Ebbe zeigen geführte Wattwanderungen die vielfältige Lebenswelt des Wattenmeeres. Dieser Faszination der Gezeiten ist schon Storm erlegen.


Berliner "Audienz" bei Friedrich dem Großen

In der Hauptstadt Berlin haben viele historische Persönlichkeiten über Jahrhunderte ihre Zeichen hinterlassen. Einer von ihnen war Friedrich der Große. Während seiner 46-jährigen Regierungszeit von 1740 bis 1786 verwandelte er die kleine Residenzstadt in eine europäische Metropole. Heute erinnert nicht nur sein Reiterstandbild auf dem Prachtboulevard "Unter den Linden" an den preußischen König. Auch viele Bauwerke, die er errichten ließ, haben die Zeit überdauert - darunter die Humboldt-Universität, die Oper, die Hedwigskathedrale und die Alte Bibliothek, wegen ihrer geschwungenen Form "Kommode" genannt. Dagegen steht sein Geburtsort, das Stadtschloss auf der Spreeinsel in Berlins historischer Mitte, nicht mehr. Nach kontroversen Diskussionen wird das prunkvolle Gebäude in diesem Jahr nach historischem Vorbild wieder aufgebaut.

Berlinbesucher können nicht nur auf eigene Faust die Wirkungsstätten des "ollen Fritz" erkunden. Der Preußenexperte und Historiendarsteller Dr. Olaf Kappelt bietet "Audienzen" bei dem einstigen Staatsoberhaupt an. Stilecht in die typischen Gewänder Friedrichs des Großen gehüllt, führt er Interessierte zu sichtbaren und verborgenen Stellen seines Wirkens und unterhält sie dabei mit Geschichten und Anekdoten aus früherer Zeit. Auch Exkursionen nach Potsdam bietet das Königsdouble an. Dort befindet sich mit dem Schloss Sanssouci die ehemalige Sommerresidenz Friedrichs des Großen - eine Fundgrube für Besucher, die gerne in die Historie eintauchen.


Märchenhaftes Kassel

Geradezu märchenhaft geht es in Kassel zu. Schließlich gilt es als Hauptstadt der Deutschen Märchenstraße, die die Lebensstationen der Brüder Grimm auf mehr als 600 Kilometern von Hanau bis Bremen verbindet. Märchen, Sagen und Legenden werden hier lebendig - bei Freilichtspielen, Puppenspieltagen, Märchenwochen und Marionettentagen. In Kassel begannen Jacob und Wilhelm Grimm einst mit ihrer berühmten Sammlung der "Kinder- und Hausmärchen" und verbrachten in der Stadt ihre wichtigsten Lebensabschnitte. Noch heute wandeln Besucher auf ihren Spuren. So zeigt der Kasseler Kulturbahnhof noch bis zum 16. Mai 2010 die Ausstellung "Schätze aus der Märchenwerkstatt - Welterbe Brüder Grimm" mit einem riesigen begehbaren Märchenbuch.

Von Kassel aus gelangt man zu weiteren sehenswerten Stationen - etwa der Trendelburg, in der der Sage nach Rapunzel gelebt hat. Von dort bietet sich ein wunderbarer Blick über den Reinhardswald. Auch das Dornröschenschloss Sababurg lockt. Im nahe gelegenen Urwald scheint die Zeit stillzustehen, jahrhundertealte Eichen erzählen eine ganz besondere Geschichte - fast so, wie es einst schon die Brüder Grimm taten.


Städteinfos im Überblick:

JH Rudolstadt, Tel. 03672 313610,
E-Mail: jugendgaestehaus@jugendsozialwerk.de

JH Sinnershausen, Tel. 036940 5810,
E-Mail: schloss@thfv.de

JH Jena, Tel. 03641 687230,
E-Mail: jgh-jena@internationaler-bund.de

JH Weimar - "Am Poseckschen Garten", Tel. 03643 850792,
E-Mail: jh-posgarten@djh-thueringen.de

JH Weimar - "Germania", Tel. 03643 850490,
E-Mail: jh-germania@djh-thueringen.de

JH Weimar - "JGH am Ettersberg", Tel. 03643 421111,
E-Mail: jgh-weimar@djh-thueringen.de

JH Weimar - "JGH Maxim Gorki", Tel. 03643 850750,
E-Mail: jgh-weimar@djh-thueringen.de

www.rudolstadt.de
www.schillerhaus-rudolstadt.de
www.schiller-lockt.de


JH Husum, Tel. 04841 2714,
E-Mail: jh-husum@djh.de

www.husum-tourismus.de
www.storm-gesellschaft.de


JH Berlin - Ernst Reuter, Tel. 030 4041610,
E-Mail: jh-ernst-reuter@jugendherberge.de

JH Berlin - International, Tel. 030 747687910,
E-Mail: jh-berlin@jugendherberge.de

JH Berlin - Am Wannsee, Tel. 030 8032034,
E-Mail: jh-wannsee@jugendherberge.de

JH Potsdam, Tel. 0331 5813100,
E-Mail: jh-potsdam@jugendherberge.de

www.berlin-tourismus.de
www.koenig-friedrich.de


JH Kassel, Tel. 0561 776455,
E-Mail: kassel@djh-hessen.de

www.deutsche-maerchenstrasse.com
www.kassel-tourist.de


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Quelle:
extratour Nr. 2, März/April 2010, S. 14-16
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2010