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TOURTIP/843: Holzminden im Weserbergland (Extratour/DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - Extratour Nr. 1, Januar/Februar 2007

Immer der Nase nach
Holzminden im Weserbergland

Von Carola Dietz


Sinnlich, betörend, gewaltig: Die Macht der Düfte ist nicht erst seit Patrick Süskinds "Das Parfum" ein faszinierendes Thema. Die Verfilmung des Bestsellers lockte im vergangenen Jahr Millionen Zuschauer weltweit in die Kinos. Wen das imposante Filmspektakel zur Suche nach dem perfekten Duft inspiriert hat, der sollte schnellstmöglich Holzminden besuchen.


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In der Literatur ist Holminden zwar durch den Erzähler Wilhelm Raabe bekannt, der hier seine Kindheitsjahre verlebte, und nicht durch Patrick Süskind. Dennoch ist die Kleinstadt an Holzminde und Weser - vor Paris oder Grasse - die europäische Stadt der Düfte. Seit mehr als 130 Jahren werden hier die Grundstoffe hergestellt, aus denen die Parfumeurs an der Seine ihre feinen Duftwässer kreieren. Inzwischen beläuft sich die Produktion auf mehr als 25.000 Aromastoffe für die Kosmetik- und auch für die Lebensmittelindustrie, mit denen die Menschen überall in der Welt tagtäglich in Berührung kommen - bei der Körperpflege, beim Zähneputzen, aber auch beim Kochen und Backen. Den Grundstein für diesen Industriezweig legte 1874 Dr. Wilhelm Haarmann, dem es gelang, den natürlichen Aromastoff "Vanillin" synthetisch herzustellen.


Duftes Besucherleitsystem

Nach Vanillin duftet denn auch die erste von 15 Duftstelen, die die Besucher als Leitsystem durch die Weserstadt führen. So lässt sich Holzminden immer der Nase nach bestens erkunden. Vor 15 historischen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten riecht es nach Früchten, Kräutern oder Zwiebeln. An den Stelen werden sowohl interessante Informationen zum jeweiligen Standort als auch über die Düfte und Aromen vermittelt.

Wer sich entlang der Duftstelen durch Holzmindens Altstadt leiten lässt, kommt vorbei an Fachwerkbauten, die von der bewegten Vergangenheit der ehemaligen Ackerbürgerstadt zeugen, zum Beispiel dem 1609 erbauten Tillyhaus, in dem der berühmte Feldherr des Dreißigjährigen Krieges, Graf Tilly, übernachtet haben soll, oder dem Severinschen Haus von 1683 - einer dreigeschossigen Art des in Holzminden weitverbreiteten Durchgangsdielenhauses mit einem Dach aus Sandsteinplatten. Sehenswert sind auch jüngere Bauwerke, etwa das Rathaus von 1845 oder das Reichspräsidentenhaus von 1929. An den berühmten Stadtsohn Wilhelm Raabe erinnert der gleichnamige Brunnen, 1927 vom Bildhauer Ludwig Isenbeck mit Motiven nach Raabes Roman "Der heilige Born" gestaltet. Der moderne Duftbrunnen wurde im Jahr 2000 als eine Hommage an die Duftindustrie Holzmindens errichtet. Und auch die Fachhochschule Hildesheim-Holzminden am Haarmannplatz, Nachfolgerin der ersten Baugewerkeschule Deutschlands von 1831, ist ein Wahrzeichen der Stadt. Mit seinem besonderen Ambiente aus Historie und Moderne bietet Holzminden eine ideale Kulisse für das Internationale Straßentheater-Festival, das alte zwei Jahre zu Pfingsten stattfindet und dann mehr als 450.000 Besucher anzieht. 2007 werden weit über 130 Künstlergruppen, Gaukler und Fantasiegestalten die Weserstadt vom 25. bis zum 27. Mai zur Schaubühne eines extravaganten Kostümspektakels machen.

Noch mehr als Düfte, Historie und Kultur bietet die Umgebung Holzmindens. Die Stadt ist ein idealer Ausgangspunkt für Radwanderungen in das Oberwesertal oder für Wanderungen in den Naturpark Solling-Vogler, eines der größten und schönsten Waldgebiete Norddeutschlands.

www.holzminden.de

JH Holzminden, Tel. 05531 4411
JH Silberborn, Tel. 05536 568


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Parfum - ein historisches Luxusgut

Von jehe legen die Menschen großen Wert auf feine Düfte: Die ersten Parfums wurden vermutlich schon vor 7000 Jahren in Mesopotamien zur Ehrung der Götter und zur Salbung der Toten verwendet. Die Oberschicht der alten Ägypter, Römer und Griechen huldigte bereits einer hoch entwickelten Körperkultur mit täglichen Duftbädern. Die eigentliche Parfumherstellung per Destillation wurde im Orient, etwa im 8. Jahrhundert, entwickelt. Mit den Kreuzzügen vom 11. bis zum 13. Jahrhundert kamen die kostbaren Essenzen auch nach Europa. Im Jahr 1550 begannen die Franzosen ernstmals mit der industriellen Herstellung von Parfum. 1920 kam mit Chanel No. 5 der erste gänzlich synthetische Duft auf den Markt.


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Quelle:
Extratour Nr. 1, Januar/Februar 2007, S. 22
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2007