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SOZIALES/007: Der Tourismus verbindet Kulturen nicht automatisch (NaturFreunde Deutschlands)


NaturFreunde Deutschlands - 26. September 2011

Der Tourismus verbindet Kulturen nicht automatisch

Anlässlich des Welttourismustages fordern die NaturFreunde einen stärker sozial- und umweltverträglich organisierten Tourismus


Wien/Berlin, 26. September 2011 - "Linking Cultures - Kulturen verbinden" lautet das Motto des diesjährigen Welttourismustages am 27. September. Immer wieder wird behauptet, dass der Tourismus zu mehr Frieden und Demokratisierung beitragen könne. "Ja, aber ..." kommentieren die NaturFreunde Internationale (NFI) und die NaturFreunde Deutschlands (NFD) diese These: "... der Tourismus führt eben nicht wie von Zauberhand zu mehr Frieden und Demokratie." Denn für einen wirklich positiven gesellschaftlichen Effekt müsse der Tourismus viel stärker sozial- und umweltverträglich organisiert sein. Den NaturFreunden zufolge sei das in der Praxis jedoch äußerst selten der Fall.

Die offiziellen Feierlichkeiten zum diesjährigen Welttourismustag, der von der Welttourismusorganisation UNWTO initiiert wurde, finden statt im ägyptischen Assuan. "Ganz sicher sind diese Feierlichkeiten im postrevolutionären Ägypten, einem der wichtigsten und ältesten Reiseländer, ein positives Signal. Ob den Feiern und der parallel stattfindenden Konferenz, in deren Rahmen die Sozialverträglichkeit des Tourismus diskutiert werden soll, auch entsprechende Taten folgen, wird sich aber erst noch zeigen müssen", dämpft der Generalsekretär die NaturFreunde Internationale Dr. Christian Baumgartner die Erwartungen.


Diffuse Vorstellungen vom Völker verbindenden Reisen

"Der globale Tourismus ist in erster Linie ein komplexer Wirtschaftssektor, der mit diffusen Vorstellungen vom Völker verbindenden Reisen kaum etwas gemein hat", erklärt Karin Chladek von "respect", der NFI-Marke für nachhaltige Tourismusentwicklung und ergänzt: "Die Annahme, dass der Tourismus automatisch die Welt verbessere, ähnelt ein wenig der These, dass die Marktwirtschaft automatisch zu mehr Demokratie führe."


Auch lokale Bevölkerung muss von der Tourismusentwicklung profitieren

"Der Tourismus kann tatsächlich ein positiver Faktor sein, allerdings muss er dafür sozial- und umweltverträglich geplant und gestaltet werden. Zum Beispiel muss die Bevölkerung vor Ort in die Tourismusentwicklung eingebunden sein und davon auch wirtschaftlich profitieren", betont Baumgartner und verweist in diesem Kontext auf gute Beispiele der NaturFreunde: "Mit langfristigen Projekten wie etwa der grenzüberschreitenden ?Landschaft des Jahres? arbeitet die internationale NaturFreunde-Bewegung daran, mit den Menschen in den jeweiligen Destinationen einen nachhaltigen Tourismus zu ermöglichen und weiter zu entwickeln. Ein sehr großes Potenzial haben auch unsere immer stärker genutzten interkontinentalen Austauschprojekte, beispielsweise zwischen NaturFreunden in Afrika und Europa."


Sozialökologische Orte der lebendigen Begegnung

Auf eine sozialökologische Möglichkeit der deutsch-französischen Völkerverständigung etwa weist Eckart Kuhlwein, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands, hin: "Deutsche und französische NaturFreunde haben jüngst eine grenzüberschreitende Radroute "Von der Saar zum Rhein" in handlichen Faltblättern beschrieben, die auch die Besonderheiten der durchfahrenen Naturschutzgebiete erklären." Dieser sogenannte Natura Trail (www.natura-trails.naturfreunde.de) führt immer wieder in deutsche und französische Naturfreundehäuser und damit an sozialökologische Orte der Begegnung, wo Freizeit und Freiheit kein Luxus sind. "In den Naturfreundehäusern lernen sich übrigens nicht nur Deutsche und Franzosen kennen", so Kuhlwein.


Kennenlernen, um sich zu verstehen

"Menschen unterschiedlicher Kulturen müssen sich kennenlernen, um sich zu verstehen. Dann verbindet der Tourismus auch Kulturen. Ohne das Verständnis füreinander können aber weder Menschen noch Kulturen miteinander auskommen", fasst Baumgartner zusammen.


Die NaturFreunde
Die NaturFreunde treten seit dem Jahr 1895 ein für eine offene, demokratische und sozial gerechte Welt. Sie orientieren sich traditionell am Leitbild der Nachhaltigkeit und setzen dies in ihrer Projektarbeit wie auch in ihren Reise- und Freizeitangeboten um.

In Deutschland engagieren sich 75.000 NaturFreunde in rund 650 deutschen Orts-, Bezirks- und Regionalgruppen. Zumeist ehrenamtlich bewirtschaften diese auch die mehr als 400 deutschen Naturfreundehäuser als offene und sozialökologische Stätten der Begegnung.

Dachverband der internationalen NaturFreunde-Bewegung mit weltweit mehr als 500.000 Mitgliedern und rund 1.000 Naturfreundehäusern ist die NaturFreunde Internationale (NFI) mit Sitz in Wien. Sie zählt zu den größten NGO weltweit und ist Mitglied der sogenannten Green10.


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Quelle:
Presseinformation vom 26.09.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2011