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PR-ACTION/001: "Trafalgars Killer" (SB)


"Trafalgars Killer"

Anmerkungen zu Perry Rhodan-Action Band 1


Es gibt menschheitsgeschichtlich sicherlich nicht viele Kosmologien, die vielschichtiger angelegt sind als die der Perry-Rhodan-Serie. Was Kritiker lange Zeit als "Landser im Weltraum" verwarfen, hat sich zu einem gewaltigen Epos einer fiktiven Menschheitsgeschichte entwickelt. Dabei stand die Frage, welche Stellung der Mensch in der Welt einnimmt, von Anfang an im Mittelpunkt des Geschehens. Sicherlich, die Menschen haben Sternenreiche erobert und Weltraumschlachten geschlagen, haben ihre Gegner vernichtet und selbst zum Untergang ganzer Völker beigetragen. Dennoch, die zentrale Figur des Perry Rhodan, die dank der Gunst einer höheren Wesenheit namens ES unsterblich wurde, steht für etwas anderes. Sie will nicht befrieden, sondern Frieden schaffen, und hat für ihre Aufgabe von der Superintelligenz ES 20.000 Jahre Zeit eingeräumt bekommen. Zweifel an der eigenen Rolle sind eine der wichtigsten Charaktereigenschaften dieses Helden.

Seit rund 47 Jahren werden Woche für Woche neue Puzzleteile zum großen Bild des Perryversums beigetragen. Dabei haben die Autoren häufiger kleinere und größere Zeitsprünge vorgenommen, so daß Lücken entstanden sind. Das Auffüllen dieser Handlungslücken in der Perry-Rhodan-Historie hat sich als eines der erfolgreichsten Spinoff-Konzepte der Serie erwiesen.

Die Figur des Atlan wurde schon bei ihrer Einführung in Heft 50 "Der Einsame der Zeit" aus der Feder von Karl-Heinz Scheer mit einer gehörigen Portion Eigenständigkeit gegenüber dem Haupthandlungsträger Perry Rhodan bestückt, eigene Serien unter anderem aus der Jugendzeit des Arkoniden setzten diese Idee konsequent fort. Heute gibt der Pabel-Moewig Verlag regelmäßig zwölfbändige Atlan-Miniserien heraus, die innerhalb der eigentlichen Handlung angesiedelt sind.

Nun also hat auch Perry Rhodan seine eigene Mini-Serie. Mit "Trafalgars Killer" stoßen die Macher eine weitere Tür im Verlagsgeschäft auf. "Perry Rhodan-Action" nennt sich der Ableger. Angesiedelt in der Frühzeit der Serie, als Perry Rhodan für den Zusammenhalt des Vereinten Imperiums aus Arkoniden und Terranern kämpfte und dabei von dem legendären Mutantenkorps unterstützt wurde, soll die neue Serie dem auch auf der Leserkontaktseite regelmäßig geäußerten Wunsch nach einer actionreicheren Handlung nachkommen.

Am 4. März des Jahr 2166 n. Chr. wird in der terranischen Hauptstadt Imperium-Alpha ein Attentatsversuch auf Perry Rhodan verübt. Er kann nur knapp dem Tod entrinnen und setzt sich unverzüglich auf die Spur seiner neuen Gegner. Die führt ihn auf die terranische Kolonialwelt Trafalgar, wo der Schwere Kreuzer JUNO beim Landeanflug unter Feuer genommen wird und zu Bruch geht. Perry überlebt und schlägt sich mit einer kleinen Gruppe zu dem Geschützfort durch, von dem aus sie beschossen worden waren. Das Gros der Überlebenden bricht zur Hauptstadt auf, die ebenfalls angegriffen wird.

Unterwegs trifft Perry auf neue Verbündete, die nun ebenfalls ins Visier des bislang nur in Form von Robotern bzw. Androiden auftretenden Gegners geraten. Mit Hilfe des schwerverletzten, aber bis zur Selbstaufgabe pflichtbewußten Teleporters Tako Kakuta dringt Perry in das Geschützfort ein, um es zu zerstören. Nun erfahren die Leserinnen und Leser erstmals den Namen des Gegners, der den Terraner mittels der Aufnahme einer Überwachungskamera entdeckt hatte: Der Regent der Energie. Er empfindet anscheinend einen tiefen Haß auf Perry - sofern Empfindungen zu seinem Sinnesrepertoire gehören -, und will ihn vernichten. Daß ihm das nicht gelingt, ist klar, denn "Perry Rhodan-Action" ist in keinem Paralleluniversum eines Rastatt II angesiedelt. Was der Terraner und seine Mitstreiter alles unternehmen müssen, um der Gefahr zu entkommen, dürfte in den kommenden Heften weiterhin mit Hochdruck erzählt werden.

Um Hochdruck handelt es sich in der Tat. Was in der Hauptserie mehrere Hefte gefüllt hätte, wird hier zu einer einzigen Episode verdichtet: Erst das Attentat auf Perry Rhodan, dann der Abschuß auf der Kolonialwelt, der Fußmarsch durch den Dschungel (dank an Robert Feldhoff, daß er nicht zum x-ten Mal Spannungsmomente aus lianenschwingenden Sumpfpflanzen und gefräßigen Kürbissen zu ziehen versucht hat) und schließlich der Angriff auf ein Fort des Gegners.

Kampf, Kampf, Kampf - Christian Montillon, Exposé-Autor für "Perry Rhodan-Action" hat nichts Falsches versprochen, als er ankündigte, daß es richtig zur Sache gehen würde. Da spritzt schon mal Blut, platzen Köpfe, werden Leiber verschmort oder verkokelt. Mit Sicherheit wird so etwas den Geschmack mancher Leser treffen, denen die Hauptserie zu weich erscheint. Und es trifft nicht zuletzt auf einen Trend innerhalb der Science-fiction, in dem knallharte Action angesagt ist.

Die Leserinnen und Leser der Hauptserie können wirklich froh sein, daß die Bedienung der eher martialischen Interessen in eine Nebenserie verlegt wurde, dadurch bleibt ihnen "ihr" Perry Rhodan so erhalten, wie er bekannt ist. Selbstverständlich deckt sich der "Action-Perry" noch immer weitgehend mit der vertrauten Figur, zumindest Feldhoff hat sich in dem ersten Roman der neuen Serie erkennbar bemüht, es zu keinem charakterlichen Bruch mit dem "Original-Perry" kommen zu lassen. Beispielsweise wird dieser nur von Robotern bzw. Androiden angegriffen, was das hemmungslose Abschlachten der Gegner erleichtert. Hätte es sich dagegen um lebende, denkende Wesen gehandelt, hätte die Figur des überaus positiv gezeichneten Perry Rhodan eigentlich moralische Bedenken haben müssen.

Dennoch fällt auf, daß sich Perry Dinge erlaubt, über die er in der Hauptserie nachgedacht hätte und bei denen er womöglich zu einer anderen Entscheidung gelangt wäre. So beanspruchte er die Kräfte des verletzten Teleporters Kakuta bis zum allerletzten, und dieser konnte seine übermenschliche Leistung nur bringen, weil er sich eine lebensgefährlich hohe Dosis Aufputschmittel injiziert hatte.

Es wird eine Gratwanderung werden, die sich die Autoren mit "Perry Rhodan-Action" vorgenommen haben. Solange sie aber die Hauptserie mit ihren seit Jahrzehnten bewährten Charakteren und ihrem Grundmuster des Ringens der Menschheit um eine Position gegenüber den kosmischen Kräften nicht aus dem Blick verlieren, spricht nichts gegen mehr Action für alle, denen dieser Aspekt der Science-fiction-Serie zusagt.

9. April 2008


Perry Rhodan-Action Nr. 1
Band 1, "Trafalgars Killer" von Robert Feldhoff
Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2008

Jeder Roman kostet 1,85 Euro und umfasst jeweils 64 Seiten.
Es gibt eine spezielle Homepage: www.perry-action.de