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ERSTAUFLAGE/767: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2771 (SB)


Wim Vandemaan

Pilger der Gerechtigkeit

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2771



2. April 1517 NGZ - Attilar Leccore, der Chef des Terranischen Geheimdienstes, begibt sich an Bord des Raumnomaden-Schiffes WARZENSCHWEIN auf eine Mission. Es geht darum, eine Ordische Stele zu erbeuten, um sie untersuchen zu können. Mit der riesigen ehemaligen Mehandor-Walze ist der Nomadenstamm der Gontersbloom schon seit 2000 Jahren unterwegs. An Bord eine freiheitlich denkende Gesellschaft. Wer bei den Nomaden lebt, hat Anspruch auf Anonymität. Das ist ein Grundrecht unter Raumnomaden. Deshalb kann sich Leccore auf dem Schiff bewegen, ohne Fragen beantworten zu müssen. Dennoch trifft er Vorsichtsmaßnahmen, um die Ankunft von zwei Ganschkaren zu vertuschen, die von der TROMMEL, einem Schiff der maahk-ähnlichen Grossart, auf die WARZENSCHWEIN überwechseln. Die Ganschkaren, vogelartige ehemalige Mitglieder der Terminalen Kolonne, sind ausgesprochen versierte Techniker. Damit der Diebstahl der Ordischen Stele von Allema für einige Stunden vertuscht werden kann - Stunden, die nötig sind, damit die WARZENSCHWEIN mit ihrer Beute entkommen kann -, haben sie aus einem rot leuchtendem Material, das wie echtes Patronit aussieht, eine Ordische Stele nachgebaut, die gegen die echte ausgetauscht werden soll. Um das Stelen-Duplikat zu optimieren, müssen die Ganschkaren jedoch eine echte Ordische Stele aus der Nähe untersuchen. Dies wird auf Allema geschehen, einem Planeten der LFT, zu dem die TROMMEL mit der falschen Ordischen Stele an Bord bereits weitergeflogen ist.

Der onryonische Kommandeur Boyton Holtorrec, der mit einem Raumschiffscluster für die Sicherheit des Planeten zuständig ist, hat eine Schwäche für die Terraner und will beweisen, daß Onryonen und Bürger der LFT friedlich zusammenarbeiten können. Deshalb hat er darauf verzichtet, ein Kastell zum Schutz der Ordischen Stele zu installieren. Dieses Vertrauen wird ihm zum Verhängnis werden.

Auf Allema existiert seit Jahrhunderten das Bankhaus Fracowitz, eines der mächtigsten Kreditinstitute der LFT, das einen ganzen Sternenstaat gegründet hat. Im Jahre 2460 alter Zeitrechnung gehörten 79 Sonnensysteme mit 93 besiedelten Planeten und 350 Millionen Menschen dem Allema-Bund an. Nun sind es 125 Sonnensysteme mit 145 Welten.

Die feierliche erste Rechtsprechung der Ordischen Stele wird dem tefrodischen Gesandten Keshkord Vaylender zugesprochen. Da der Allema-Bund sich weigert, dem Tamanium beizutreten, fordert er nun von der Stele, daß sie bestimmt, daß der gesamte Allema-Bund den Tefrodern zugesprochen werde, weil zu lemurischen Zeiten der Planet Standort eines bedeutenden lemurischen Flottenstützpunkts gewesen sei.

Die Ordische Stele urteilt nicht in seinem Sinne. Sie entscheidet, daß Allema inzwischen terranisch geworden sei und deshalb nach terranischen Maßstäben geurteilt werden muß. Die von Jercy Fracowitz repräsentierte Gruppe, die ebenfalls aus Nachfahren der Lemurer bestehe, habe sich das Erbe ihrer Ahnen durch Arbeit angeeignet. Deshalb sei diese Welt die ihre. Die Tefroder könnten höchstens über die von den Lemurern zurückgelassenen Raumschiffe verfügen, müssten sie sich aber mit allen anderen Völkern lemurischer Abstammung teilen. Keshkord Vaylender bleibt nichts anderes übrig, als verdattert wieder abzuziehen.

Zum Allema-Bund gehören auch die Shuqul, die über keine nennenswerten Guthaben in Galax oder anderen Währungen verfügen, sondern mit ihren Verdingten Göttern, religiösen Skulpturen aus Pyrith, handeln. Solange sich die Summen, die sie für die Reliquien forderten, die eigentlich nur ihnen etwas bedeuten, in Grenzen hielten, hat das Bankhaus sie ihnen ausgezahlt. Doch als sie nun 233 Millionen Galax wollen, um auf ihrem Nachbarplaneten ein religiöses Zentrum zu errichten, lehnt das Bankhaus ab. Deshalb werden sie vor der Ordischen Stele ihr Recht einfordern.

Die von den Shuqul vorgebrachte Klage gegen das Bankhaus Fracowitz, das den Verdingten Gott nicht in Zahlung nehmen will, wird von der Stele so entschieden, daß die Onryonen im Dienste des Atopischen Tribunals die Kosten übernehmen. Da das Bankhaus die Summe auf die Allgemeinheit umlasten müßte, wäre dies ungerecht, weil für niemanden der Verdingte Gott so wertvoll ist wie für die Shuqul. Wie sich herausstellt, haben die Onryonen in den vergangenen 40 Jahren unter den Namen von Terranern und anderen Völkern der Galaxis etliche Konten beim Bankhaus Fracowitz eingerichtet, auf denen ca. 3 Milliarden Galax liegen.

Am 5. April 1517 NGZ erreicht die WARZENSCHWEIN, an der vor einigen Wochen von einem Liga-Schiff mitten im Raum Umbauten an der Außenhaut vorgenommen worden sind, Allema. Die Wahlmeisterin der Nomaden, Bonnie Gontersbloom, will ebenfalls bei der Ordischen Stele ihr Recht einfordern. 20 Nomadenschiffe sind vor einigen Wochen von onryonischen Schiffen festgesetzt und geentert worden, um die Koordinaten der Dekadenwelt zu erbeuten. Die Daten haben sie zwar nicht bekommen, weil die Kommandeure sie rechtzeitig gelöscht haben, aber ein Schiff wurde beschädigt.

Jedes Schiff, das auf Allema landen will, wird von den Onryonen genau inspiziert. Die aus lauter Individualisten bestehende Besatzung der WARZENSCHWEIN belästigt das Inspektionsteam mit allerlei Schabernak. Die Nomaden sind eitel, abweisend, widerspenstig und völlig unberechenbar. Das sind selbst die Onryonen nicht gewohnt. Doch Boyton Holtorrec bringt den freiheitsliebenden Nomaden Sympathie entgegen. Nach Abschluß der Inspektion, die nichts gesetzwidriges zu Tage gefördert hat, darf die WARZENSCHWEIN auf dem Raumhafen von Allema landen, wo schon etliche Schiffe, darunter auch die TROMMEL und ein Posbi-Raumer mit der Bezeichnung BOX-57333 stehen.

Bonnie Gontersbloom fordert von der Stele Entschädigung für die Schäden, die die Onryonen verursachten, als sie die Nomadenschiffe enterten. Die Stele argumentiert, daß auch die Nomaden von der Atopischen Ordo profitieren würden, weil sie einen Zugewinn an Sicherheit und Frieden erfahren werden, der ihre Einbußen mehr als aufhebt, dennoch sollen sie jetzt Ersatz bekommen, da sie im Moment noch den Gewinn als Verlust mißverstehen. Der beschränkte Geist solle Genugtuung erfahren. Aus dieser Genugtuung würde Vertrauen erwachsen und eines Tages die Einladung an das Atopische Tribunal ergehen, sich endlich auch der Dekadenwelt anzunehmen. Bonnie Gontersbloom bekommt 190 Millionen Galax zugesprochen, womit sie nicht gerechnet hätte, da sie davon ausgegangen war, daß die Atopische Stele im Sinne der Onryonen entscheiden würde. Doch die Stele urteilt so, daß alle zufrieden gestellt sind.

Attilar Leccore ist ein Koda Aratier. Er kann andere Lebewesen perfekt kopieren, nicht nur deren äußere Gestalt, alle Zellen und inneren Organe, sondern auch ihre Verhaltensweisen und Charaktere. Während sich die beiden Ganschkaren in unmittelbarer Nähe der Ordischen Stele aufhalten, um so viele Daten wie möglich zu sammeln, verwandelt sich Attilar Leccore in einen Grossart. Er nähert sich gemeinsam mit Gerzschko-2, dem Kommandanten der TROMMEL, der Stele. Er will unbedingt herausfinden, was sich im Innern der Stele befindet, denn er ist überzeugt, daß sie kein schlichter Automat ist. Während Gerzschko-2 ausführlich die lange Geschichte seines Volkes erzählt, versucht Leccore das Innere der Stele zu erfassen. Normalerweise kopiert er das neuronale Muster eines Gehirns und kann daraus die Gedächtnisinhalte ablesen. Doch alles, was er nun herausfindet, ist, daß sich in der Stele eine materielle Substanz befindet. Deren Beziehung zu einer geistigen Entität bleibt Leccore jedoch ein Rätsel. Er versucht mehrmals sein Gegenüber zu begreifen, aber er schafft es nicht. Da ist einfach nichts, was einem neuronalen Gewebe ähnelt. Er kann sein Gegenüber einfach nicht fassen und gibt den Versuch auf, einen Zugriff zu erhalten. Als er die Stele dann berührt, merkt er, daß sein Gegenüber von immenser Größe und vollkommen in seinem Element ist. Der Vergleich mit einem Blauwal, der eine Ameise bemerkt, die ins Meer gefallen ist, kommt ihm in den Sinn. Als würde dieser Blauwal alle Lebewesen des Meeres genau kennen.

Leccore gegenüber existiert eine Dimension, von der er sich kein Bild machen kann. Die Stele beinhaltet etwas, das weit gereist ist, durch Zeit- und Raumwelten, die sich dem normalen Begreifen entziehen. Es ist etwas Junges und gleichzeitig unsagbar Altes - ein Fingerzeig aus der Ewigkeit in die Ewigkeit. Es ist ein Teil von etwas und auch das Ganze. Und es ist mit sich im Reinen und paßt auf. Es lechzt nach Gerechtigkeit, um sie allen Wesen angedeihen zu lassen.

Leccore flieht aus dieser Verbindung und kehrt in seinen Grossart-Körper zurück, in dem er sich nun fühlt wie in einer schalen Fremde. Erstaunlicherweise hat er seinen Körper nicht länger als eine Minute verlassen, um die Ordische Stele zu sondieren.

Gerzschko-2 erzählt unterdessen, daß sein Volk von einer Maahk-Flotte unter Beihilfe der damaligen USO ermordet worden ist. Da die Maahks nicht greifbar seien, fordere er von der Stele die Offenlegung möglicher Vermögenswerte der USO auf Allema und deren Herausgabe als Entschädigung.

Doch erstaunlicherweise urteilt die Stele zu Gunsten der USO. Um Recht zu sprechen, studiert und analysiert sie die traditionellen Rechtssysteme der jeweiligen Völker und wendet sie an. Im vorliegenden Fall zitiert sie Seneca und argumentiert, die Untat, die die USO begangen habe, läge lange Zeit zurück. "Wem hülfe die Strafe. Kein Verständiger straft, weil gesündigt worden ist, sondern um die Sünde zu verhüten. Nichts als die Verhütung der Sünde kann Anlaß zur Strafe sein. Strafe taugt nicht zum Heilen. Wenn das Verbrechen begangen ist, hat das Gericht versagt." Also müsse das Atopische Tribunal nun dafür sorgen, daß die Grossart-Zivilisation unter seinen Schutz gestellt wird. Es wird ein Cluster ins Heimatsystem der Grossart geschickt, um den Fortbestand ihrer Kultur in Zukunft zu sichern.

Die Ganschkaren haben im Schutz ihrer Deflektoren inzwischen ihre Untersuchungen abgeschlossen. Um die Ordische Stele aus dem Untergrund zu lösen, dringen Mikromaschinen in die Erde unter der Stele vor, miniaturisierte Tunnelfräsen, die sich rein mechanisch durch die Bodensubstanz vorarbeiten und sie verdichtet hinter sich zurücklassen. Zu gegebener Zeit werden diese Maschinen ihre mikroskopisch kleinen Projektoren aktivieren und die komprimierte Schicht hyperenergetisch aufladen. Bei dieser Kristallfeldintensivierung kommt es zu einer künstlichen Intensivierung der Kohäsionskräfte, die dem Material weitere Härte, Festigkeit und eine hohe Temperaturbeständigkeit verleihen. So entsteht unter der Stele eine nur wenige Mikrometer dicke Trennschicht. Die Stele verliert ihren Halt, ohne daß es auffällt.

Attilar Leccore lockt auf der BOX-57333, die wegen eines Verdachts erneut inspiziert wird, den onryonischen Kommandeur Boyton Holtorrec in eine Falle und nimmt seine Gestalt an. Boyton Holtorrec wird auf dem Schiff, das lediglich die Biopositronik beherbergt, gefangen gehalten, während Attilar Leccore seine Rolle als onryonischer Flottenkommandeur übernimmt. Der Fragmentraumer startet und simuliert einen Absturz. Katastrophenalarm wird ausgelöst.

Mit der Begründung, sich in Sicherheit bringen zu müssen, startet gegen den Willen der Onryonen auch die TROMMEL, bei der es sich in Wirklichkeit um einen Großtransmitter handelt. Beide Schiffe kommen sich gefährlich nahe. Als die BOX noch ein Stück absackt, kommt es scheinbar zu einer Kollision. In dem Moment wird an Bord der WARZENSCHWEIN, die schon zuvor gestartet ist und sich bereits im Orbit befindet, der Aagenfelt-Blitz ausgelöst, der die Wirkung aller hyperenergetisch arbeitenden Aggregate in den Hyperraum abstrahlt, was dazu führt, daß alle Geräte, die von diesem Blitz getroffen werden, ausfallen. Schlagartig wird es auf dem Raumhafen und in der ganzen Stadt stockdunkel. In diesem Moment öffnet sich die TROMMEL. Ein Fesselfeld löst die Ordische Stele aus dem Untergrund, gleichzeitig bringt ein anderes Fesselfeld das Duplikat, das vermeintliche Schäden aufweist, an die Stelle, an der die echte Stele stand. Die wird von der TROMMEL, zusammen mit der Grossart-Besatzung, zur WARZENSCHWEIN abgestrahlt, die sich sofort aus dem Staub macht.

Die TROMMEL und die BOX-57333 beschleunigen mit rücksichtslosen Werten und wühlen dabei die Atmosphäre von Allema auf. Nun merken die Onryonen, daß die Kollision eine Finte war, die dazu diente, die Ordische Stele anzugreifen. Attilar Leccore kommandiert als Boyton Holtorrec das Verfolgerschiff. Der echte Boyton Holtorrec sitzt auf der BOX-57333 gefangen und wird von der Schiffspositronik über den wahren Sachverhalt aufgeklärt. Er weiß, daß er mit diesem Wissen nicht überleben soll und kann nur mit ansehen, wie seine eigenen Schiffe die TROMMEL und den Fragmentraumer zerstören.

Am 9. April 1517 NGZ wird die Ordische Stele an ein weiteres Schiff übergeben. Die Raumnomaden ziehen weiter.

Die Ordische Stele selbst ist sorglos. Sie hätte zwar die Macht gehabt, sich zu wehren, aber sie hat es nicht getan. Wie der Heiler zum Unheil geht, will sie sich in die dunkelste Untiefe des Unrechts tragen lassen, um das Licht der Gerechtigkeit dort auszugießen, wo es am notwendigsten ist ...

30. September 2014