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TIPS/031: "Parfümierte" Schattenmorellen (SB)


"Parfümierte" Schattenmorellen


Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Hamburg von Napoleons Truppen besetzt. Die stolzen Hanseaten wehrten sich mit den ihnen eigenen Mitteln gegen die Besatzer und deren "parfümierte" Ausdrucksweise: indem sie die meist nasal gesprochenen Worte eindeutschten und teils zweckentfremdet der Lächerlichkeit preisgaben. So wurde aus den eleganten Lederpantoffeln "Babouche" die Puschen, das Appartement zum "Paternang" (Toilette) und die Plörre "zum Weinen scheußlicher Kaffee" ("le pleur").

Auch bei der Schattenmorelle handelt es sich um die Vereinnahmung eines französischen Ausdrucks, wenngleich diese bereits vor Napoleons Belagerung stattgefunden haben muß. Der Name der seit dem 17. Jahrhundert verbreiteten rotsaftigen Sauerkirschsorte bedeutet nämlich nicht, wie vielleicht angenommen, daß dieser Baum am besten an einem schattigen Ort gedeiht. "Schattenmorelle" ist eine Verballhornung ihres Herkunftsortes, "Château Morel".

Mochten die Hamburger diesen Namen auch verspotten, liebten sie doch die Früchte und ersannen allerlei Rezepte mit diesem Steinobst - Kompositionen, die so eigenwillig sind, wie dieser norddeutsche Menschenschlag. Hier ein Beispiel für einen Nachtisch, der zwar von seinem parfümierten französischen Klang befreit, dafür aber durch einem gehörigen Schluck Schnaps auf andere Art "durchduftet" wird: "Parfümierte" Schattenmorellen.

ZUTATEN (für 4 Personen

200 g trockene Schwarzbrotscheiben
1 Eßl. Zucker
1 Pck. Vanillezucker
2 Teel. Speisestärke
1 Glas Schattenmorellen (650 g = 350 g Abtropfgewicht)
12 Eßl. Kirschwasser
200 ml Schlagsahne
etwas geriebene Zartbitterschokolade


Das Schwarzbrot grob zerbröseln und auf vier hochstielige Dessertgläser verteilen. Die Schattenmorellen auf ein Sieb geben, den Saft auffangen. Das Brot mit je 2 1/2 Eßlöffeln Kirschwasser und einem Eßlöffel Schattenmorellensaft tränken. Den Rest des Saftes in einen Topf geben, wenig süßen, mit ausgerührter Speisestärke binden und heiß auf das eingeweichte Brot geben. Schließlich die Schattenmorellen darauf geben, die Schlagsahne mit Vanillezucker steif schlagen und ebenfalls auf die vier Gläser verteilen. Erkalten lassen und mit geriebener Schokolade servieren.

7. Mai 2010