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MÄRCHENKOCH - TEIG/001: Eiernudeln mit Fleischklößchen (SB)


DER BETTELMUSIKANT


Vor langer Zeit trug es sich zu, daß ein Bettelmusikant im Schloß eines mächtigen Königs vorsprach und gegen eine warme Mahlzeit seine Dienste anbot. In der Küche gab man ihm eine Schale Eiernudeln mit Fleischklößchen, als gerade der König des Weges kam. Der König, der an seinem Hof schon viele Musikanten unterhielt, wollte mit dem armen Mann seinen Spott treiben. Daher sprach er zu ihm: "Wenn du ein Lied zu singen verstehst, das mir so recht zu Herzen geht, dann sollst du dich ruhig bei mir sattessen. Bist du aber einer von den vielen, die nur zirpen können wie die Grillen, aber essen wie die Scheunendrescher, dann lasse ich dich in den Turm werfen und du sollst darin verschmachten.

Der Bettelmusikant bedachte sich einen Moment, dann willigte er ein. Er nahm seine Laute, stellte sich vor den König hin und sang mit seiner warmen, volltönenden Stimme, die jeden sogleich gefangennahm:

Es war einmal ein König
der kundgab weit und breit,
welch Arzt könnte ihn heilen
von seiner Traurigkeit.

Ihm sei die Welt so öde
so elend und verdorrt,
ja selbst sein schöner Garten
ein grauer, kalter Ort.

Ärzte kamen gefahren
eintausend an der Zahl,
doch niemand half dem König
aus seiner Herzensqual.

Er wurde schmal und schmächtig,
das Zepter ward ihm schwer
und jeder konnt's ihm anseh'n,
lang lebt er nun nicht mehr.

Da kam ein alter Bettler
an jenes Königs Schloß,
der sagte, daß er wüßte,
was ihn so tief verdroß.

Zum Lohne wollt' er fordern
nicht Gold, noch Schmuck, noch Tand,
nur möge man ihm füllen
die Schale in der Hand.

Die Magd, die ihm nicht traute,
kam, ihm ins Aug' zu seh'n,
und was sie dort erschaute,
ließ sie zum Herd hingeh'n

mit seiner ird'nen Schale,
die füllt' sie bis zum Rand
von ihres Königs Mahle,
das auf dem Feuer stand.

Der Bettler aß die Speise,
er löffelte geschwind,
eben auf jene Weise,
wenn Menschen hungrig sind.

"Nun führt mich zu dem Kranken!",
tat er der Kochmagd kund,
"ich weiß ihm wohl zu helfen,
ich mache ihn gesund."

Sie brachte ihn zum König,
der Bettler grüßte ihn,
und sprach: "Wollt Ihr genesen,
dann müßt Ihr niederknien

vor mir in diesem Saale
im Staube auf dem Stein,
dann wird von Eurer Quale
bald nichts mehr übrig sein.

Der König tat's mit Zaudern,
an seinem Stolze wund,
und spürte dann mit Schaudern
für seine Not den Grund.

Durch Hochmut und durch Härte,
durchs Reichsein allgemein,
war ihm beinah entfallen,
selbst auch ein Mensch zu sein.

Da warf er sich in Reue
im Staub lang hin zum Dank,
ward' wieder Mensch aufs Neue
und war nicht länger krank.


*


Noch lange, nachdem der Musikant geendet hatte, stand der König reglos da. Er hatte den Kopf gesenkt, denn niemand sollte sehen, daß Tränen in seinen Augen standen. Als er endlich aufsah, um dem Bettelmusikanten von Herzen zu danken und um ihn für seinen leichtfertigen Spott um Vergebung zu bitten, war dieser fort und konnte auch nicht mehr gefunden werden.

Von diesem Tage an erhielt jeder Musikant, der im Schloß vorsprach, eine große Schale voller Eiernudeln mit herzhaften Fleischklößchen darin - ob er nun singen konnte oder nicht.


*


EIERNUDELN MIT FLEISCHKLÖSSCHEN
Zutaten für 2 Personen

150 g gemischtes Hack
200 g Eiernudeln
15 g Butter
1 Ei
2 EL Semmelmehl
1 Prise Knoblauchpulver
1 TL Rosenpaprika
Pfeffer
Salz
150 ml Sahne
2 EL Öl


*


Die Eiernudeln nach der Anleitung auf der Packung bißfest kochen, abgießen und warmstellen.

Das Hack mit dem Semmelmehl, dem rohen Ei sowie einer Prise Pfeffer, Salz, dem Rosenpaprika und dem Knoblauchpulver in einer Schüssel verkneten. Aus der Masse etwa kirschgroße Fleischbällchen formen (ggf. noch etwas Semmelmehl untermischen).

In einem Schmortopf das Öl erhitzen und die Fleischbällchen darin einige Minuten bräunen.

Nun die Butter und die Sahne zu den Bällchen in den Topf geben, umrühren und die Sauce mit Pfeffer und Salz kräftig abschmecken.

Die Eiernudeln mit den Fleischklößchen und der Sahnesauce vorsichtig vermischen und servieren.

19. Februar 2007