Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → WASSER


SCHADSTOFFE/124: Pseudomonaden im Wasserzähler, Gadolinium im Trinkwasser (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1057, vom 16. März 2015 - 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Wie kommen Pseudomonaden in fabrikneue Wasserzähler?


Aufregerthema in der zweiten Jahreshälfte 2014 war in der Wasserwerkerszene die Entdeckung, dass fabrikneue Wasserzähler zu Tausenden mit Pseudomonaden - einem vergleichsweise harmlosen "Pfützenkeim" - verunreinigt waren. Viele Wasserversorger - von Hamburg über Köln und Berlin bis hin nach München und Augsburg - haben aus Vorsorgegründen die eben erst eingebauten Wasserzähler wieder ausgebaut. Wir haben ein Dossier zu dieser sich über Monate hinziehenden Affäre zusammengestellt. Den umfassende Bericht, wie die Verkeimung der Wasserzähler erstmals in einer Kita bei Hamburg nach langwierigen Recherchen aufgedeckt wurde, wie dann die Wasserzähler-Affäre immer größere Kreise durch die gesamte Republik gezogen und zahlreiche rechtliche Fragen und kommunikative Herausforderungen aufgeworfen hat, können AbonnentInnen des RUNDBRIEFS kostenlos als pdf via nik@akwasser.de anfordern.

Gadolinium: "So dreckig ist unser Trinkwasser"

Neben den zuvor genannten Pseudomonadenbefunden in Wasserzählern war im August und September 2014 Gadolinium im Trinkwasser ein beherrschendes Thema in der Wasserszene. Auslöser einer breiten Medienberichterstattung war ein Artikel in der Konsumenten-Zeitschrift ÖKO-TEST. Das Magazin hatte für seine Ausgabe vom September 2014 das Trinkwasser zahlreicher deutscher Städte auf Gadolinium untersuchen lassen. Unter der Überschrift "Ha(h)nebüchen" wurden auf zehn Seiten die Ergebnisse der Gadolinium-Untersuchungen aus 69 Städten mitgeteilt. Gadolinium habe man als Marker für das Vorhandensein von Pharmawirkstoffen im Trinkwasser ausgesucht. Erwartungsgemäß waren die Befunde in den uferfiltratversorgten Städten am höchsten - in der Regel im zweistelligen Nanogramm-Bereich. In dem größtenteils sachlich abgefassten ÖKO-TEST-Bericht wird festgestellt: "Eine gesundheitliche Gefahr ist von den nachgewiesenen Gadoliniumgehalten nicht zu erwarten." Gleichwohl wird aber an denjenigen Wasserversorgern Kritik geübt, die trotz der Förderung von Uferfiltrat ihr Trinkwasser nicht regelmäßig auf Pharmarückstände analysieren lassen würden:

"Vorbeugender Verbraucherschutz sieht anders aus." Der ÖKO-TEST-Bericht hatte in den Medien ein breites Echo gefunden. Beispielsweise titelte die WIRTSCHAFTSWOCHE am 2.9.14: "Test in 69 Städten - So dreckig ist unser Trinkwasser". Und im Text heißt es dann: "Wasser aus dem Wasserhahn sieht klar und sauber aus, doch laut der Öko-Test ist es genau das nicht." (Über Spuren von Gadolinium im Westberliner Trinkwasser aufgrund des Einsatzes als Kontrastmittel in der Magnetresonanztomographie war im RUNDBR. bereits in der Ausgabe 967/3-4 im Jahr 2011 ausführlich berichtet worden.)

Auch ohne Uferfiltrat findet sich Gadolinium im Trinkwasser

Auffallend waren bei den Gadoliniumbefunden des ÖKO-TEST-Magazins, dass man diesen Seltenen-Erde-Stoff gelegentlich auch im Trinkwasser von Kommunen nachweisen konnte, die gar kein Uferfiltrat fördern. Spekuliert wurde, dass dies geogen bedingt sein könnte. Einige Wasserwerke führten Gadolinium im einstelligen Nanogrammbereich auch darauf zurück, dass Gadolinium aus Wasserarmaturen herausgelöst werden könne. Dies erschien den vom ÖKO-TEST-Magazin befragten Experten aber eher als unwahrscheinlich.


UBA zur Gadolinium-Problematik: "Gesundheitlich irrelevant"

Nachdem der Gadolinium-Report des ÖKO-TEST-Magazins breite Kreise gezogen hatte, hatte sich der DVGW um eine Stellungnahme des Umweltbundesamtes (UBA) bemüht. Von Seiten des UBA war daraufhin u.a. ausgeführt worden, dass für Gadolinium derzeit kein "Gesundheitlicher Orientierungswert" (GOW) vorliegen würde. Ferner schrieb das UBA, dass Gadolinium in komplexierter Form (vornehmlich mit Komplexierungsmitteln mit hoher Komplexierungskonstante, d. h. hoher Bindekraft) in einer Größenordnung von 15 mg Gadolinium pro Kilogramm Körpergewicht den Patienten verabreicht würde. Im Vergleich dazu seien die im Trinkwasser gefundenen Gadoliniumkonzentrationen im millionenfach niedrigeren Nanogrammbereich "aus toxikologischer Sicht irrelevant". Und weiter: "Aufgrund der sehr niedrigen bisher berichteten Konzentrationen erscheint daher eine Ausweisung eines gesundheitsbasierten Leitwertes für Gadolinium auch aus trinkwasserhygienischer Sicht nicht erforderlich."

*

Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1057
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, 79106 Freiburg i. Br.
Tel.: 0761 / 27 56 93, 456 871 53
E-Mail: nik[at]akwasser.de
Internet: www.akwasser.de, www.regioWASSER.de
 
Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF kann abonniert werden durch Voreinzahlung
von 30 Euro für 30 Ausgaben auf das Postbankkonto Arbeitsgruppe
Wasser, Kto-Nr. 41952 757, Postbank Klrh., BLZ 660 100 75.
 
Meinungsbeiträge geben nicht in jedem Fall die Position des BBU wieder!
Die Weiterverwendung der Informationen in diesem RUNDBRIEF ist bei
Quellenangabe (!) erwünscht!
© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang