Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → TICKER


WALD/178: Hambacher Forst - hohe Zeit und höchste Not ... (Andrea Wlazik)


Adventsaktion zur Rettung des Hambacher Waldes
Pressemitteilung vom 1. Dezember 2016

"Aktionsadventskalender "#HambiBleibt"


Ein breites Bündnis aus Umweltschützern, Waldfreunden und Klimarettern startete heute mit einem Aktionsadventskalender, der auf die unwiderrufliche Zerstörung des Hambacher Waldes aufmerksam machen soll.

Am 01.12.2016 stellte ein breites Bündnis aus NGOs, Bürgerinitiativen und Privatpersonen aus dem Braunkohlenwiderstand einen Aktionsadventskalender online. Bis zum 24. Dezember soll jeden Tag eine Aktion stattfinden, die auf die akute Zerstörung des Hambacher Waldes aufmerkam macht. Jeder Mensch, dem der Erhalt des einzigartigen Waldes am Herzen liegt, ist eingeladen, sich mit kreativen Ideen einzubringen. Als Kennzeichen dient ein rotes Kleidungsstück (alternativ ein roter Gegenstand) mit der Nummer des Türchens als Aufschrift. Wer eines der noch freien Türchen verbindlich reservieren möchte, kann dies unter 01577/6655450 tun.


Personen mit dem Banner 'Rheinland wird Reinland' - Foto: Aktionsadventskalender

Foto: Aktionsadventskalender

Den Auftakt als "Erstes Türchen" gab es eine Kundgebung am Lotsenpunkt 71. Etwa zwei Stunden lang standen am frühen Morgen 4 Personen auf der Werkstraße von RWE zum Hambacher Forst. Gegen 7.00 Uhr hissten drei von ihnen, einer davon mit einer großen Eins auf seinem roten Umhang, ein Banner mit einem umgedrehten Bergmannszeichen und der Aufschrift "Rheinland wird Reinland". Von der hinzukommenden Polizei ließen sie sich unter Hinweis auf ihr Demonstrationsrecht nicht vertreiben. Unter dem Vorwurf des "Landfriendsbruchs" wurden ihre Personalien kontrolliert.

Man einigte sich letzten Endes darauf, dass die vier Aktivisten unter Auflagen zunächst - wenn auch nur am Straßenrand - stehen bleiben durften. Es war bereits hell, als das "Erste Türchen" den Wald wieder verließ.

Das Video zur Aktion finden Sie unter:
https://vimeo.com/193904826.


Der Hambacher Forst

Der "Hambacher Forst" ist einer der letzten großen Naturwälder in Deutschland. Von den ursprünglich 5.500 ha Wald (einige Quellen gehen sogar von 8.000 ha aus) sind heute nur noch knapp 800 ha übrig. Der Rest ist bereits dem Braunkohletagebau des Energiekonzerns RWE zum Opfer gefallen. Seit Jahren kämpfen nicht nur Waldbesetzer und deren Unterstützer für die Erhaltung des Restwaldes. Zahlreiche Privatpersonen, Umweltschutzorganisationen und Bürgerinitiativen sind aktiv um auf die Zerstörung des Waldes und die drastischen regionalen und globalen Auswirkungen von Braunkohleabbau und Verstromung auf Gesundheit, Umwelt und Klimawandel aufmerksam zu machen.

Im Hambacher Forst, der Überlieferungen nach etwa 12.000 Jahre alt sein soll, wachsen Hainbuchen, Stieleichen und die seltene Winterlinde. Zudem beherbergt der Wald seltene und geschützte Tierarten wie den Springfrosch, die Haselmaus und den Mittelspecht. Auch eine Kolonie der vom Aussterben bedrohten Bechsteinfledermaus ist hier zu Hause, neben einigen weiteren Fledermausarten.

NRW hätte nach geltendem EU-Umweltrecht den Wald längst als schützenswertes Flora-Fauna-Habitat (FFH) melden müssen. Der Unterlassung dieses bürokratischen Akts zugunsten eines völlig veralteten Bergrechts ist der Untergang des einst als Naturschutzgebiet deklarierten Waldes zu verdanken.

Seit Anfang diesen Jahres versucht ein breites Spektrum gesellschaftlicher Gruppierungen und engagierter Einzelpersonen in "Friedensgesprächen" mit RWE und der Polizei sowie mit diversen Appellen an die RWE-Konzernleitung zu erreichen, dass die alte Autobahn A4 vorerst zumindest für die Rodungssaison 2016/2017 als Rodungsgrenze eingehalten wird. Am 23. Oktober 2016 machten sich in einer angemeldeten Großaktion etwa 1.000 rot gekleidete Menschen mit einer mobilen Menschenkette für die Einhaltung dieser "Roten Linie" stark.

Trotz noch laufender Gespräche wurde bereits vor einigen Wochen durch Baummarkierungen im zu erhaltenden Restwald südlich der A4 die "Rote Linie" optisch überschritten. Seit vergangenem Montag, 28.11.2016 läuft unter massivem Polizeieinsatz eine große Rodungsaktion. Die Bündnispartner möchten mit den geplanten 24 kreativen Aktionen ein weiteres Zeichen für den Erhalt des schützenswerten Hambacher Forst setzen.

Link zum Adventskalender:
http://wortkulturen.de/category/aktionsadventskalender/

*

Quelle:
Adventsaktion zur Rettung des Hambacher Waldes
Pressemitteilung vom 1. Dezember 2016
Andrea Wlazik
E-Mail: wlazikawo@yahoo.de
Internet: http://wortkulturen.de/category/aktionsadventskalender/


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang