Hambacher Forst - 15. März 2015
Bagger im Tagebau Inden besetzt
In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben Aktivist*innen der
Anti-Kohle-Bewegung einen Bagger im Tagebau Inden besetzt / am Sonntag
früh hat die Polizei geräumt / alle Aktivist*innen sind wieder frei
Presseerklärung, Aktionserklärung und Baggerbesetzung-Newsticker
In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben Aktivist*innen der Anti-Kohle-Bewegung einen Bagger im Tagebau Inden besetzt. Eine Person ist festgekettet, drei weitere haben sich mit Kletterausrüstung auf den Bagger begeben. Es wurde ein Banner mit der Aufschrift "Braunkohle tötet. Überall." aufgehängt.
"Der Stillstand des Baggers, also eines der Herzstücke RWE's, bedeutet einen massiven Eingriff in den reibungslosen Ablauf des Konzerns. Damit stören wir bewusst die Fortsetzung einer Energiegewinnung, der komplette Ökosysteme zum Opfer fallen", erklärt Konny L. (Name geändert). "Durch die Ausbreitung des Tagebaus werden Menschen vertrieben und enteignet. Am Tagebau Hambach wird ein alter Wald gerodet, der seit Anfang des Mittelalters in Bürger*innenhand war - sofern ein Wald überhaupt jemandem gehören kann - und der seitdem verhältnismäßig nachhaltig bewirtschaftet wurde. Nun hat RWE ihn gekauft, mit dem einzigen Ziel, ihn zu zerstören, um aus der Kohlegewinnung Profit zu schlagen." Es sind jedoch nicht nur die regionalen Folgen, die die Aktivist*innen zu der Aktion veranlassen. Konny L. erläutert: "Durch die aus der Braunkohleverstromung folgende globale Erwärmung werden Dürren, Überschwemmungen, Epidemien usw. verursacht. Diese kosten hunderttausende das Leben und zwingen unzählige Menschen zur Flucht." Die Aktivist*innen sehen im aktiven Widerstand gegen ein profitorientiertes Wirtschaftsmodell die einzige Möglichkeit, dagegen effektiv anzugehen um "diese Katastrophe zu beenden, die früher oder später die ganze Welt heftig zu spüren bekommen wird. Wer hier nur an die eigenen Interessen denkt oder glaubt, dass Staat und Wirtschaft das schon regeln, wird auf lange Sicht sich selbst und kommenden Generationen die Existenzgrundlage zerstören."
Die Besetzer*innen haben angekündigt, bis zur Räumung durch die Polizei die Arbeit des Baggers zu blockieren.
*
Ein System ist nicht unaufhaltsam, wenn dazu der Wille besteht und
wenn die Menschen beginnen für Entscheidungen den eigenen Kopf zu benutzen,
anstatt gegebene Regeln und Meinungen wiederzukäuen. Dann besteht die
Möglichkeit auf eine Lebensweise, in der keine*r hungern oder sich vor der
eigenen Spezies fürchten muss. Eine Lebensweise, in der respektvoll und
frei von Unterdrückung miteinander umgegangen wird.
Die Aktion solidarisiert sich mit den Menschen in und um Fukushima, die, wie so viele Menschen weltweit, Opfer der Profitgier einzelner geworden sind. Die Widerstandsbewegungen gegen Kohle- und nukleare Energiegewinnung gehen Hand in Hand, denn beide verursachen auf kurz und (!) auf lang großflächige Umweltzerstörung und tausende von Todesopfern. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen von Repression und Drohungen. Solange nicht alle Lebewesen die Möglichkeit haben, ohne menschliche Unterdrückung zu wachsen und zu leben geht etwas gewaltig schief.
Lasst es uns geradebiegen! Kommt zum Blockupy-Aktionstag in Frankfurt (18.3.), zur Räumung der von Flüchtlingen besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin (19.3.), zu den Protesten gegen den G7-Gipfel auf Elmau, Oberbayern (2.-8.6.).
Lasst uns gemeinsam den Widerstand leben und den Aufstand beginnen!
*
Gegen 12:50 - Alle Gefangenen sind frei
Die Festgenommenen sind nach und nach aus der Gewahrsam entlassen worden,
und es ist so weit: Alle sind raus!
11:57 - Räumung beendet
Die letzte geräumte Person wird jetzt in die Polizeiwache Düren gebracht.
10:55 - Zwei Personen raus
Die ersten beiden Personen wurden aus der Haft entlassen. Mit der dritten
ist auch sehr bald zu rechnen.
10:25 - Letzte Person wird geräumt
Die Klettercops nähern sich gerade der letzten Person im Bagger. Vermutlich
wird ab jetzt kein Kontakt mehr möglich sein. Die Person rechnet damit, in
etwa einer halben Stunde auf dem Boden zu sein.
09:48 - Baggerspitze wird gerade geräumt
Eine von den Personen auf der Baggerspitze ist schon geräumt. Die zweite
wird gerade abgeseilt. Die letzte Person auf dem Bagger hängt noch in den
Seilen.
08:44 - 09:10 - Räumung oben beginnt
Die Klettercops sind über Treppen und Leitern zu der oberen Besetzung
vorgedrungen. Zwei der drei Aktivist*s waren mit Fahrrad-Bügelschlössern am
Hals angeschlossen (D-Lock). Eine der beiden Personen ist inzwischen
losgeschnitten, befindet sich aber noch oben in der Struktur. Die andere
Person ist nach wie vor angeschlossen. Eine dritte Person hängt im Seil
über dem Abgrund.
Die Besetzung unten ist inzwischen völlständig geräumt. Der Verbleib der
Person mit Presseausweis ist unklar.
Voraussichtlich werden die Festgenommenen vorerst auf die Polizeiwache in
Düren gebracht.
07:50 - Unten wird geräumt - oben passiert immer noch nix
Die Räumung der Teilbesetzung im unteren/mittleren Bereich des Baggers ist
bereits recht weit voran geschritten. Die erste Person ist in Gewahrsam.
Das V-förmige Stahlrohr, in dem eine weitere Person mit beiden Händen an
einander gekettet ist, ist aufgeschnitten worden (wahrscheinlich mit einem
Trennschleifer). Damit ist abzusehen, dass die beiden anderen Personen auch
nicht mehr lange auf dem Bagger bleiben.
Die drei weiteren Personen, die mit Kletterausrüstung die Spitze des
Baggers in 70 Metern Höhe besetzt halten, hatten nach wie vor keinen
Polizeikontakt.
Eine eingebettete Presseperson ist ebenfalls nach wie vor vor Ort.
ca. 06:30 - Klettercops eingetroffen
Die Klettertruppe der Polizei ist vor Ort und wird wohl allmählich
beginnen, eine Räumung vorzubereiten.
05:37 - Rinnsal wird umgeleitet
Es ist ein kleiner Bagger aufgetaucht (bzw. ein normal großer, der
natürlich im Verhältnis zum Riesenbagger winzig ist). Dieser hat nun
begonnen, das Rinnsal umzuleiten, welches (wie wir alle wissen) drohte, den
Riesenbagger umzukippen und die Kletter*innen umzubringen. Falls also
irgendwelche autonomen Sportgruppen im Tagebau unterwegs sein sollten,
bitte sabotiert auf keinen Fall die Arbeit dieses Baggers - er schützt die
Leben unserer Genoss*innen! (...und nebenbei das Kapital von RWE...)
04:05 - Helikopter tut nix
Wie gesagt. Er kam, er sah, und er tat nix.
03:39 - Polizei stellt einen Antrag bei Gott, den Bagger
umzuschmeißen
Einige der Uniformtragenden waren in Begleitung von RWE auf dem Bagger um
mit einem Teil der Besetzer*innen zu reden. Nach ihrer Aussage wird der
Bagger, da wo er steht, von einem Rinnsal unterspült und droht deshalb
umzukippen. Das hat RWE natürlich zufälligerweise genau jetzt bemerkt, dass
sie ihren Riesenbagger im Treibsand geparkt haben. Na, da können sich die
Aktivist*is ja freuen, endlich mal einen sinnvollen und so überaus lustigen
Grund zu haben, einen lebensgefährlichen Ort nicht zu verlassen.
02:07 - Polizei eingetroffen
Etwa 15 Polizeiverbeamtete sind unterm Bagger eingetroffen und haben
Kontakt zu den Anwesenden RWE-Angestellten aufgenommen.
Der Bagger hat sich übrigens trotz der Drohungen nicht bewegt.
01:08 - RWE-Belegschaft mal wieder lebensbedrohlich
Die Mitarbeiter*innen von RWE haben angekündigt, den besetzten Bagger zu
schwenken, nachdem die Aktivist*is schon oben waren. Dies könnte allerdings
lebensbedrohlich für die Kletter*innen sein, die teilweise am Turm des
Baggers und teilweise an beweglichen Teilen hängen. Nachdem die
Angestellten schon klar auf diesen Umstand hingewiesen worden waren, haben
sie noch ausdrücklich gedroht, die Maschinen anzuschmeißen, wenn die
Menschen nicht innerhalb von fünf Minuten unten wären. Und ein Ende der
offenen Morddrohungen ist nicht in Sicht.
Weitere Informationen:
www.hambacherforst.blogsport.de
*
Quelle:
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/
veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2015
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang