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WALD/071: Hambacher Forst - abermals Räumungseskalation? (Hambacher Forst)


Hambacher Forst - 9. September 2013

Räumung im Hambacher Forst ausgesetzt



Die Polizei zog heute mit einem Großaufgebot im Hambacher Forst auf. Da auch Klettereinheiten mit dabei waren, sah alles nach einer Räumung aus. Nachdem die Polizei die gesamte Infrastruktur des neuen Camps am Boden zerstörte - wie z.B. die Küche - und eine nicht besetzte Plattform vom Baum holte, zog sie wieder ab, ohne die Kletteraktivist_innen von ihren Plattformen zu räumen.

Besetzte Plattform aus der Perspektive von unten - Foto: © 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

Foto: © 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

"Wir wissen nicht, welche Strategie RWE heute verfolgt hat. Wir gehen aber von einer Räumung in den nächsten Stunden oder Tagen aus, und fordern die Öffentlichkeit auf, wachsam zu sein. Außerdem rufen wir alle, denen der Wald wichtig ist auf, möglichst schnell zur Besetzung zu kommen, um eine Räumung zu verhindern und die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen", sagt Sabine von der Waldbesetzung.

Transparent in den Bäumen 'Wald statt Kohle' - Foto: © 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

Foto: © 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

Während RWE und Polizei eine Kriminalisierungskampagne gegen die Kohlegegner_innen fährt und die Besetzungen von Häusern, die genau wegen RWE leerstehen und abgerissen werden, als "Vandalismus" bezeichnen, zerstören sie skrupellos die tatsächliche Lebensinfrastruktur von Klimaaktivist_innen, genauso wie sie die Dörfer zerstören, die dem Tagebau weichen müssen. "Heute hat RWE mal wieder seine Kernkompetenz unter Beweis gestellt: die Zerstörung von Lebenswichtigem. Heute hat es unsere Küche getroffen. Täglich trifft es das Weltklima, die lokale Landwirtschaft und die Gesundheit vieler Menschen in ganz Europa aufgrund des Feinstaubes aus den Tagebauen und dem Kraftwerk", sagt Sabine.

Die Wortwahl von Polizei und RWE bei dieser Zerstörung spricht für sich. Bei ihr ist lediglich die Rede von "Bretterverschlägen" oder "hereingeschlepptem Material", dass "entfernt" wurde. Dass es sich hierbei um Infrastruktur von Menschen handelt, ist ihnen genauso egal, wie ihnen jede andere Infrastruktur egal ist, die sie zerstören. "Das aber ist keine Besonderheit von RWE. In einem wert-basierten Wirtschaftssystem ist es unumgänglich, dass jeder reale Nutzen für Menschen der Wertvermehrung untergeordnet wird. Deswegen richten wir uns nicht nur gegen RWE, sondern wollen eine Debatte eröffnen, wie eine Gesellschaft eingerichtet sein muss, in der auch die nächsten Generationen noch leben können. Dass dieser Gedanke für Polizei, RWE und Teile der Öffentlichkeit mit "Ökoterorrismus" gleichgesetzt wird, spricht für sich. Die wahren Ökoterroristen sind für uns jene, die die Weltökologie zerstören", sagt Tamila.

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Quelle:
Meldung vom 09.09.2013
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2013