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INTERVIEW/067: Fukushima - Schock und Gegenwehr, Sabu Kohso im Gespräch, Teil 3 (SB)


Energie, Macht und soziale Kämpfe in Japan nach Fukushima. Was bedeutet Fukushima 3/11?

Veranstaltung des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung am 22. November 2013

Gespräch mit Sabu Kohso und Marina Sitrin, Teil 3 und Schluß



Radioaktivität sieht, hört, schmeckt und riecht man nicht. Sie ist auch nicht zu fühlen, sofern sie nicht so stark ist, daß sie unmittelbar zu Verbrennungen führt. Die nationalistische Regierung Japans versucht der Radioaktivität eine weitere Eigenschaft zuzuschreiben: Sie schadet nicht.

Die offiziellen Informationen über die Zerstörung des Nuklearkomplexes Fukushima Daiichi am 11. März 2011 durch ein starkes Erdbeben, gefolgt von einem etwa vierzehn Meter hohen Tsunami, zeichnen sich nur dem Anschein nach durch Sachlichkeit aus. Systematisch werden das Ausmaß der Verstrahlung und die davon ausgehenden Gefahren für viele Einwohner des Landes verschleiert. Mit einem vor kurzem beschlossenen Geheimhaltungsgesetz hat sich die Exekutive Kompetenzen angeeignet, wie man sie ansonsten nur von Militärdiktaturen her kennt. Wer kritisch über die Atomenergie berichtet, muß in Zukunft damit rechnen, daß er für mehrere Jahre ins Gefängnis wandert.

Im dritten und letzten Teil des Interviews, das der Schattenblick am 22. November in Berlin mit Marina Sitrin und Sabu Kohso geführt hat, werden vor allem soziale und gesellschaftspolitische Aspekte der Fukushima-Katastrophe angesprochen. [1]

Im Gespräch - Foto: © 2013 by Schattenblick

Sabu Kohso: "Die Nuklearenergie hat zwei Gesichter, Atomwaffen und Atomenergie."
Foto: © 2013 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Jedes Jahr im August findet in Japan in Gedenken an die Atombombenabwürfe der USA auf Hiroshima und Nagasaki eine Demonstration der Antiatombewegung statt. Daran nehmen vor allem viele ältere Menschen teil. Es gibt aber auch eine junge Antiatombewegung, die nach Fukushima entstanden ist. Besteht eine Verbindung zwischen der älteren und der jüngeren Bewegung?

Sabu Kohso (SK): Ja, ich glaube, es gibt eine Verbindung. Hiroshima und Nagasaki sind für uns sehr wichtige Ereignisse, weil wir aus dem Leid, aber auch dem Kampf der Betroffenen lernen können, insbesondere bezüglich der internen Strahlung. Was mit Menschen geschieht, die der Explosion einer Atombombe ausgesetzt sind, ist klar. Wenig berichtet wird über die Menschen, die kurz nach der atomaren Explosion nach Hiroshima oder Nagasaki gezogen sind. Die Bomben wurde am 6. und 9. August gezündet. Zwar fegte im September 1945 ein gewaltiger Taifun über Hiroshima hinweg, der die Menschen regelrecht fortgespült hat, aber die Radioaktivität war geblieben. Was bedeutete, daß viele Menschen, die sich in Hiroshima oder Nagasaki niederließen, einer internen Strahlung ausgesetzt wurden und gesundheitliche Probleme bekamen. Für die Menschen bedeutete das, einen langen Kampf aufzunehmen, medizinisch und vor Gericht. Aus dieser Erfahrung kann gelernt werden.

Es war jedoch ein trauriges Bild, wie sich die Antiatombewegung entwickelte, da sie sich hat spalten lassen. Es entstand eine Strömung, die eine umfangreiche und friedliche Nutzung der Atomkraft befürwortete, so daß einerseits eine Bewegung gegen Atomwaffen, andererseits eine gegen Atomkraft existierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Zeit des Kalten Krieges, wurde im westlichen Block die Ideologie "Atoms for Peace" verbreitet, und Japan war eines der Länder, das stark von der Vorstellung beeinflußt wurde, daß die Atombombe ein wirklich schreckliches, dystopisches Werkzeug ist, aber daß wir statt dessen jetzt ein utopisches Werkzeug haben, nämlich die preiswerte, friedliche Atomkraft.

Das ist natürlich gelogen. Nach Fukushima wurde in technischer Hinsicht vieles ans Licht gebracht und Tonnen von Büchern wurden darüber veröffentlicht, wie dumm Atomenergie eigentlich ist. Man kocht lediglich Wasser! Es gibt eine treffende Illustration dazu: Atomkraft ist, als wenn man mit einem Panzer einen Hund spazieren führt. Der Panzer steht für den gesamten Apparat aus Politik und Industrie, den man nicht mehr so leicht wieder los wird.

Zur Zeit des Wirtschaftswachstums in den 60er und 70er Jahren dominierte diese "Atoms for Peace"-Idee die Antiatombewegung. Und der Impuls gegen die USA, gegen Atomkraft und gegen Atomwaffen starb gewissermaßen durch eine Spaltung in verschiedene Gruppen, die Bewegung hatte ihre Massenbasis verloren.

Marina Sitrin (MS): Aber waren nicht einige der Fraktionen militanter? Haben sie den Antiatomkampf der jüngeren Generation unterstützt? Gibt es da eine Verbindung?

SK: In Japan bleiben die etablierten Aktivisten eher unter sich, auch wenn die Erfahrungen der früheren Massenbewegungen, beispielsweise ihre gemeinschaftliche Organisation, sehr wichtig sind. In dieser Hinsicht hatte auch Minamata eine Bedeutung, also der große Kampf gegen die Quecksilber-Verseuchung in der Region Kyushu in den 50er Jahren. Dort war es zu der bis dahin größten industriellen Umweltverschmutzung gekommen, und der Staat unterstützte auch noch das verantwortliche Chemieunternehmen Chisso. Der Kampf dagegen hatte Einfluß auf die '68er-Unruhen. Ob allerdings die ältere Generation sich offiziell zur heutigen Antiatombewegung bekennt, vermag ich nicht zu sagen.

SB: Existiert in Japan eine gegen die vorherrschende Ordnung gerichtete Tradition der Rebellion, die nicht rechts-nationalistisch orientiert ist, sondern die man als sozialistisch begreifen könnte?

SK: Ja, in den 1960er Jahren - wenn wir mit der jüngeren Vergangenheit anfangen - kam es in vielen Städten zu Unruhen, ausgehend von den Universitäten. Die wurden daraufhin in die Vorstädte verlegt, was ein klares politisches Kalkül der Machthabenden war. Sie wollten keine Universitäten im Stadtkern haben, weil viele von ihnen besetzt wurden und als Basis für die Aufstände dienten.

Die Studentenunruhen standen aber auch in Verbindung mit anderen Kämpfen, beispielsweise denen der Arbeiter und Bauern. Der umfangreichste Kampf wurden gegen Narita, den größten Flughafen Tokios, geführt. Dessen Bau hat sehr lange Zeit beansprucht, weil sich die Bauern dem Projekt widersetzten. Der sogenannte Sanrizuka-Flughafenkampf zog sich über Jahrzehnte hin. Das war eine gewaltige Rebellion und Konfrontation, an der zahlreiche Gruppen teilnahmen, nicht nur die Bauern, mit denen es aber anfing. Einige Gruppen begannen sogar, auf dem Gelände zu leben.

Das, was damals in Japan stattfand, erinnert an den aktuellen Kampf in Frankreich gegen den geplanten Flughafen von La ZAD bei Nantes, nur daß sich der Sanrizuka-Flughafenkampf über eine viel längere Zeit erstreckte und noch größer war. An der Auseinandersetzung beteiligten sich Bauern und Radikale - Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten.

SB: Handelte es sich mehrheitlich um Menschen, die keinen theoretischen Hintergrund besaßen und einfach zur Tat schritten?

SK: Ja, aber in dem Prozeß lernten sie auch, wogegen sie kämpften.

Mit breiten Besen 'bewaffnete' Seeleute bearbeiten das eingeschäumte Flugdeck - Foto: U.S. Navy

23. März 2011: US-Seeleute schrubben das Flugdeck des radioaktiv verstrahlten Flugzeugträgers USS Ronald Reagan, der im Rahmen der humanitären Hilfe der Operation Tomodachi vor der Küste Japans lag. Heute sind über 50 Besatzungsmitglieder, viele von ihnen erst Mitte zwanzig, an Krebs erkrankt [2].
Foto: U.S. Navy

SB: Du bist Mitbegründer der Initiative "Todos somos Japon" [3]?

SK: Ja, doch "Todos somos Japon" ist gegenwärtig nicht sehr aktiv.

MS: Wir denken gerade darüber nach, uns zu reorganisieren.

SK: "Todos somos Japon" wurde vor ein paar Jahren von uns ins Leben gerufen, aber wir haben keine politische Kampagne gestartet. Wir - damit meine ich Marina, Silvia Federici [4] und ein paar meiner japanischen Freunde - haben Seminare und Versammlungen organisiert und einen Informationsaustausch betrieben.

SB: Was bedeutet "Todos somos Japon"?

SK: Es bedeutet: Jeder ist Japan.

MS: Angeregt wurden wir durch die Zapatisten und die Aussage "Todos somos Marcos" - 'wir alle sind Marcos' [5]. Das war eigentlich eine Anklage in Zusammenhang mit den Zapatisten. Man kann auch sagen: 'Wir alle sind homosexuell', 'wir alle sind Frauen', 'wir alle sind ...' Bei der Namensgebung dachte ich an das, was die Zapatisten durchmachen mußten, und fand die Idee gut, daß wir alle überall auf der Welt an Japan denken sollten - im positiven Sinne der Solidarität, jedoch auch an das, was passieren könnte, wenn der schlimmste Fall eintritt. Das heißt, daß wir alle Japan sind, daß wir alle Japan sein müssen und daß wir alle Japan sein könnten in dieser Situation. Es bedeutet globale Solidarität!

SB: In einem Interview mit dem Schattenblick hat der in Mexiko lebende, marxistische Autor John Holloway, den du vom Englischen ins Japanische übersetzt hast, erklärt, daß er politisch von den Zapatisten beeinflußt wurde. Kann die Antiatombewegung etwas von den Zapatisten lernen?

SK: Meiner Meinung nach ist es auch hier wieder das Thema Selbstorganisation. Mir gefällt Holloways Metapher vom Riß. Es geht darum, das soziale und kapitalistische System aufzureißen. Unsere Existenz, insbesondere wenn wir uns lokal organisieren, weitet auf unterschiedlichen Ebenen diesen Riß im System. Holloways Buch handelt nicht von Atomkraft, dennoch ist es in diesem Sinne sehr ermutigend, gewissermaßen auf einer sehr philosophischen Ebene.

SB: Medienberichten zufolge sind seit Mitte September mindestens 33 Bürgerinitiativen und Organisationen der Antiatombewegung Ziel von sogenannten "Denial-of-Service"-Angriffen (DoS) geworden [6]. Sie wurden mit so vielen E-Mails überschwemmt, daß ihre Server zusammenbrachen. Hat die Antiatombewegung Repressionen seitens der japanischen Regierung zu befürchten?

SK: Von diesem konkreten Fall habe ich noch nichts gehört. Die Unterdrückung findet meines Wissens nach auf eher versteckte Weise statt. Ein Beispiel sind die Sicherheitsmaßnahmen der Elektrizitätsunternehmen gegen Nukleararbeiter. Diese dürfen zum Beispiel nicht offenlegen, was sie wirklich tun. Wenn sie dem zuwiderhandeln und beispielsweise mit den Medien sprechen, werden sie nicht wieder eingestellt. Zudem hat die Regierung Eltern mehr oder weniger verboten, Informationen über die radioaktive Verstrahlung der Umwelt und der Schule zu verbreiten oder sich über kontaminiertes Schulessen auszutauschen. Des weiteren sind die regelmäßigen Gesundheitstests, die in der Umgebung von Fukushima durchgeführt werden, unzureichend.

SB: Der Tsunami vom 11. März 2011 hat weite Strecken der japanischen Ostküste zerstört. Seitdem wird wieder aufgebaut. Ist in den betroffenen Gebieten das Phänomen der Gentrifizierung zu beobachten?

SK: Die Gentrifizierung zeigt sich auf zweierlei Weise. Ich kenne ziemlich üble Seiten der Wiederaufbauindustrie. Früher waren Bauern und Fischer in der Lage, selbständig ihr Gewerbe zu betreiben. Die Familie besaß ein kleines Boot, oder sie gehörte einer örtlichen Organisation an. Ich glaube, daß man jetzt Anstrengungen unternimmt, alles in eine einzige große Fischerei- und Agrarindustrie umzuwandeln. Solche Dinge gehen vor sich, das ist der eine Aspekt der Gentrifizierung. Der andere besteht darin, daß viele Generalunternehmen zu Putz- und Aufräumarbeiten in den verstrahlten Gebieten herangezogen werden. Und die gehen völlig anders vor als Menschen, die ihre eigenen Reinigungsarbeiten machen. Es ist richtig nutzlos, soviel Geld auszugeben, um die Dächer zu waschen und die Erde abzutragen, weil die Radioaktivität wiederkommt. Viele Menschen fragen sich, warum die Regierung derart viele Aufträge an Generalunternehmen erteilt. Wir haben es also mit zwei Aspekten zu tun, die nicht den materiellen Wiederaufbau betreffen, sondern die Sanierung und Neuordnung.

SB: Kam es in der Stadt Fukushima, die schwer vom radioaktiven Fallout getroffen wurde, zu einer sozialen Spaltung, da die ärmeren Einwohner möglicherweise nicht über die für einen Ortswechsel erforderlichen finanziellen Mittel verfügen?

SK: Das kann ich nicht sicher beantworten, da ich von beidem gehört habe, nämlich daß ärmere Menschen nicht wegziehen können und daß sie weggezogen sind. Ich habe jedoch viel mit sogenannten freiwillig Evakuierten gesprochen. Das sind Menschen, die beschlossen haben, wegzuziehen. Sie sagten, daß ihr Verhältnis zu denen, die sich für einen Verbleib entschieden haben, recht angespannt ist. Manchmal werden sie von ihnen diskriminiert und beschuldigt, daß sie die Gemeinschaft verraten haben.

Ein anderer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang hat mit der sogenannten ungleichen Entwicklung, wie die Marx'sche Theorie sie schildert, zu tun. Das Leben in der Stadt beruht auf der Ausbeutung billiger Arbeitskräfte und auch billiger Nahrungsmittel vom Land: Landwirtschaft, Fischerei und dann auch noch Atomkraft. Fukushima dient Tokio auf verschiedene Weisen, die auf bestimmte Art miteinander verbunden sind. Fast könnte man meinen, daß sich die Stadt absichtlich weniger entwickeln soll.

Ich habe zu Anfang von den Tagelöhnern berichtet [Teil 1 des Interviews]. Viele Tagelöhner kamen in der Tat aus Fukushima, denn die Gebiete in dieser Region, insbesondere in der Nähe des Atomkraftwerks, sind nicht besonders ertragreich, was die landwirtschaftlichen und Fischereiprodukte betrifft. Es ist eine arme Region. Häufig gehen die Menschen, wenn sie erwachsen sind, als Bauarbeiter nach Tokio. Als die Atomkraftwerke errichtet wurden, durften sie dort arbeiten, aber sie mußten die Bedingungen akzeptieren, zum Beispiel, daß sie verstrahlt werden. In der Region von Fukushima wurde Reis, Sake und Fisch produziert und dann auch noch elektrischer Strom. Die Diskriminierung findet also über ökonomische Strukturen statt.

SB: Auch in der Sowjetunion und im Realsozialismus der DDR gab es Kernenergie. Glaubst du, daß der Kapitalismus der Grund für die Nuklearkatastrophe von Fukushima ist?

SK: Der sowjetische Sozialismus war nicht wirklich antikapitalistisch, sondern eine Form von kontrolliertem beziehungsweise staatlichem Kapitalismus. Es existierte zwar eine Umverteilung von Wohlstand, aber die Produktionsbedingungen waren nicht antikapitalistisch.

Ich halte Atomenergie nicht einfach nur für eine schlechte Energieform, weswegen sie ersetzt werden sollte. Aber hier wird häufig ein Denkfehler gemacht, denn die Nuklearenergie hat zwei Gesichter, Atomwaffen und Atomenergie. Alles begann mit dem Manhattan-Projekt, in dem die ersten Atombomben weltweit gebaut wurden. Die Brücke zwischen der militärischen und zivilen Nutzung der Atomenergie besteht in der Herstellung von Plutonium, aus dem eine Atombombe gebaut werden kann und das in "zivilen" Atomkraftwerken hergestellt wird.

Das alles findet innerhalb der Parameter einer erdölbasierten Wirtschaft statt, und die nutzt Atomwaffen als Ausrede für ihre Expansion: Wann auch immer die USA einen Staat im Mittleren Osten angreifen wollen, setzen sie den Vorwand ein, eine Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen abwenden zu müssen. Deswegen sage ich, daß Erdöl- und Atomwirtschaft aufgrund des geschichtlichen Kontextes nicht voneinander getrennt werden können.

SB: Hast du ein anarchistisches Modell von der Gesellschaft?

SK: Ich habe keine Formel, nach der man sagt, was zu tun ist und was nicht, und dann funktioniert das alles. Ich kann mehr den Vorgang sehen, zumindest für Japan, der besagt: In dem Land kann es keine ideale Gesellschaft mehr geben. Der Nordosten Japans sollte nicht mehr bewohnt werden. Viele der Einwohner sollten in den Westen ziehen. Dieser Vorgang, wenn man ihm überhaupt etwas Positives abgewinnen will, könnte ein neues Gemeinschaftsverständnis erzeugen, indem die Leute die Flüchtlinge aus dem Norden aufnehmen und akzeptieren. Sobald das geschieht, bedeutet das nicht, daß noch Hoffnung für Japan besteht, sondern es bedeutet etwas völlig Neues: Japan muß nicht länger ein Nationalstaat sein.

Das ist natürlich ziemlich abstrakt, und man könnte mich einen Lügner schimpfen, wenn es nicht eintritt. Wie auch immer, meiner Meinung nach sind Kapitalismus und Nationalstaat nicht voneinander zu trennen. Die soziale Entität namens Japan wurde auf sehr tragische Weise, aber niemals in einem positiven Sinne, eingesetzt. Ich glaube, daß die soziale Entität in kleine Einheiten zerlegt werden sollte - Japan als Nationalstaat sollte vom Planeten verschwinden. Das halte ich für entscheidend. Es sollten verschiedene Arten von Gesellschaft und Gemeinschaft geschaffen werden zwischen den Flüchtlingen und Alteingesessenen. Vielleicht auch im globalen Maßstab.

SB: Könnte es auf dieser Grundlage einen Internationalismus geben?

SK: Eher einen Globalismus, weil Internationalismus wiederum verschiedene Nationalstaaten voraussetzt. Das lehne ich ab. Ich hoffe, daß die Gesellschaft mehr auf der örtlichen, kommunalen Ebene organisiert wird. Daran sollten wir arbeiten, damit es Wirklichkeit wird.

Durch die Atomexplosion wurden bis zum Horizont nahezu alle Häuser zerstört - Foto: ibiblio.org/W.wolny, freigegeben als Public Domain via Wikimedia Commons

Nach der Doktrin vom Gleichgewicht des Schreckens sichert die Atombombe den Frieden ... von Erpressungspotential zum Zweck der Herrschaftssicherung zu sprechen scheint treffender zu sein.
Blick vom Dach des Krankenhauses des Roten Kreuzes in Hiroshima nach Nordwesten über die zerstörte Stadt
Foto: ibiblio.org/W.wolny, freigegeben als Public Domain via Wikimedia Commons


Fußnoten:

[1] Ein zweiteiliger Bericht zu der Veranstaltung, ein Interview mit Marina Sitrin und die ersten beiden Teile des Interviews mit Sabu Kohso und Marina Sitrin finden Sie unter INFOPOOL → UMWELT → REPORT:

BERICHT/060: Fukushima - Kondolation der Profite, Teil 1 (SB)
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umrb0060.html

BERICHT/061: Fukushima - Kondolation der Profite, Teil 2 (SB)
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umrb0061.html

INTERVIEW/064: Fukushima - Vorabend der Chancen, Gespräch mit Aktivistin Marina Sitrin (SB)
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0064.html

INTERVIEW/065: Fukushima - Schock und Gegenwehr, Sabu Kohso im Gespräch, Teil 1 (SB)
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0065.html

INTERVIEW/066: Fukushima - Schock und Gegenwehr, Sabu Kohso im Gespräch, Teil 2 (SB)
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0066.html

[2] http://americanlivewire.com/12-15-2013-uss-ronald-reagan-sailors-cancer/

[3] http://www.jfissures.org/category/todos-somos-japon/

[4] Silvia Federici - marxistische, feministische Aktivistin, Autorin und emeritierte Professorin für politische Philosophie und Women Studies. Sie lebt und arbeitet in New York City.

[5] Subcomandante Marcos - Pseudonym eines mexikanischen Revolutionärs und Autors, der für die EZLN (Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung) spricht.

[6] http://www.spreadnews.de/massive-cyberangriffe-auf-japanische-atomkraftgegner/1136241/

18. Dezember 2013