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STELLUNGNAHME/407: Agrarbündnis zieht Bilanz der Agrarwende in Niedersachsen (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 27. September 2017

Agrarbündnis zieht Bilanz der Agrarwende in Niedersachsen


Die Kernforderungen des Agrarbündnisses Niedersachsen bleiben auf der agrarpolitischen Tagesordnung: Faire Preise für die Bauern und Marktregeln, artgerechte Tierhaltung, umwelt- und klimaschützende Landwirtschaft, Vielfalt statt Monokulturen, Stärkung des ökologischen Landbaus, soziale Arbeitsbedingungen in der Land- und Ernährungsbranche, gentechnikfreie Saatgut- und Lebensmittelerzeugung, bäuerliche und ökologische EU-Agrarreform und Solidarität mit den Kleinbauern weltweit. "Die rot-grüne Landesregierung hat den von uns 2013 geforderten agrarpolitischen Kurswechsel eingeleitet, aber es bleibt noch viel zu tun. Bauern und Zivilgesellschaft sind dazu bereit", so die Sprecher*innen des Agrarbündnisses Niedersachsen anlässlich einer Bilanzpressekonferenz unter freiem Himmel mit Trecker und einer agrarpolitischen Landkarte vor dem Landwirtschaftsministerium.

Das Agrarbündnis erklärt weiter: Es ist ein Verdienst von Agrarminister Meyer, dass die jahrzehntelange 'immer weiter so'-Strategie der Agrarpolitik in Berlin und Brüssel endlich unter Druck gekommen ist. Für die Bäuerinnen und Bauern bedeutet die bisherige Strategie des Wachsen oder Weichen, dass immer mehr Höfe aufgeben müssen. In der Zivilgesellschaft findet diese auf Billigpreise ausgerichtete Agrarpolitik und Landwirtschaft immer weniger Akzeptanz. Deshalb ist es richtig, die Weichen auf eine gesellschaftlich akzeptierte und unterstützte Landwirtschaft zu stellen, bei der bäuerliche Höfe wirtschaftlich eine Perspektive erhalten.

Es ist begrüßenswert, dass die Landesregierung auf Qualität statt auf Erzeugung zu Billigpreisen für den Weltmarkt setzt. Die Ringelschwanzprämie und die Förderung für tierschutzgerechte Haltung der Schweine und Hühner sind positive Zeichen aus Niedersachsen. Wir begrüßen es, dass ein Weidemilchprogramm auf den Weg gebracht wurde und der ökologische Landbau eine deutliche Aufwertung auch bei der Förderung erhalten hat. Mit dem Projekt zur Unterstützung des einheimischen Eiweißpflanzenanbaus wird sowohl für konventionell als auch für ökologisch erzeugende Betriebe ein wichtiges Signal gesetzt und zudem gezeigt, dass umwelt-und klimaschonender Ackerbau in der Praxis machbar ist. Ziel ist es, den Sojaimport mit seinen negativen Folgen für die Anbau- und Importländer zu reduzieren.

Viel bleibt noch zu tun. Das geplante Agrarstrukturgesetz muss umgesetzt werden, um die erhebliche Pacht- und Kaufpreissteigerung sowie den Ausverkauf landwirtschaftlicher Böden an das außerlandwirtschaftliche Kapital wirksam zu bremsen. Eine Weideprämie wäre ein richtiger Anreiz, um vermehrt Kühe auf die Weide zu bringen, ein Marktkrisenprogramm ist eine notwendige Antwort auf den brutalen Milchpreisverfall. Das EU-Gentechnikrecht ist auch bei der neuen Gentechnik anzuwenden. Acker und Stall müssen gentechnikfrei bleiben. Wir brauchen flächendeckend sauberes Trinkwasser. Die Ausbeutungsbedingungen der Beschäftigten und die kriminellen Machenschaften in der Fleischindustrie sind menschenverachtend und sofort zu stoppen.

Bei der anstehenden EU-Agrarreform fordern wir klare Schritte, um die Qualität der Erzeugung für Mensch, Tier und Umwelt anstatt die Flächengröße zu fördern, um gerade jungen Menschen den Einstieg in die Landwirtschaft zu ermöglichen. Wir treten für faire Handelsbeziehungen zu anderen Ländern ein und fordern die Ablehnung von Freihandelsabkommen, die Konzernen einseitig Rechte einräumen. Das Recht der Entwicklungsländer, die eigenen Märkte vor zerstörenden Dumpingimporten zu schützen, muss gestärkt werden. Die in dieser Woche in Lüneburg stattfindende Bund-Länder-Agrarministerkonferenz kann klare Pflöcke einschlagen. Vorsitzender in diesem Jahr ist Agrarminister Meyer.


Das Agrarbündnis Niedersachsen - vielfältig, fair, bäuerlich ist ein Zusammenschluss von Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, aus Verbraucherorganisationen und der Entwicklungszusammenarbeit.

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Quelle:
Presseinformation vom 27.09.2017
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2017

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