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STELLUNGNAHME/395: Ärztetag warnt vor Verharmlosung der Freimessungen (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 732-733 / 31. Jahrgang, 6. Juli 2017 - ISSN 0931-4288

Ärztetag warnt vor Verharmlosung der Freimessungen


Die Delegierten des 120. Deutschen Ärztetages vom 23. bis 26. Mai 2017 in Freiburg haben vor der Verharmlosung möglicher Strahlenschäden durch die geplante Verteilung von sogenanntem gering radioaktivem (genauer: nicht wärmeentwickelnden) Restmüll aus dem Abriss von Atomkraftwerken gewarnt. Damit stellt sich die deutsche Ärzteschaft hinter die Position der Ärzteorganisation IPPNW zum AKW-Rückbau und -Abriss, nachdem sich im vergangenen Herbst bereits die Landesärztekammer Baden-Württemberg in einer Entschließung gegen das geltende Verfahren zur Freimessung ausgesprochen hatte.

Durch die sogenannte "Freigabe" in die allgemeine Wiederverwertung und zur Lagerung auf normalen Mülldeponien wird die Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten völlig unnötig und vermeidbar einer zusätzlichen Strahlendosis ausgesetzt, so der Ärztetag.

Der IPPNW-Arzt Dr. med. Jörg Schmid sieht in dem Beschluss einen wichtigen Schritt der politischen Unterstützung der Anti-Atom-Initiativen und der IPPNW: "Nun bekommt die Bundesregierung fachlichen Gegenwind zu spüren", so Schmid. Der Ärztetag fordert die politisch Verantwortlichen dazu auf, sich für eine Minimierung der gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung einzusetzen. Schmid verweist darauf, daß auch die Atomaufsichten der Länder bisher der Unterbewertung der gering radioaktiven Hinterlassenschaften das Wort geredet und der Atomindustrie hierdurch eine Art "Blankoscheck" im Umgang mit diesem Atommüll erteilt habe. Aus Strahlenschutzgründen müsse die freigesetzte belastete Menge jedoch so klein wie möglich gehalten werden und mit dem bestmöglichen technischen Stand sicher verwahrt werden, am besten auf dem Kraftwerksgelände, so Schmid. Wie sich aus aktuellen Gutachten der "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW)" ergibt, sei dies am besten durch die Lagerung in bunkerähnlichen Bauwerken auf dem Kraftwerksgelände oder in Gebäuden gewährleistet, die nach der Entkernung radioaktiv belasteter AKW-Teile am Standort stehengelassenen werden können.


Entschließung des 120. Deutschen Ärztetages 2017 (S. 240)
www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/120.DAET/120DaetBeschlussProt_2017-05-26.pdf

Vergl. auch: IPPNW fordert Verbleib des radioaktiven "Freigabe-Materials" an den Atomkraftwerks-Standorten, Strahlentelex 714-717 v. 6.10.2016, S. 19,
www.strahlentelex.de/Stx_16_714-717_S19.pdf


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
http://www.strahlentelex.de/Stx_17_732-733_S07.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Juli 2017, Seite 7
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
E-Mail: Strahlentelex@t-online.de
Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2017

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