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STELLUNGNAHME/242: Alarmierender Zustand unserer Tier- und Pflanzenarten (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 19. Mai 2015

NABU zum Artenschutzreport: Alarmierender Zustand unserer Tier- und Pflanzenarten

Tschimpke: Aktuelle Lage der Natur muss Weckruf für Politik sein


Berlin - Der NABU wertet den am heutigen Mittwoch veröffentlichten Artenschutzreport 2015 als ein alarmierendes Signal und fordert Bund und Länder auf, aktiv gegen den dramatischen Artenschwund in Deutschland vorzugehen. Sonst werde das Ziel, den Artenverlust bis 2020 zu stoppen, nicht erreicht werden. Für den erstmals erschienenen Report hatte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) verschiedene Studien und Analysen der vergangenen Jahre zusammengeführt. Jede dritte untersuchte Art in Deutschland ist danach gefährdet.

"Der Zustand von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen verschlechtert sich in rasantem Tempo. Die aktuelle Lage der Natur muss ein Weckruf an die Politik sein. Denn Abwarten führt dazu, dass unsere Natur immer weiter Schaden nimmt", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Zeitgleich mit dem Artenreport des BfN hat die EU heute einen Bericht zur Lage der Natur in Europa vorgestellt, der ebenfalls dramatische Zahlen des Artenverlustes in Deutschland und Europa unterstreicht. Danach sind beispielsweise die Bestände der Turteltaube in der EU seit dem Jahr 1980 um 95 Prozent zurückgegangen, der Kiebitzbestand ist in Deutschland im gleichen Zeitraum auf ein Viertel geschrumpft.

Tschimpke forderte Bund und Länder auf, endlich mehr für den Naturschutz zu tun. "Die Lösungen liegen auf der Hand: Unsere Arten brauchen eine stärkere Vernetzung ihrer Lebensräume. Außerdem ist ein besseres Management der Schutzgebiete erforderlich. Und nicht zuletzt müssen die Einflüsse des Menschen auf die Natur verringert werden, wenn wir Flächen für die Land- und Forstwirtschaft oder für den Siedlungsbau nutzen. Nur so können wir den dramatischen Abwärtstrend noch stoppen", so der NABU-Präsident.

Mit Blick auf die Situation von Arten und Lebensräumen sei es geradezu zynisch, dass die EU-Kommission derzeit über eine Aufweichung der Naturschutzrichtlinien diskutiere. "Die Faktenlage ist ein unmissverständliches Plädoyer für eine bessere Umsetzung eben dieser Richtlinien. Jeder Einschnitt hätte dramatische Folgen", warnte Tschimpke. Genau aus diesem Grund hätten sich auch bereits über 100.000 EU-Bürger an einer aktuell laufenden Online-Aktion zum Schutz der Natur beteiligt.

Zwar zeige der Artenschutzreport auch einzelne positive Entwicklungen auf, etwa für den Biber, den Wolf oder den Schwarzstorch. Doch gehen diese auf intensive Schutzbemühungen zurück und wären ohne die EU- Naturschutzrichtlinien nicht denkbar. Ihnen stehen jedoch massive Bestandsrückgänge bei einer Vielzahl der Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gegenüber. Wertvolle Lebensräume wie Moore, Flüsse und Auen, Wälder oder auch extensiv bewirtschaftete Agrarlandschaften sind stark beeinträchtigt. Als Hauptursachen des Artenrückgangs benennen sowohl der Artenschutzreport als auch die EU-weite Analyse eine immer intensivere Landnutzung sowie die Effekte des Klimawandels.

Zum Hintergrund:

Die Naturschutzgesetzgebung der EU soll auf den Prüfstand: Bis zum 24. Juli haben alle Bürgerinnen und Bürger in den Mitgliedstaaten die Gelegenheit, sich zur Bedeutung und zu einer möglichen "Modernisierung" der zwei wichtigsten EU-Gesetze für den Natur- und Artenschutz zu äußern: der Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) -und der Vogelschutzrichtlinie. Mit Blick auf diese EU-Bürgerbefragung zum "Fitness Check" möchte der NABU zahlreiche Menschen dazu bewegen, sich unter www.NABU.de/naturschaetze für starke Naturschutzgesetze in der Europäischen Union auszusprechen.


Artenschutz-Report:
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/presse/2015/Dokumente/Artenschutzreport_Download.pdf

Weitere Informationen zum Fitness-Check und zur EU-Online-Konsultation:
www.NABU.de/naturschaetze

Weitere Informationen zum EU-Report:
http://www.eea.europa.eu/publications/state-of-nature-in-the-eu/
(Originaldokument auf der Seite der Europäischen Umweltagentur)
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/ff-state-of-nature/
(Kurzanalyse des Berichts durch einen NABU-Experten)

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 56, 19.05.2015
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2015

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