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STELLUNGNAHME/176: Wer hat Schuld am Maränen-Sterben im Parsteiner See? (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 19. August 2014

Wer hat Schuld am toten Fisch?

Kormoran wird zu Unrecht für Maränen-Sterben verantwortlich gemacht



Der NABU Brandenburg weist die Behauptung von Herrn Dettmann, Landesfischereiverband, als unsinnig und verantwortungslos zurück. "Die phantastisch klingende Darstellung der Fischer, dass die Kormorane die Maränen in die sauerstofffreien Tiefenwasserbereiche getrieben hätten, gehört in die Welt der Märchen und zeugt von mangelhafter Kenntnis der Biologie der Fische", so Dr. D. Knuth (NABU Landesfachausschuss Fischkunde).

Im Parsteiner See in der Uckermark, einem Vogelschutzgebiet, ist es in den letzten Wochen zu einem vermehrten Sterben eingesetzter Maränen gekommen.

Der Landesfischereiverband versuchte die ungewöhnlich vielen toten Tiere, von denen jetzt einige im Gesundheitsamt Prenzlau tierärztliche untersucht werden sollen, mit der Jagdtechnik der Kormorane zu erklären. Die Kormorane hätten die kleinen Schwarmfische in tiefe, fast sauerstoffreie Seebereiche getrieben und wären so für das Maränensterben verantwortlich.

Die Maräne ist ein typischer Bewohner tiefer, sommerkühler Seen, die zumeist eine Wassertiefe von über 30 Metern besitzen. Solche Seen sind häufig durch Nährstoffarmut und durch hohe Sauerstoffgehalte bis in die Tiefenzone gekennzeichnet.

Wenn man in der historischen Fischereiliteratur nach den brandenburgischen Maränenseen sucht, wie beim Altmeister August Thienemann, wird man den Parsteiner See dort nicht finden. Er scheint schon immer kein optimales Maränengewässer gewesen zu sein.

Der Parsteiner See ist schon wegen seiner geringen mittleren Tiefe von 10 Metern als Gewässer für Maränen ungeeignet und erwärmt sich für die Tiere im Sommer zu stark. Darüber hinaus sind durch Fischerei und Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Nährstoffe in den See eingetragen wurden, womit ein zunehmender Sauerstoffmangel im Tiefenwasser verbunden ist.

Selbst dort, wo der Parsteiner See durch einen Bombenkrater eine Maximaltiefe von 31 Metern erreicht, findet die Maräne somit keine geeigneten Lebensbedingungen, da dort der Sauerstoffgehalt viel zu niedrig ist.

Die Maräne wird damit gezwungen sich im warmen Oberflächenwasser aufzuhalten, wodurch die Tiere stark geschwächt und gestresst werden bis hin zum Tod.

Wie kommt nun aber die Maräne in einen für sie viel zu flachen See?

Als beliebter Speisefisch sind mit Maränen erheblich höhere Kilopreise zu erzielen als mit anderen Süßwasserfischarten und so wurde sie durch den ansässigen Fischer in den Parsteiner See eingesetzt.

Bei einer Fläche von ca. 10 km² weist der See eine Größe auf, bei der selbst größere Gruppen von Kormoranen durch Ihre Jagdtechnik kaum Einfluss auf das Geschehen unter Wasser haben. Zudem ist eine Vergrämung der Kormorane durch den Abschuss einzelner Tiere bei dieser Flächengröße wirkungslos und insbesondere in einem Vogelschutzgebiet völlig fehlplatziert.

Dr. Werner Kratz, 2. Vorsitzender des NABU Brandenburg sagt: "Der Kormoran darf nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass durch falschen Fischbesatz und für die Tiere ungünstige Temperaturen, Fische wie die sauerstoffbedürftigen Maränen in dem See sterben."

Interessante Informationen über den Kormoran finden Sie auch in unserer Broschüre zum Kormoran, inklusive Porto und Versand für 2 Euro erhältlich unter: 0331 / 201 5570 oder info@nabu-brandenburg.de.

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Quelle:
Pressedienst, 19.08.2014
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2014