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STELLUNGNAHME/063: WWF, NABU und BUND kritisieren Genehmigung zur Elbvertiefung (BUND HH)


BUND-Landesverband Hamburg e. V. - 26. April 2012

Genehmigung zur Elbvertiefung erteilt

Kniefall vor der Containerschifffahrt:
- WWF, NABU und BUND kritisieren Genehmigung zur Elbvertiefung
- Umweltverbände erwägen Klage



Hamburg, 26.04.2012 - Der heute vorgelegte Planfeststellungsbeschluss zur Elbvertiefung durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord in Kiel und die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr wird von den Umweltverbänden BUND, NABU und WWF in einer gemeinsamen Stellungnahme harsch kritisiert. Kurzfristige ökonomische Interessen würden, so der Vorwurf der Verbände, stärker gewichtet als der dauerhafte Schutz ökologischer Ressourcen und die Interessen der Anwohner an der unteren Elbe. "Die Genehmigung des Planfeststellungsbeschlusses ist ein "Kniefall" der Wasser-Schifffahrtsdirektion vor den Interessen der Containerschifffahrt", kritisiert Beatrice Claus vom WWF Deutschland. Die Umweltverbände werden in den nächsten Wochen den 2500 Seiten dicken Planfeststellungsbeschluss prüfen und dann entscheiden, ob sie gegen die Genehmigung klagen werden. Nach Auffassung von WWF, NABU und BUND kann eine Elbvertiefung durch eine effizientere Aufgaben- und Arbeitsteilung der deutschen Seehäfen vermieden werden, ohne den Wirtschaftsstandort Hamburg zu schädigen. "Mangelnde Kooperation zwischen den Häfen geht letztlich zu Lasten der Natur und des Steuerzahlers", kritisiert WWF-Expertin Claus. Eine weitere Vertiefung der Flussmündung der Elbe vergrößere die Sauerstoffprobleme, verschlimmert das Fischsterben und führt zur Versalzung von Süßwasserlebensräumen. Außerdem verschlechterten sich die Strömungs- und Transportverhältnisse von Sedimenten und ökologisch wertvolle Flachwasserzonen würden vernichtet. Für Fische wie Finte, Nordseeschnäpelund Meerforellen, den europaweit geschützten Schierlingswasserfenchel sowie für seltene und einmalige Lebensräume wie den Tideauwald werde die Situation immer prekärer. Eine Vertiefung, die zu einer derartigen Verschlechterung der ökologischen Situation führt, verstößt gegen das europäische Naturschutzrecht. Massive Kritik wird seitens der Verbände auch an vorgeschlagenen Kompensationsmaßnahmen nach nationalem und europäischem Recht erhoben. Diese seien in weiten Teilen fachlich ungeeignet und im Umfang ungenügend, so BUND, NABU und WWF einhellig.

Hintergrund
Die Elbe wurde seit 1818 bereits achtmal vertieft und befindet sich schon heute in einem schlechten ökologischen Zustand. Die ökologische Belastbarkeit ist überschritten. Die europäischen Naturschutzrichtlinien wie die Wasserrahmenrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verpflichten Deutschland Maßnahmen zu ergreifen, um wieder einen guten Zustand zu erreichen. Derzeit wird in Wilhelmshaven ein Tiefwasserhafen für die weltgrößten Containerschiffe gebaut. Nach der Elb- und Weservertiefung werden dann Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven auf Kosten der Steuerzahler und der Natur um die weltgrößten Schiffe konkurrieren.

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Quelle:
Presseinformation, 26.04.2012
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND-Landesverband Hamburg
Lange Reihe 29, 20099 Hamburg
Tel.: 040/600 387-0, Fax: 040/600 387-20
E-Mail: bund.hamburg@bund.net
Internet: www.bund.net/hamburg


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2012