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STANDPUNKT/417: Zwischen Klimakatastrophe und noch mehr Atommüll (ROBIN WOOD magazin)


ROBIN WOOD magazin - Nr. 117/2.2013

Energiewende
Zwischen Klimakatastrophe und noch mehr Atommüll

von Dirk Seifert



Die Energiepolitik in Deutschland bleibt geprägt von Superlativen: Überall Jahrhundert-Aufgaben und historische Entscheidungen: Sei es bei der Endlagersuche, bei der Energiewende oder auch beim Klimaschutz... Doch Wortgeklingel hat nichts mit Lösungen zu tun und eher verdecken derartige Floskeln die tatsächlichen Probleme und Konflikte.

In Deutschland tobt ein Kampf um Macht und Gewinne am Strommarkt. Vier Konzernen ist im Laufe der Energiewende das Geschäftsmodell abhanden gekommen. Wenn immer mehr Strom von BürgerInnen, Genossenschaften und Kommunen erzeugt wird - wozu braucht man dann noch E.on, RWE, Vattenfall und EnBW? Die Unternehmen sind finanziell angeschlagen, haben hohe Schulden und sind mit sinkenden Erlösen beim Stromhandel konfrontiert. Fast 20.000 Arbeitsplätze werden die Konzerne nach eigenen Ankündigungen in den nächsten Jahren streichen, ein deutlicher Beleg für den massiven Strukturwandel in der Stromwirtschaft. Klar ist, die dezentrale Energiewende ist kaum noch aufzuhalten. Die Frage aber ist, ob die vier alten Stromgiganten die Kontrolle wieder erlangen können.

Was ist los - zwei Jahre nach der Katastrophe von Fukushima? Wie steht es um die Energiewende? Können wir sie uns leisten? Was ist zu tun, damit die Energiewende nicht ins Straucheln kommt? Darüber informiert Florian Kubitz in diesem Heft.

Energiewende für mehr Klima- und Umweltschutz? Leider nein: Der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung wächst derzeit. Weil die Gewinne aus der Kohleverstromung höher sind, legen die Stromkonzerne lieber moderne Gaskraftwerke still. Schlimmer noch: Neue Kohlekraftwerke werden demnächst noch in Betrieb genommen. Vattenfall erzeugt schon heute seinen Strom zu über 80 Prozent mit der besonders klima- und umweltschädlichen Braunkohle aus der Lausitz. In Hamburg-Moorburg soll 2014 ein 1.600 MW Steinkohlekraftwerk in Betrieb gehen. Das ist nicht nur Gift für das Klima und die Elbe. Ein Großteil der Kohle, die in Moorburg verfeuert werden soll, kommt z.B. aus Kolumbien. "Blutige Kohle" heißt es darüber in der ZEIT. Nicht nur massive Umweltschäden richtet der Tagebau an: EinwohnerInnen werden vertrieben, GewerkschafterInnen die protestieren, auch schon mal ermordet. Über die Hintergründe von Vattenfalls Kohlegeschäften zwischen Moorburg und Kolumbien berichtet Volker Gajewski. Er gehört zu den Organisatoren einer symbolischen Hafenblockade in Hamburg, die Anfang Mai stattfand und mit der gegen diese dreckigen Geschäfte protestiert wurde. ROBIN WOOD war mit dem legendären Floß ROBINA WOOD bei der Blockade und den Protesten dabei!

Auch ein anderes Beispiel zeigt, dass Klima- und Umweltschutz weiterhin nicht sonderlich beliebt sind, wenn es um das große Geschäft geht: Fracking. Unter abenteuerlichen Bedingungen soll noch der letzte Tropfen Öl und das letzte Gas-Atom aus dem Untergrund geholt werden. Dabei ist klar, dass wir einen umfassenden Wandel beim Umgang mit Ressourcen und Energie brauchen. Oliver Kalusch vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) gibt einen kritischen Überblick.

Während die einen große historische Momente bei der Endlagersuche feiern, zeigt ROBIN WOOD, wo immer noch neuer Atommüll entsteht und warum weiter Aktionen und Widerspruch notwendig sind, z.B. bei der Uranfabrik in Gronau. Dort entsteht immer neuer Atommüll, der offiziell gar keiner ist und um den sich auch keiner so richtig kümmern mag. Mehr erfahren sie dazu auf den folgenden Seiten. Und außerdem laden wir zum Sommer-Camp ins Münsterland ein!

In Sachen Endlagerung haben wir diesmal nichts im Heft, aber einen Tipp: Sofort aufhören, noch mehr Atommüll zu erzeugen! Das würde helfen.


Dirk Seifert, Hamburg, Energiereferent, energie@robinwood.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- 9. März 2013, Bundeweite Demonstrationen zum Fukushima-Jahrestag, hier an der Uranfabrik in Gronau
- 19. April 2013, Protest gegen Vattenfall vor dem Hamburger Rathaus: Keine blutige Kohle aus Kolumbien!

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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 117/2.2013, S. 28-29
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2013