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STANDPUNKT/396: Keine weitere Zerstörung der Saatgut-Vielfalt in Europa! (Saatgutkampagne)


Kampagne für Saatgut-Souveränität - Presseerklärung vom 1.5.2013

Keine weitere Zerstörung der Saatgut-Vielfalt in Europa!

Landwirtschaft und Gartenbau brauchen angepasste Vielfalt, nicht hochgezüchtete Einfalt im Sortenwesen!



Die Kampagne für Saatgut-Souveränität zur bevorstehenden Entscheidung der EU-Kommission über einen Vorschlag für eine einheitliche EU-Saatgutverordnung am 6. Mai:

"Wir halten es für unnötig und unangemessen, diesen Bereich durch eine einheitliche Verordnung EU-weit regeln zu wollen. Stellt schon die gegenwärtige EU-Saatgut-Gesetzgebung ein Hindernis für die Nutzung und Ausweitung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Biodiversität dar, so sind noch weitergehende Restriktionen vom Vorschlag der Generaldirektion für Gesundheit und Verbraucherpolitik (DG SANCO) zu erwarten. Auch einige kosmetische Änderungen am Entwurf in letzter Minute können den falschen Grundansatz der Saatgutverordnung nicht kurieren. Das EU-Saatgutrecht bevorzugt jetzt schon - und droht es in Zukunft noch mehr zu tun - die hoch uniformen DUS-Sorten der Saatgutindustrie. Doch das Problem der Landwirtschaft in der EU besteht ja nicht in mangelnder Produktivität, sondern in einer immer schmaleren genetischen Basis von Ackerbau und Gartenbau.

Auch den Welthunger kann man mit erhöhter Produktivität in der EU nicht bekämpfen: viele der Hungernden gehören zur armen Landbevölkerung; ihrer Armut wäre mit gesichertem Zugang zu Land und Wasser sowie zu Saatgut von lokal angepassten, reproduktionsfähigen Sorten zu begegnen. Überschüsse in der EU dagegen drohen per Export sogar Landwirtschaftsstrukturen in Afrika und anderswo zu zerstören. Ein Leben auf dem Land muss in allen Ländern dieser Erde ein Auskommen bieten, ansonsten wird der Zuzug vom Land in die Stadt, von den Peripherien in die Zentren anhalten.

Der Vorschlag für eine neue Saatgutgesetzgebung entspricht sehr weitgehend den Wünschen der großen Saatgut-Konzerne, sie fördert deren High-Input Sorten und behindert die Low-Input-Sorten bäuerlicher und ökologischer Landwirtschaft und schränkt diese ein. Auch das Ressort von EU-Kommissar Günther Oettinger, ist betroffen, denn High-Input bedeutet auch einen hohen Bedarf an Energie - der jedoch in Zukunft eher zurückgefahren als noch weiter ausgedehnt werden sollte. Eine zentralistische einheitliche Regelung vernachlässigt zudem die unterschiedlichen regionalen Bedingungen und verhindert die Erhaltung der entstandenen lokalen Pflanzenvielfalt, die häufig in den regionalen Spezialitäten und Essgewohnheiten ihren Ausdruck findet.

So dringen wir darauf, dass auch Kommissar Oettinger am 6. Mai den Vorschlag der DG SANCO zurückweist und sich für eine grundlegende Überarbeitung einsetzt. Auch wenn Günther Oettinger in der Vergangenheit immer wieder eine große Nähe zur Industrie gezeigt habt, setzen wir dennoch darauf, dass er nicht einfach die Interessen der Saatgut-und Agrarchemie-Industrie vertritten, sondern im Interesse zukünftiger Generationen und einer Sortenvielfalt in Landwirtschaft bzw. Gartenbaus handelt." Im Anhang finden Sie eine Petition an die EU-Kommissare und also auch an Energie-Kommissar Oettinger, den mit uns binnen weniger als einer Woche mittlerweile über 8000 Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen Staaten der EU unterzeichnet habe. Diese Petition ist in bislang zehn Sprachen veröffentlicht, weitere werden folgen.



weitere Informationen:

"Mit dem Ferrari ins Gemüsebeet..." Ein Versuch, in einer automobilen Gesellschaft die Saatgut-Zulassung anschaulich zu machen
http://www.saatgutkampagne.org/PDF/Mit_dem_Ferrari_ins_Gemuesebeet.pdf

Hintergrundinformation zur Entwickung des Saatgutrechts:
http://www.saatgutkampagne.org/PDF/Hintergrundinformation_Reform_EU-Saatgutrecht.pdf

Links zur Petition "Saatgutvielfalt in Gefahr - gegen eine EU-Saatgutverordnung zum Nutzen der Saatgut-Industrie" auf dem Portal openPetition.de
Deutsch https://www.openpetition.de/petition/online/saatgutvielfalt-in-gefahr-gegen-eine-eu-saatgutverordnung-zum-nutzen-der-saatgut-industrie

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Quelle:
Presseerklärung, 01.05.2013
Kampagne für Saatgut-Souveränität
E-Mail: info@saatgutkampagne.org
Internet: www.saatgutkampagne.org / www.seed-sovereignty.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2013