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STANDPUNKT/139: 11 Jahre Weiterbetrieb sind kein Atomausstieg (SOFA)


Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster
30. Mai 2011

"11 Jahre Weiterbetrieb sind kein Atomausstieg"

- AtomkraftgegnerInnen kritisieren Bundesregierung scharf
- "Urananreicherungsanlage Gronau und AKW Lingen vergessen"
- 1. Juni, 17.30 Uhr: Kundgebung in Hiltrup bei Röttgen-Besuch


Die Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland kritisieren scharf die Vorstellungen der Bundesregierung zum Atomausstieg. "11 Jahre Weiterbetrieb für neun AKW sind kein Atomausstieg, sondern eine Gefährdung der Bevölkerung. Außerdem ist zu befürchten, dass - wie beim "Atomkompromiss" 2000 - selbst dieses Ergebnis in Zukunft wieder revidiert werden könnte. Die Bundesregierung versucht schon jetzt die Folgen der Reaktorkatastrophe von Fukushima runterzuspielen," erklärte Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

Aus regionaler Sicht sind die Atompläne der Bundesregierung eine Katastrophe, denn das emsländische AKW Lingen soll sogar erst als letztes AKW 2022 abgestellt werden. Auch das AKW Grohnde an der Weser bleibt vorerst am Netz. Damit bleiben das Münsterland und die benachbarten Regionen noch über viele Jahre dem unmittelbaren Risiko eines Super-GAU ausgesetzt.

"Wir sind sehr empört, dass die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage in Gronau für den Atomausstieg der Bundesregierung keine Rolle spielt. Von Gronau liefert die Betreiberin Urenco für 30 AKW rund um den Globus Uranbrennstoff, das sind 7% des Weltmarktes. Damit exportieren NRW und die Bundesrepublik die Risiken der Atomtechnik in alle Welt - wer aus der Atomenergie aussteigt, muss zwingend auch die Uranbrennstoffproduktion unterbrechen und die Urananreicherungsanlage in Gronau sofort stilllegen. Wir erinnern daran, dass die Urenco auch den Fukushima-Betreiber Tepco zu seinen guten Kunden zählt - diese Uranexporte sind absolut unverantwortlich," ergänzte Matthias Eickhoff von der Initiative SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster.

Am Wochenende hatten 160 000 Menschen bundesweit für den sofortigen Atomausstieg demonstriert, davon allein 7000 in Münster. "Die Bundesregierung sollte auf die Menschen in Fukushima und Tschernobyl hören: Jeder weitere Tag, den die Atomanlagen laufen, ist ein Tag zu viel. Wir brauchen keine weitere Reaktorkatastrophe," so Willi Hesters.

In Münster findet bereits am Mittwoch, 1. Juni, um 17.30 Uhr die nächste Anti-Atom-Demonstration statt: Zum atompolitischen Besuch von Bundesumweltminister Norbert Röttgen bei der CDU-Basis in der Stadthalle von Münster-Hiltrup, Westfalenstr. 197, findet dort zum Empfang eine Mahnwache statt. "Beim Atomausstieg verzichten Röttgen und Merkel erneut auf den Konsens mit der Bevölkerung, das ist sehr bedauerlich," so Matthias Eickhoff.


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Merkels Konsens ist Nonsens!

Mit wem sucht die Regierung Merkel den Atomkonsens?

Nach wochenlangem Geschiebe und Gezerre hat Merkel jetzt das Kaninchen aus dem Hut gezogen:

Die sieben ältesten und derzeit stillstehenden Schrottmeiler und der Pannenreaktor Krümmel sollen endgültig vom Netz (aber eines der AKW soll als "Kaltreserve" bis 2013 noch bleiben. Dass es eine "Kaltreserve" im stand-by bei einem AKW technisch eben nicht gibt, hat sogar Sigmar Gabriel schon erkannt, soll hier aber nicht stören). Von den relativ jüngeren Atomreaktoren sollen sechs AKW bis 2021 und drei AKW bis 2022 laufen dürfen. Erinnert wie zufällig ein bisschen an den rot-grünen Atomkonsens, den die Bundesregierung mit ihrer Laufzeitverlängerung gerade im Oktober letzten Jahres gekippt hatte.

Wir fragen uns: Soll das jetzt der versprochene "so schnell wie möglich" Ausstieg aus der Atomenergie sein? Oder ist es nicht vielmehr ein unverantwortlich langsamer Ausstieg?

Wenn die Atomenergie reale und unkalkulierbare Risiken eines Super-Gaus auch in westlichen Industrieländern birgt und wenn dies spätestens nach Fukushima für jeden klar erkennbar sein dürfte, dann kann der Maßstab für den Ausstieg allenfalls die Frage sein, wie schnell der Ausstieg technisch möglich ist. Und technisch möglich ist der Ausstieg im Jahr 2012 !!! und nicht in 2022. Auch andere Jahreszahlen wie 2020 (SPD) oder 2017 (Grüne) sind da recht willkürlich gewählt.

Zu Erinnerung an die lieben Politiker: Auch schon ohne Umbau der Energieversorgung sind derzeit sind nur 4 der gesamt 17 AKW am Netz! Was sollen da 9 AKW bis 2021? Wer jetzt noch für 10 Zusatzjahre den möglichen Super-Gau riskiert, dem geht es vielleicht um einen koalitionsinternen Konsens oder den Konsens mit der Atomwirtschaft, aber dem geht es nicht um den schnellstmöglichen Ausstieg. Wenn auf Basis dieses verkorksten Vorschlags SPD und Grüne Gespräche mit Frau Merkel zu einem gesamtgesellschaftlichen Konsens suchen, dann kann das nur daneben gehen.

Einen Konsens mit der Bevölkerung, die mehrheitlich für einen schnelleren Ausstieg ist, wird es so nicht geben, einen Konsens mit der Anti-Atom-Bewegung erst recht nicht.

Atomausstieg ist und bleibt Handarbeit - für den sofortigen Atomausstieg.

Gruppe für den sofortigen Atomausstieg Münster (Sofa-Münster) www.sofa-ms.de


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Quelle:
SOFA-Pressemitteilung, 30.05.2011
weitergeleitet von: BI Umweltschutz Hamm e. V.
Postfach 1242, 59002 Hamm
Internet: www.thtr-a.de, www.reaktorpleite.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2011