Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → MEINUNGEN


LAIRE/259: Menschheit verursacht massives Artensterben (SB)


Zahlreiche Großsäuger vom Aussterben bedroht


Elefanten, Nashörner, Löwen und seit Donnerstag auch Giraffen: Sie alle stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten, die diese Woche von der internationalen Artenschutzorganisation IUCN auf der 13. UN-Konferenz zur Artenvielfalt (CBD) im mexikanischen Cancún vorgestellt wurde. [1]

Zudem steigt die Zahl der ausgestorbenen Arten, ohne daß sich ein Ende des Trends abzeichnet; die Wissenschaft spricht bereits vom sechsten Massensterben der Erdgeschichte. Auslöser ist die Spezies Mensch, die sich immer mehr ausbreitet und durch das Erschließen neuer landwirtschaftlicher Flächen und die Erweiterung des Bergbaus, durch Urbanisierung und den Bau neuer Infrastrukturmaßnahmen ein Habitat nach dem anderen vernichtet. Dem noch nicht genug, werden Tiere gejagt, um das Elfenbein ihrer Stoßzähne, ihre Flossen oder andere verwertbaren Körperteile zu gewinnen, obwohl längst bekannt ist, daß bestimmte Arten vom Untergang bedroht sind. Allein aufgrund des aktuellen Artensterbens gäbe es also genügend Anlaß, das geologische Zeitalter des Anthropozäns als Nachfolger des Holozäns auszurufen. Der Mensch übt massiven Einfluß auf seine Um- und Mitwelt aus.

Die Weltuntergangsuhr steht auf drei Minuten vor zwölf. [2] Auch die menschliche Spezies selbst ist vom Aussterben bedroht, sollten einige politische Entscheidungsträger der Ansicht sein, daß sie sich durch einen atomaren Erstschlag Vorteile im weltweiten Ringen um Hegemonie verschaffen und einem Zweitschlag entkommen können, auch wenn sie einen umfassenden nuklearen Krieg anzetteln. Dadurch würden nicht nur zig Millionen Menschen als unmittelbare Folge der Explosionen sterben, sondern noch viele Millionen mehr aufgrund des Kollapses der medizinischen Versorgung, des Mangels an Trinkwasser und landwirtschaftlichen Produkten. Wer bis dahin das (zweifelhafte) Glück hatte, mit dem Leben davon gekommen zu sein, wird einen wahrscheinlich zehn Jahre oder länger anhaltenden nuklearen Winter erleben. Oder eben nicht erleben. Denn in Folge der Atomexplosionen werden solche Mengen an Ruß- und Staubpartikeln bis hinauf in die Stratosphäre gepustet, daß sich der Himmel verdunkelt und sowohl auf der Erdoberfläche als auch in den Meeren keine Photosynthese mehr stattfindet.

Das wäre eine besonders schnelle Variante des Artensterbens, die das in geologischen Maßstäben gerechnet einzigartig schnelle Artensterben, das gegenwärtig stattfindet, nochmals drastisch beschleunigen würde. Wobei nicht einmal ansatzweise die Frage erforscht wurde, in welchem Grad die Sauerstofffreisetzung der Pflanzen während eines nuklearen Winter beeinträchtigt wird. Setzt sich der Verbrauch von Sauerstoff fort, ohne daß er am anderen Ende nachgeliefert wird, droht globaler Atemnotstand.

Die IUCN berichtet, daß viele Arten bereits vom Aussterben bedroht sind, obgleich sie erst vor kurzem entdeckt wurden. Die einzigartige, wenngleich zweifelhafte Leistung der menschlichen Spezies besteht offenbar darin, daß sie, auch ohne das nukleare "Selbstzerstörungsprogramm" anwerfen zu müssen, an einer Transformation des Planeten arbeitet, die zum Untergang der meisten Arten führt.


Fußnoten:

[1] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/giraffen-auf-der-roten-liste-das-groesste-globale-artensterben-seit-dem-ende-der-dinosaurier/14950834.html

[2] http://thebulletin.org/timeline

8. Dezember 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang