Vogelschutz - 4/2010
Magazin für Arten- und Biotopschutz
Moorschutz ist Klimaschutz
Von Julia Römheld und Philipp Hanek
LBV-Schutzgebiet Eglinger Filze
Foto: © Julia Römheld
Moore sind Ökosysteme, die dauerhaft große Mengen an Kohlenstoff aufnehmen und binden können. Dieser wird im Torf eingelagert und durch den hohen Grundwasserstand fixiert. Obwohl Moore nur einen geringen Flächenanteil einnehmen, ist in ihnen etwa ein Fünftel des gesamten Kohlenstoffs der Erde gebunden. Mit zunehmender Entwässerung und intensiver Nutzung geht dieser Speicher verloren. In Bayern sind rund 95% der Moore entwässert.
Potenzial der bayerischen Moore
Torfbildung ist ein sehr effektiver Weg, Kohlendioxid zu binden. In intakten wachsenden Mooren werden von 1,2 (in Hochmooren) bis 1,7 t CO2 (in Niedermooren) pro Hektar (ha) im Jahr gespeichert. Im Gegenzug wirkt der Abbau des Moorkörpers wesentlich stärker dagegen. Pro Jahr werden 5-45 t CO2 pro ha durch den Torfabbau freigesetzt. In den Mooren Bayerns sind laut Schätzungen rund 678 Millionen t CO2 gebunden. Würden die bayerischen Moore renaturiert werden, könnten laut Hochrechnungen 5 Millionen t pro Jahr zusätzlich gespeichert werden.
Effektiver Moorschutz
Der zentrale Punkt bei der Renaturierung ist die Wiederherstellung des Wassershaushalts. Nur so kann die fortschreitende Zersetzung des Torfkörpers aufgehalten und damit die Abgabe von großen Mengen CO2 in die Atmosphäre verhindert werden. Um den Torfaufbau zu fördern, muss auch eine standortgerechte Vegetation vorhanden sein, z. B. Torfmoose. In den meisten entwässerten Mooren haben sich mittlerweile Pflanzen trockenerer Standorte angesiedelt. Die moortypischen Arten hingegen sind selten geworden - etwa drei Viertel von ihnen sind inzwischen in der Roten Liste vertreten. Mit der Moorrenaturierung wird also nicht nur Klimaschutz, sondern auch Naturschutz im klassischen Sinne betrieben.
Dieser Bereich im Wolfiser Moor wurde als LBV-Schutzgebiet aufgekauft
und wird wieder als Moorfläche renaturiert
Foto: © Julia Römheld
Moorschutz des LBV
Die Wiedervernässung der Moore wird meist erst möglich, wenn die betroffenen Flächen verfügbar sind. Deshalb hat der LBV in den letzten Jahren, auch mit Förderung des Klimaprogramms der Bayerischen Staatsregierung, zahlreiche Moorflächen erworben.
In Schwaben wurde zum Beispiel eine ca. 7 ha große Hoch- und Übergangsmoorfläche mit seinen Randbereichen im Wolfiser Moos im Landkreis Oberallgäu gekauft. Hier ist im Zentrum ein noch intakter Moorkern mit Schwingrasen, Moorschlenken und lichten Moorwäldern vorhanden. Daneben gibt es aber auch deutlich gestörte Bereiche, wie Fichtenaufforstungen und entwässerte Niedermoorbereiche, die zum Teil als Weide-Grünland genutzt werden. Durch den Ankauf der Flächen kann der LBV den Wasserhaushalt des Moores sichern und als Puffer die gestörten Randbereiche in blütenreiche extensive Feuchtwiesen umwandeln. Für viele Moorschmetterlinge, wie z.B. den Hochmoorgelbling, ist diese Verzahnung der Lebensräume überlebenswichtig.
Ein weiteres Beispiel ist die Straßweiherkette im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab (Oberpfalz). Anders als im Alpenraum ist das Moor hier durch Verlandung der, nur durch Niederschlags- und Grundwasser gespeisten, sogenannten Himmelsweiher entstanden. Dieses Moorwachstum wurde jedoch gestoppt, als die Dämme vor ca. 30 Jahren geöffnet wurden. Die oberen Weiher fielen daraufhin im Sommer trocken und es konnten sich Gehölze ansiedeln. Dennoch konnten Restpopulationen seltener und gefährdeter Moorarten überdauern. Um deren Lebensraum zu verbessern, hat der LBV nun drei der insgesamt acht Weiher mit einer Größe von ca. 6,5 ha gekauft. Die Moorschutzmaßnahmen konnten bereits durch den Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald umgesetzt werden. Die Teichböden wurden wieder von den Gehölzen befreit und ein Anstau der Dämme vorgenommen. Mit dem ansteigenden Wasserspiegel können sich nun wieder moortypische Arten wie die stark gefährdete Arktische Smaragdlibelle, der Sonnentau und die Rosmarinheide ausbreiten.
Rundblättriger Sonnentau auf Torfmoos
Foto: © Julia Römheld
Ein drittes Moorschutzprojekt wurde in Niederbayern im Landkreis Regen gestartet. Der LBV erwarb einen 3,7 ha großen Moorkomplex bei Langdorf. Es handelt sich hier um einen struktur- und totholzreichen Moorwald, der von Quellen und Gräben durchzogen ist und seit vielen Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird. Dazwischen befinden sich jedoch auch Fichtenaufforstungen, die den Moorlebensraum beeinträchtigen. Durch den Flächenankauf kann der LBV nun diese Aufforstungen beseitigen, um den Lebensraum für die vorhandenen Moorarten wie die Moosbeere, den Rundblättrigen Sonnentau und das Scheiden-Wollgras zu verbessern.
Insgesamt hat der LBV seit Beginn des Klimaprogramms rund 26 ha Moorflächen in Bayern gekauft. Bezüglich weiterer 13 ha laufen bereits Verhandlungen, damit der Moorschutz weiterhin auf breiter Basis umgesetzt werden kann.
Die Autoren
Julia Römheld
Dipl. Geografin
Referat Landschaftspflege
Tel.: 09174 / 4775-60
Mail: j-roemheld@lbv.de
Philipp Hanek
Praktikant
Referat Landschaftspflege
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Quelle:
Vogelschutz - 4/2010, S. 10-11
Magazin für Arten- und Biotopschutz
Herausgeber:
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. -
Verband für Arten- und Biotopschutz
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Vogelschutz ist das Mitgliedermagazin des LBV
und erscheint vierteljährlich
veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2011