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MASSNAHMEN/258: Wilde Weiden für die Artenvielfalt (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 29. September 2017

NABU startet Projekt für Storch, Bekassine und Co.

Wilde Weiden für die Artenvielfalt


Jena - Störche, Bekassine und Wechselkröte stehen in der "Roten Liste Thüringens". Mit einem von der Europäischen Union und dem Land Thüringen geförderten Projekt möchte der NABU Thüringen diesen Tieren helfen. "Unter anderem wollen wir 20 Nisthilfen für den Weißstorch installieren und auf einer Fläche von über 300 Hektar "Wilde Weiden" für die Artenvielfalt einrichten", berichtet René Sollmann, der zusammen mit Alina Kruschinski und Corinna Höhl das Projekt für den NABU koordiniert. René Sollmann hat in Bernburg Landespflege studiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, wenn es um den Aufbau von extensiven Weidelandschaften in Thüringen geht. "Überall, wo wir in den vergangenen Jahren eine ganzjährig extensive Beweidung mit Robustrindern und -pferderassen wie zum Beispiel Koniks und Heckrinder etabliert haben, konnten wir nach einiger Zeit eine kleine Explosion der Artenvielfalt feststellen. Die Individuenzahl von Amphibien steigerte sich und es stellten sich Vogelarten ein, die man vorher nicht auf der Fläche angetroffen hat", resümiert René Sollmann.

Der NABU Thüringen will im Rahmen dieses Projektes auch dem Storch, dem Steinkauz und dem Wiedehopf unter die Flügel greifen. Mit 54 besetzten Horsten und 119 ausgeflogenen Jungstörchen war das Jahr 2017 zwar ein erfolgreiches Jahr für die Thüringer Weißstörche, trotzdem benötigt der Vogel aber weiterhin die Unterstützung des Menschen, denn auf großflächigen Raps-, Mais- und Getreidefeldern findet Adebar im Sommerhalbjahr kaum Nahrung. "Auf "Wilden Weiden" sieht das schon anders aus. Hier finden Störche ausreichend Mäuse, Maulwürfe und Frösche für die Jungenaufzucht. Die 20 Storchennisthilfen sollen zum Brüten einladen", sagt die Bio-Geowissenschaftlerin Corinna Höhl. Mit jeweils 10 Nistkästen für Steinkauz und Wiedehopf möchten die Naturschützer weiteren zwei Vogelarten einen Unterschlupf bieten.

Geplant sind Maßnahmen im Dankmarshäuser Rhäden, im Nessetal-Südlicher Kindel, in der Hohen Rhön, bei Wölfis, in der Bischofsaue und in der Sandgrube Bendeleben. "Wenn es sich anbietet, werden wir auch Tümpel anlegen und an einigen Stellen Flächen wiedervernässen. Mit diesen Maßnahmen wollen wir versuchen, die natürlichen Wasserverhältnisse wieder herzustellen - eine wichtige Voraussetzung damit sich Wiesenbrüter und Amphibien wohlfühlen", erklärt Öko-Agrarmanagerin Alina Kruschinski. "Besonders reizvoll an dem Projekt ist, für mich als Agrarwissenschaftlerin, die Verbindung zwischen landwirtschaftlichem Aspekt der Beweidung und dem Naturschutz."

Hintergrund:

Das vom NABU gestartete Projekt "Frosch- und Vogelweiden 2" ist ein von der Europäischen Union (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raum (ELER)) und dem Land Thüringen gefördertes ENL-Projekt (Entwicklung von Natur und Landschaft). Die Laufzeit ist vom 01. September 2017 bis 31. Mai 2020. Ziel des Projektes ist die Etablierung von Weidekonzepten zur Lebensraumverbesserung von Amphibien und wiesenbrütenden Vogelarten in ausgewählten Schutzgebieten bzw. naturschutzfachlich wertvollen Flächen. Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.

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Quelle:
Pressemitteilung, 29.09.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2017

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