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MELDUNG/156: Muscheln im Wattenmeer unter Druck (Schutzstation Wattenmeer)


Gemeinsame Pressemitteilung von Schutzstation Wattenmeer und WWF - 15.08.14

Muscheln im Wattenmeer unter Druck

Umweltverbände kritisieren Muschelwirtschaft im Nationalpark



Hamburg/Husum, 15.08.2014: Die jährliche Muschelsaison ist eröffnet: Heute fällt auf Sylt der offizielle Startschuss für die Fischerei auf Miesmuscheln im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Die Umweltverbände Schutzstation Wattenmeer und WWF sind besorgt über die Zukunft dieser Schalentiere. Sie sind im Nationalpark Wattenmeer ein Teil der dort geschützten natürlichen Lebensgemeinschaften.

Im Jahr 2011 veröffentlichte die schleswig-holsteinische Landesregierung alarmierende Zahlen. Die natürlichen Miesmuschelbestände waren in 20 Jahren um fast 90 Prozent gesunken "Die Muschelwirtschaft hat bisher ihre Chance nicht ergriffen, auf diesen dramatischen Rückgang naturverträglich zu reagieren", kritisiert Silvia Gaus von der Schutzstation Wattenmeer. Stattdessen werde auch heute nach immer neuen Wegen gesucht, den Ertrag zu steigern.

Augenblicklich wird versucht, innerhalb des Nationalparks mit sogenannten "Smart Farms", das sind künstliche Anlagen zur Saatmuschelgewinnung, die fehlenden Besatzmuscheln für die Kulturflächen zu erhalten. "Für jede Anlage muss mit einer FFH-Verträglichkeitsprüfung nachgewiesen werden, dass sie keine erheblichen Schäden in dem Schutzgebiet verursacht", sagt Gaus. Bei der bereits bestehenden Anlage vor Hörnum sei dies unterblieben. Die erheblichen Veränderungen der Naturlandschaft im Nationalpark durch diese künstliche Installation werden jedem Besucher jedoch sofort deutlich.

Besonders kritisieren die Umweltverbände, dass weiterhin wilde Miesmuschelbänke zur Saatmuschelgewinnung befischt werden: "Kaum hat sich in der Unterwasserwelt des Nationalparks eine natürliche Muschelbank gebildet, wird sie in weiten Teilen abgefischt", sagt Hans-Ulrich Rösner vom WWF. "So haben natürliche Muschelbänke unter Wasser, wo sie Riffe bilden können, keine Überlebenschance", sagt Rösner und fordert ein Ende dieser Praxis.

Dank der erfolgreichen Klage von Schutzstation Wattenmeer und WWF beim Oberverwaltungsgericht konnte immerhin die Praxis gestoppt werden, dass gebietsfremde Arten mit Saat-Miesmuscheln aus entfernten Regionen in den Nationalpark eingeschleppt werden.

"Die Muschelfischerei im Nationalpark Wattenmeer muss endlich zu einer nachhaltigen und nationalparkverträglichen Wirtschaftsweise finden", fordert Rösner. Der aktuelle Beginn der Muschelsaison müsse der Auftakt werden, neue Wege in der Fischerei anzupacken, die den Nationalpark respektieren.

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Quelle:
Presseinformation, 15.08.2014
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
E-Mail: c.goetze@schutzstation-wattenmeer.de
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. August 2014