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MELDUNG/037: GSM, GRD und NABU - Sprengung vor Ahrenshoop bedroht Ostsee-Schweinswale (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 25. April 2012

Gemeinsame Pressemitteilung von GSM, GRD und NABU

Sprengung vor Ahrenshoop bedroht Ostsee-Schweinswale



Ahrenshoop/Darss, 25. April 2012 - Naturschutzverbände protestieren gegen die heute durchgeführte Sprengung einer britischen Luftmine aus dem 2. Weltkrieg vor Ahrenshoop im FFH-Naturschutzgebiet "Darsser Schwelle". Nach Ansicht der Verbände NABU, Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) und Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) stellt die Sprengung insbesondere für die vom Aussterben bedrohten Schweinswale in vorpommerschen Gewässern eine große Gefahr dar.

"Unterwassersprengungen bergen ein erhebliches Risiko für Meeressäugetiere", erklärt der Biologe und Schweinswalexperte Sven Koschinski. "Bei der Detonation einer Sprengladung von 350 Kilogramm wie in diesem Fall entsteht eine Schockwelle, die bei Meeressäugern noch in vier Kilometern Entfernung zu lebensgefährlichen Verletzungen wie Lungenrissen oder Gehörschäden führen kann."

"Es ist ein Skandal, dass eine Mine in einem Meeressschutzgebiet für Kegelrobben, Seehunde und Schweinswale gesprengt wird, ohne weitere Alternativen zu prüfen und ohne entsprechende Minderungsmaßnahmen zu ergreifen", erklärt der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD. Nach Informationen der Verbände wurde die Fachbehörde des Schweriner Umweltministeriums, das Landesamt für Umwelt Natur und Geologie, über die geplante Sprengung nicht in Kenntnis gesetzt. Auch die 2008 gegründete Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Munition im Meer" wurde vom Munitionsbergungsdienst in Mecklenburg-Vorpommern nicht unterrichtet.

Die Luftmine wurde auf der Kabeltrasse des geplanten Windparks Baltic 2‍ ‍entdeckt. Nach Informationen der Verbände hatte der Bergungsdienst Mecklenburg-Vorpommern die Marinetaucher der Bundeswehr in Eckernförde um Amtshilfe gebeten, um eine bereits vorhandene Kabeltrasse nicht zu gefährden. Petra Deimer, Biologin der GSM kritisiert: "Diese Sprengung hatte rein wirtschaftliche Gründe. Es dürfte den Verantwortlichen schwerfallen, ihr Vorgehen mit Gefahr in Verzug zu rechtfertigen". Nur so sei nämlich eine entsprechende FFH-Verträglichkeitsprüfung zu umgehen.

Bei ähnlichen Sprengungen in Schleswig-Holstein werden zur Minderung der gefährlichen Schockwelle sogenannte Blasenschleier eingesetzt, an deren Entwicklung und Erforschung die Bundeswehr maßgeblich beteiligt war. Die Naturschutzverbände fordern, dass die Bundeswehr bei allen nicht vermeidbaren Unterwassersprengungen die Blasenschleiertechnik einsetzt. Dies gilt insbesondere für planbare Munitionsräumungen bei Offshore-Vorhaben und Sprengungen innerhalb der Minentaucherausbildung.

NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff erklärt dazu: Es gilt Sprengungen im Meer so weit wie möglich zu vermeiden. Alternative Bergungstechniken müssen eingesetzt und weiter entwickelt werden." Die Ergebnisse zweier Fachtagungen der drei Umweltverbände in den Jahren 2007‍ ‍und 2010 hätten gezeigt, dass diese Techniken verfügbar sind und weltweit bereits zum Einsatz kommen.

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Quelle:
NABU Pressedienst, 25.04.2012
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
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Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2012