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INITIATIVE/360: Die erste NABU-Wolfsfamilie - Fotos bestätigen Nachwuchs in Grünhaus (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 3/15
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Die erste NABU-Wolfsfamilie
Fotos bestätigen Nachwuchs in Grünhaus.


Vorsichtig bewegt sich das Tier durch die brandenburgische Wildnis. Zunächst ist auf den Bildern nicht genau zu erkennen, wer da im Juni die Fotofalle auslöst. Dann taucht ein kleineres Geschöpf auf den Bildern auf, die Umrisse klarer und die Vermutung bestätigt: Es ist ein rund acht Wochen alter Wolfswelpe, der einem vorjährigen Jungwolf folgt.

"Wir freuen uns über den ersten Wolfsnachwuchs auf NABU-Land in Deutschland und hoffen, dass sich das Rudel dauerhaft in Grünhaus ansiedelt", sagt Christian Unselt, Vorsitzender der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. In den Jahren 2003 bis 2006 erwarb die NABU-Stiftung 20 Quadratkilometer Land in den ehemaligen Tagebaufeldern zwischen Lauchhammer und Finsterwalde im Süden Brandenburgs, um die natürliche Wiederbesiedlung der von den Braunkohlebaggern geschaffenen Mondlandschaft mit Tieren und Pen zu ermöglichen.

In Erinnerung an das abgebaggerte Dorf Grünhaus wurde der nunmehr als Naturentwicklungsgebiet gewidmete Tagebau "Naturparadies Grünhaus" getauft. Das Gebiet zwischen Lauchhammer und Finsterwalde würde, so hoffte man, aufgrund seiner Größe und Abgeschiedenheit irgendwann einmal Rückzugsraum für Wölfe werden, die etwa seit dem Jahr 2000 mit zunächst nur wenigen Exemplaren die Lausitz zu besiedeln begannen. Seit 2013 verdichteten sich die Hinweise, dass es in Grünhaus so kommen könnte.

Seit 2013 dem Wolf auf der Spur

"Die Wolfshöhle ist wahrscheinlich nur wenige Kilometer von der Fotofalle entfernt", erläutert Constanze Eiser, Biologin und ehrenamtliche Wolfsbeauftragte des brandenburgischen Landesumweltamtes. Für sie bestätigen die Bilder, dass sich in dem Niederlausitzer Schutzgebiet eine junge Wolfsfamilie angesiedelt hat. Auf Anregung der NABU-Stiftung beobachtet Eiser seit einigen Jahren das Wildtier in Grünhaus, sucht nach Wolfsfährten und Losungen und installiert Fotofallen im Rahmen des Wolfsmonitorings. Unterstützung erhält sie von Dr. Stefan Röhrscheid, Projektleiter in Grünhaus.

2013 glückte der erste Fotonachweis von zwei Einzelwölfen in Grünhaus. Im Jahr darauf zeigten Aufnahmen der Fotofalle einen Wolf auf Wildschweinjagd. Die Auswertung von Wolfsfährten ergab, dass mindestens drei Wölfe regelmäßig durch das Naturparadies streiften. Doch der eindeutige Nachweis eines Rudels blieb zunächst aus.

Seitdem die NABU-Stiftung den ehemaligen Tagebau erwarb, kann sich die Natur größtenteils frei von menschlicher Nutzung entwickeln. Heute kommen hier bis zu 3.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten vor. Große Bestände an Wildschweinen, Rehen und Rothirschen bieten gute Nahrungsbedingungen für den Wolf.

Das Wolfsland kennenlernen

Wer das Wolfsgebiet kennenlernen will, sollte sich einer geführten Wanderung anschließen.

Richtig still ist Grünhaus als Rückzugsgebiet für Wölfe noch nicht überall, da hier vielerorts Großmaschinen im Rahmen der Bergbausanierung dafür sorgen, dass keine Geländeeinbrüche und Böschungsrutschungen vorkommen können. Aber insgesamt finden die Wölfe genügend ungestörte Flächen und in Form von Wildschwein, Reh und Rothirsch auch eine ausreichende Nahrungsgrundlage. Das Gebiet ist bergbauliches Sperrgebiet und das Betreten auf eigene Faust verboten. Unkundige, die die Sperrschilder ignorieren, bringen sich schnell in Lebensgefahr. Wer das Wolfsgebiet kennenlernen will, sollte sich daher einer geführten Wanderung anschließen. Wolfsfreunde können mit der Übernahme einer Patenschaft für einen Hektar Wildnis dafür sorgen, dass die Wolfsfamilie auch künftig in Grünhaus ungestört leben kann.

Hunde schützen Schafe

Hunderte Schafe sind alljährlich innerhalb des Grünhauser Wolfsterritoriums anzutreffen. Ohne den Einsatz von großen Herdenschutzhunden geht das allerdings kaum. Nähert sich ein Rudel dem Nachtpferch, so verteidigen die Hunde den Zaun mit allem Nachdruck. Für die Schäfer bedeutete der Wolf in den letzten Jahren eine entsprechende Umstellung. Die Zucht und Haltung von Herdenschutzhunden bedarf eines großen Einfühlungsvermögens und verursacht zusätzliche Kosten. Das Land Brandenburg hat nun angekündigt, nach dem Vorbild von Sachsen aus dem EU-Fördertopf "Natürliches Erbe" künftig neben Zäunen auch die Anschaffung und Unterhaltung von Herdenschutzhunden zu bezuschussen.

Mehr über Grünhaus: www.naturerbe.de.


Anmerkung der SB-Redaktion:

s.a. Meldung mit Fotofallenfoto im Schattenblick unter
Infopool → Umwelt → Artenschutz →
MELDUNG/287: Erstmalig Nachwuchs bei Wölfen im NABU-Schutzgebiet Grünhaus (NABU)
www.schattenblick.de/infopool/umwelt/artensch/uarm0287.html

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 3/15, Seite 40-41
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"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2015

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