Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LEBENSRÄUME


INITIATIVE/359: Vernetzte Kulturlandschaft für eine lebendige Heimat (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 2. Juli 2015

Projektstart im Offenland: Vernetze Kulturlandschaft - Lebendige Heimat

BUND Baden-Württemberg startet mit Kommunen ein Projekt zum Aufbau eines landesweiten Biotopverbunds


Stuttgart: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e. V., startet im Juli 2015 das Projekt "Landesweiter Biotopverbund - Von der Planung in die Umsetzung". Der Umweltverband möchte mit dem Projekt Offenland-Lebensräume besser vernetzen. Damit sind Landschaften gemeint, die weder besiedelt noch bewaldet sind. Also: Acker-, Grünland, Heiden oder Moore. Das Pilotprojekt wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg bis mindestens 2018 gefördert. Der BUND setzt das Projekt mit zwei Kommunen um.


Falter auf einer Blüte - Foto: © Walter Schön

Der Apollofalter ist auf verbundene Lebensräume angewiesen.
Foto: © Walter Schön

"Die intensive Landnutzung durch den Menschen hat eine Abwärtsspirale eingeleitet, die die Artenvielfalt bedroht. Zusätzlich drängt der Klimawandel Pflanzen- und Tierarten dazu, in andere Lebensräume auszuweichen. Die Landesregierung muss dringend handeln, damit Lebensräume wieder miteinander verbunden werden. Mit der Förderung des neuen BUND-Projektes macht sie einen ersten guten Aufschlag", sagt Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg.

Seltene Arten wie der Apollofalter, der Laubfrosch oder die Heidelerche brauchen naturnahe und verbundene Lebensräume. Doch in Baden-Württemberg werden täglich rund sieben Hektar an natürlichen Flächen durch Straßen, Gewerbegebiete und Wohngebiete zerstückelt - das entspricht fast 10 Fußballfeldern. Die intensive flurbereinigte Landwirtschaft mit großen monotonen Äckern und starkem Pestizid- und Düngeeinsatz zerstört ebenfalls natürliche Lebensräume. Für wandernde Tierarten, die zwischen Offenland-Lebensräumen wandern, sind auch große Waldflächen hinderliche Barrieren.

Projekt mit Modellcharakter

"Mit dem Projekt schaffen wir Verbindungen in der Landschaft und machen sie damit für Mensch, Tier und Pflanze vielfältiger und lebenswerter. Wir wollen zeigen, wie der Biotopverbund im Offenland funktioniert und wie er verbessert werden kann", sagt BUND-Naturschutzreferentin Christine Fabricius.

Aktuell sucht der BUND zwei Gemeinden in Baden-Württemberg, die sich im Projekt "Landesweiter Biotopverbund" engagieren möchten und die gute räumliche Voraussetzungen dafür mitbringen. Nach der Planungsphase folgt mit Mitteln des Landes die Umsetzung: Der BUND und die teilnehmenden Kommunen legen zwischen Äckern Blüh- und Saumstreifen an, gestalten naturnah Waldränder oder lichten Korridore im Wald auf.

"Das Projekt kann den Kommunen in Baden-Württemberg als Blaupause dienen. Aus den Erfahrungen und Ergebnissen werden wir modellhaft Regeln ableiten, die zeigen, wie wir einen gut funktionierenden Biotopverbund in der offenen Landschaft schaffen können", so die Landesvorsitzende Dahlbender.

Hintergrund BUND-Biotopverbund:

Die Wiederverbindung von Lebensräumen ist ein wichtiges Schlüsselthema beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sowohl auf Bundes- als auch Landesebene. Neben dem neuen Projekt "Landesweiter Biotopverbund - Von der Planung in die Umsetzung" setzt sich der BUND seit Jahrzehnten für den Biotopverbund ein, beispielsweise mit dem Grünen Band, dem ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifen, und dem Projekt Wildkatzensprung. Das Projekt startet im Juli 2015 und wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg bis mindestens 2018 gefördert.

Hintergrund Biotopverbund:

Die meisten Tierarten beispielsweis brauchen neben den Lebensräumen, in denen sie sich regelmäßig zur Nahrungssuche und zur Fortpflanzung aufhalten, die Möglichkeit, dauerhaft oder vorübergehend weiter entfernt liegende Lebensräume aufzusuchen. Sei es weil, weil ihr ursprünglicher Lebensraum dauerhaft oder vorübergehend für sie unbrauchbar geworden ist, beispielsweise durch Grünlandumbruch oder eine Überschwemmung, oder durch eine wachsende Population die Nahrungsgrundlage zu klein geworden ist. Auch der Klimawandel verändert die Lebensräume für manche Arten zum Nachteil, so dass sie auf neue erreichbare Lebensräume angewiesen sind. Schließlich sind verschiedene Populationen einer Art auf den genetischen Austausch durch Paarung mit nichtverwandten Individuen angewiesen - auch das geht nur, wenn sie miteinander über größere Entfernung in Kontakt kommen. Und schließlich haben - z. B. die Amphibien oder die Zugvögel - jahreszeitlich unterschiedliche, oft weit voneinander entfernt liegende Lebensräume, die sie wandernd erreichen. Werden diese Wanderungen unterbrochen - wie bei vielen Kröten und Fröschen, die im Frühjahr überfahren werden - ist das Überleben der Art gefährdet. Auch bei Pflanzen gibt es - wenn auch weniger auffällig - Ausbreitungsmechanismen. Damit diese Ausbreitungs-, Ausweich-, und Wanderbewegungen möglich bleiben und besser als bisher ablaufen können, schreibt das Naturschutzgesetz die Realisierung des Biotopverbunds vor, also die möglichst barrierefreie Vernetzung der verschiedenen Lebensräume.

*

Quelle:
Presseinformation, 02.07.2015
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang