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INITIATIVE/330: Kampf für den Erhalt der Wälder (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 3/2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

TITELTHEMA
BUND aktiv
Grüne Schätze schützen

Von Mechthild Klocke


Die meisten Bundesländer privatisieren ihren Wald und wandeln Forstämter in renditeorientierte »Verwertungsgesellschaften« um. In alten Baumbeständen lärmen heute viel zu oft die Harvester und Motorsägen. Selbst Naturschutzgebiete sind vor dem Ausverkauf nicht sicher. Der BUND ist darum in ganz Deutschland aktiv, um wertvolle Wälder besser zu schützen.

Vieles haben wir bereits erreicht: So hat der BUND erfolgreich für die Waldnationalparke Eifel und Kellerwald gekämpft, die 2004 gegründet wurden. In der Hauptstadt hat der BUND eine hochwertige Zertifizierung der Berliner Wälder erreicht. Auch an der Elbe hat sich unser jahrelanger Einsatz gelohnt: Die Reliktwälder der Elbtalaue stehen unter Schutz, und bei Lenzen ebnen die Rückverlegung eines Deiches und Initialgehölze einem neuen Auwald den Weg. Mit dem »Rettungsnetz Wildkatze« hat der BUND das größte Biotopverbundprojekt Europas in Angriff genommen: Über eine Länge von 20.000 Kilometern soll es Deutschlands Wälder wieder miteinander verbinden. In Hessen liefert zudem unser Modellprojekt »Ökokonto im Wald« (mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt) wertvolle Hinweise, wie eine ökologische Waldwirtschaft gefördert werden kann. Eines ist klar: Ohne das Engagement der vielen Menschen, die uns dabei tatkräftig, finanziell oder ideell unterstützt haben, sind diese Erfolge nicht denkbar. Vielen Dank Ihnen allen!


Auch die drei folgenden Großprojekte sollen dazu beitragen, die letzten naturnahen Wälder zu erhalten.

Steigerwald: Etappenziel erreicht

Seit 2007 kämpft der Bund Naturschutz (der BUND in Bayern) in einer Allianz für einen Nationalpark Steigerwald. Eine Studie belegte den hohen ökologischen Wert des Steigerwalds mit seinen alten Buchen und seiner einzigartigen Fauna und Flora. 11.000 Unterschriften für 11.000 Hektar Nationalpark-Wald hat der BN bereits gesammelt - besonders bei den Menschen aus der Region, aber auch aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. Damit ist das erste Etappenziel der Aktion »Ja zum Nationalpark Steigerwald« erreicht.

Nun sammeln auch die Gegner eines Nationalparks Unterschriften. Deshalb geht unsere Aktion weiter: Mit 22.000 Unterschriften wollen wir unser Ergebnis verdoppeln und ein mächtiges Signal an die Politik setzen. Helfen Sie, dieses Waldnaturerbe dauerhaft zu schützen - mit Ihrer Unterschrift unter www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de.

Alter Wald mit Zukunft

Die Hohe Schrecke ist ein rund 7 000 Hektar großes, fast unzerschnittenes Waldgebiet in Nordthüringen. Nach Jahrhunderten extensiver Bewirtschaftung und 50 Jahren als militärisches Sperrgebiet haben sich dort reich strukturierte Waldlebensräume mit viel Altholz erhalten. 600 nachgewiesene Großpilzarten belegen die überwältigende Artenvielfalt der Hohen Schrecke. Seit fast zehn Jahren setzt sich der BUND mit seiner Naturstiftung David, mit Partnerorganisationen und den 14 angrenzenden Kommunen für den Schutz des Waldes und eine angepasste Regionalentwicklung ein. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse waren dem lange im Weg. Doch als Sieger im Wettbewerb »Idee Natur« des Bundesamtes für Naturschutz kann die Naturstiftung David nun endlich beginnen, mit Fördermitteln und Spenden rund 1.000 Hektar ökologisch wertvollen Wald dauerhaft aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. Weitere 3 500 Hektar sollen naturnah mit einem hohen Anteil von Altholz bewirtschaftet werden. Einige Waldflächen werden touristisch erschlossen - etwa durch einen »Urwald«-Kletterpfad, eine Aussichtsplattform sowie Wander- und Radwege.

Eine Waldwildnis entsteht

Die BUNDstiftung besitzt 1.300 Hektar Fläche im ehemaligen Tagebaubereich Goitzsche. Etwa ein Drittel der Fläche ist bewaldet. Auf vielen überbaggerten Flächen haben sich bereits Pionierwälder entwickelt. Dominierende Baumart dieser etwa 30- bis 40-jährigen Vorwälder ist die Sandbirke.

Daneben gibt es zwei kleinere Restbestände von 80bis 120-jährigen Eichen-Hainbuchenwäldern. Hier blühen in der Krautschicht anspruchsvolle Pflanzen wie Busch-Windröschen, Bärlauch, Weißwurz, Aronstab und Türkenbund-Lilie. Die sehr artenreiche Vogelwelt reicht vom winzigen Zaunkönig über mehrere Spechtarten bis zum Seeadler.

Die Idee, in der Goitzsche eine »Waldwildnis« entstehen zu lassen, wird auch vom Land Sachsen-Anhalt unterstützt. Es erkannte eine 67 Hektar große Fläche Pionierwald als Naturwaldzelle an.

Aktionsnetz für die Natur

Engagieren auch Sie sich vor Ort für den Wald? Führen Sie Waldexkursionen durch, setzen Sie sich für eine Zertifizierung »Ihres« Waldes mit dem FSC-Siegel ein oder kämpfen Sie für den Schutz alter Eichen? Dann lassen Sie es uns wissen! Tragen Sie Ihr Projekt in unsere Projektdatenbank »Aktionsnetz Naturschutz« ein. Unter www.bund-intern.net finden Sie ähnliche Projekte und können sich mit Gleichgesinnten austauschen.

Mechthild Klocke ... leitet das Biodiversitäts-Team des BUND.


LINKS
www.burg-lenzen.de (Auenschutz an der Elbe)
www.bund.net/wildkatze (Rettungsnetz Wildkatze)
www.naturstiftung-david.de/ausschreibung/files/Hohe_Schrecke_Antrag.pdf (Hohe Schrecke)
www.oekokonto-im-wald.de
www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de
www.goitzsche-wildnis.de

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Steigerwald Pressetermin im Rahmen der BUND-Kampagne für einen neuen Nationalpark.
- Scheuer Bewohner reich strukturierter Wälder: die Wildkatze.


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Quelle:
BUNDmagazin 3/2010, S. 16-17
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2010