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FREIZEIT/044: Unterm Sternenmantel - Ein Ausflug in den Sternenpark Havelland (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 3/15
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Unterm Sternenmantel
Ein Ausflug in den Sternenpark Havelland.

von Nicole Flöper


Nach zwei Stunden Fahrtzeit von Berlin aus nähern wir uns unserem Ziel, dem Naturpark Havelland. Links und rechts von uns sehen wir weite Feldflächen und Alleebäume. Wir biegen auf einen Feldweg ein, ein Hase hoppelt über unseren Weg und erste Schilder weisen uns auf das Naturschutzgebiet hin. Unser Navi sagt uns, dass wir fast am Ziel angekommen sind, als es schon anfängt zu dämmern. Wir erwarten mit Spannung den Sonnenuntergang, um uns ganz dem Sternenhimmel widmen zu können. Am Standpunkt angekommen sind wir umgeben von unendlichen Weiten, Gänse rufen, Frösche quaken und Grillen zirpen, um unsere Köpfe fliegen Fledermäuse, die auf Mückenjagd sind. Und nachdem die Sonne untergegangen ist, sind wir tatsächlich von tiefster Dunkelheit und tausenden Sternen, die am Himmel funkeln, umgeben. Die GPS-Koordinaten haben uns zu einem Aussichtspunkt geführt, der im brandenburgischen Nirgendwo in der Nähe vom Gülper See, beim Ort Gülpe, liegt und zu den besten Beobachtungsplätzen zum Sternegucken gehört. Denn Anfang 2014 wurde der Naturpark Westhavelland von der International Dark Sky Associaton zum ersten Sternenpark Deutschlands gekürt. Das heißt, dass dort Besucher einen ungetrübten Blick auf den natürlichen Nachthimmel haben, denn die dünne Besiedelung und die geringe künstliche Beleuchtung machen die Region zu einem der dunkelsten Orte Deutschlands. Mit der Auszeichnung zum Sternenpark verpflichtet sich der Park, diese Naturschönheit zu erhalten und die Lichtverschmutzung durch künstliche Beleuchtung auch weiterhin zu reduzieren. Der Sternenpark umfasst den gesamten Naturpark mit seinen 1.315 Quadratkilometern. Das ist mehr als die Stadt Berlin. Besonders gute Beobachtungsmöglichkeiten gibt es in der ca. 40 Quadratkilometer großen Kernzone zwischen Gülpe und Nennhausen.

Sternenführung möglich

Schon in der Dämmerung können wir die ersten Sterne erspähen, nach und nach wird es immer dunkler und nach dem vollständigen Sonnenuntergang können wir sogar die Milchstraße sehen. Mit einer Sternenkarte versuchen wir, verschiedene Sternenbilder, wie den Großen Wagen oder die Jungfrau, zu erkennen. Wer nicht auf eigene Faust zu einem Beobachtungspunkt fahren will, der kann im Sternenpark Havelland eine Sternenführung mitmachen. Eine kundige Sternenführerin ist Marion Werner, die das ganze Jahr ihr Wissen über Sterne an Interessierte weitergibt. Werner wohnt in Havelaue, im Ortssteil Strodehne. "Egal ob Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, es sind nicht immer alle Sterne zu sehen, daher ist jede Jahreszeit geeignet, um einen Blick in den Himmel zu werfen", sagt Werner. Allerdings wird es in den Sommermonaten Mai bis Juli wegen der Mitternachtsdämmerung vor allem am nördlichen Horizont nicht richtig dunkel. Zu ihren Sternenführungen kommen Besucher aus dem ganzen Bundesland mit unterschiedlichen Vorkenntnissen. "Einige davon haben auch einen Stern geschenkt bekommen und möchten dann von mir wissen, wo sich dieser befindet", erzählt sie. Auch erklärt Werner, welchen Ein die Dunkelheit auf uns hat und warum Lichtverschmutzung eher schädigend für den Körper ist. "Das Hormon Melatonin wird überwiegend in der Dunkelheit gebildet, daher ist die Dunkelheit wichtig für den Hormonhaushalt. Auch Schlafstörungen können so verschwinden." Wird die Ausschüttung verschoben, zum Beispiel durch künstliches Licht, kann dies auch die persönliche innere Uhr beeinflussen und das Durchschlafen wird erschwert.

Tipps zum Sternegucken

Mit der richtigen warmen Kleidung und einem heißen Getränk im Gepäck lässt es sich stundenlang unter dem Sternenhimmel ausharren. Wir merken schnell, dass zur Beobachtung die Augen völlig ausreichen, es dauert ungefähr zehn Minuten, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt haben. Wer zur Orientierung Licht braucht, sollte rote Lampen verwenden, das stört die Nachtsicht nicht. Ein paar Tipps sollten Sternengucker ebenfalls beherzigen: Da sich die Beobachtungspunkte im Naturschutzgebiet befinden, sollten die Wege nicht verlassen werden. Vollständig dunkel ist der Himmel frühestens eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang. Auch sollte darauf geachtet werden, dass der Mond untergegangen ist, denn das Mondlicht scheint so hell, dass schwächere Sterne oder die Milchstraße nicht zu sehen sind. Sich vorab im Internet über aktuelle Mondphasen zu informieren, ist daher zu empfehlen.

Wen es regnet oder bewölkt ist und die Sterne nicht gut zu sehen sind, der kann alternativ tagsüber einen Ausflug ins Naturparkzentrum Westhavelland des NABU Regionalverbandes machen. Denn dort gibt es einen Sternenerlebnisraum, in dem die Sterne einer Sommernacht der Region mit mehr als 800 Leuchtpunkten abgebildet sind. Im Hintergrund sind dazu die Rufe von heimischen Nachttieren zu hören. Einmal im Monat bietet der Naturpark auch Sternenerlebnisabende an, los geht es im August. Wir hatten Glück mit dem Wetter und genießen noch lange den Blick in den unglaublichen Sternenhimmel. Ein Maikäfer stattet uns noch einen Besuch ab. Schweren Herzens treten wir dann den Rückweg nach Berlin an.

Mehr Infos zum Sternenpark unter
www.havelland-tourismus.de/natur/sternenparkwesthavelland

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 3/15, Seite 8-9
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
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"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
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ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2015

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