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FORSCHUNG/469: Göttinger Agrarökologen erforschen Nahrungsnetze von Bestäubern und natürlichen Gegenspielern (idw)


Georg-August-Universität Göttingen - 06.08.2018

Göttinger Agrarökologen erforschen Nahrungsnetze von Bestäubern und natürlichen Gegenspielern


Agrarökologen der Universität Göttingen haben in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Gießen und Würzburg nachgewiesen, dass sich Pflanzen- und Insektengemeinschaften durch die Verkleinerung von Kalkmagerrasen ändern und so auch die Struktur von Nahrungsnetzen zwischen diesen Arten beeinflussen. Mit diesen Ergebnissen kann vorhergesagt werden, wie stabil diese Netze sind, wenn der Lebensraum weiter eingeschränkt wird. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen.


Rasenfläche mit einzelnen Sträuchern und Bäumen - Foto: © Abteilung Agrarökologie, Universität Göttingen

Kalkmagerrasen bei Göttingen

Foto: © Abteilung Agrarökologie, Universität Göttingen

(pug) Die Wissenschaftler erforschten Nahrungsnetze, welche aus den vielfältigen Interaktionen zwischen Pflanzen und deren bestäubenden Insekten sowie zwischen Insekten und deren Gegenspielern bestehen. Solche natürlichen Gegenspieler sind beispielsweise parasitische Wespen, welche sich in Insektenlarven entwickeln und letztendlich den Wirt töten. Die Agrarökologen untersuchten diese Lebensgemeinschaften auf Kalkmagerrasen-Inseln in der Umgebung von Göttingen. Kalkmagerrasen sind arten- und blütenreiche Gras- und Grünlandbiotope. Sie stellen in strukturarmen Agrarlandschaften wichtige Lebensräume für gefährdete Pflanzen und Tiere dar. Allerdings ist auch ihr Erhalt zunehmend bedroht.

"Nahrungsnetze sind fundamentale Bestandteile von Ökosystemen. Sie waren auf kleinen Kalkmagerrasen weniger komplex als auf großen Flächen, was die Funktion der Ökosysteme beeinträchtigen kann", erläutert Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie. Die Wissenschaftler untersuchten zudem, wie sich eine fortschreitende Flächenabnahme der Kalkmagerrasen auswirken könnte. "Die Fläche der untersuchten Kalkmagerrasen ist seit den 1960er Jahren um 50 Prozent zurückgegangen", ergänzt Dr. Ingo Grass, Erstautor der Studie. "Simulationen möglicher zukünftiger Artenverluste zeigen, dass insbesondere die hochspezialisierten Nahrungsnetze zwischen Insektenlarven und ihren parasitischen Wespen wenig anpassungsfähig und deshalb besonders gefährdet sind."

Originalpublikation:
Ingo Grass et al. Past and potential future effects of habitat fragmentation on structure and stability of plant-pollinator and host-parasitoid networks. Nature Ecology & Evolution 2018. DOI: 10.1038/s41559-018-0631-2

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news700318
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution77

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen - 06.08.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2018

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