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FORSCHUNG/439: Der Vermehrung von Waldbodenpflanzen auf der Spur (idw)


Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. - 26.10.2017

Auftakt für DFG-Projekt:

Der Vermehrung von Waldbodenpflanzen auf der Spur


Viele Waldbodenpflanzen vermehren sich über ihr Wurzelgeflecht und erhalten sich so viele Jahrzehnte. Unklar ist aber bisher, wie der genetische Austausch in räumlich voneinander getrennten Waldstücken, sogenannten "Waldinseln", funktioniert. Im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt "Landschaftsgenetik insektenbestäubter Waldbodenpflanzen in sich wandelnden Agrarlandschaften" untersucht das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. gemeinsam mit dem Senckenberg Entomologischen Institut (SDEI), in welchem Verwandtschaftsverhältnis räumlich getrennte Gruppen von Waldbodenpflanzen derselben Art zueinander stehen.


Foto: © Tobias Naaf / ZALF

Waldfragmente in der Agrarlandschaft
Foto: © Tobias Naaf / ZALF

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Rolle verschiedener Insektenarten, die die Pflanzen bestäuben und dabei Erbinformation transportieren. Unklar ist, welche Strecken sie dabei zurücklegen und welche Rolle die sogenannte Landschaftsmatrix, also die landwirtschaftlich genutzte Fläche, zwischen den Waldinseln spielt.


Foto: © M. Strickmann

Buschwindröschen (Anemone nemorosa L.) mit Schwebfliege
Foto: © M. Strickmann

Drei Jahre lang untersucht die Forschungsgruppe jetzt am Beispiel von drei Waldbodenpflanzen und deren Interaktion mit einer Hummel- und einer Schwebfliegenarten den Beitrag der Insekten zum genetischen Austausch zwischen "verinselten" Populationen.

"Wir gehen davon aus, dass Hummeln wesentlich größere Distanzen zurücklegen und ständig die Agrarlandschaft überqueren. Somit könnten sie einen größeren genetischen Austausch hervorrufen als die stark auf den Lebensraum Wald spezialisierten Schwebfliegen", sagt Dr. Tobias Naaf, Experte am ZALF für die Biodiversität kleinerer Waldflächen. Dennoch sei es möglich, dass die Vielfalt der Bodenvegetation im Wald, wie wir sie heute noch sehen, aufgrund von Lebensraumverlust und -zerschneidung langfristig nicht überlebensfähig ist, so Dr. Naaf. "Umso wichtiger ist es herauszufinden, inwieweit wir durch gezielte Gestaltung der landwirtschaftlich genutzten Fläche zwischen den Waldfragmenten zu einer besseren Vernetzung durch Bestäuber beitragen können." Im Projekt arbeiten internationale Experten für die Bodenvegetation der Laubmischwälder in den gemäßigten Breiten zusammen. Verteilt über sieben verschiedene landwirtschaftlich geprägte Landschaften in Schweden, Estland, Nordfrankreich, Belgien und Deutschland sammeln sie Pflanzenproben, deren Erbgut dann hier analysiert wird. Die Ergebnisse tauschen sie über das FLEUR-Netzwerk aus, das als Kommunikationsplattform und als Datenumschlagplatz dient.

Die Ergebnisse des Projektes sollen nicht nur international publiziert, sondern auch regionalen Akteuren für konkrete Naturschutzmaßnahmen zugänglich gemacht werden. Erste Ergebnisse werden für den Herbst 2018 erwartet.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fleur.ugent.be
http://www.zalf.de/de/aktuelles/Seiten/Pressemitteilungen/DFG-Projekt-Waldinseln.aspx

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news683590

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1025

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.,
Hendrik Schneider, 26.10.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2017

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