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FORSCHUNG/237: Zukunftsweisend - Preis für Frankfurter Eichen-Projekt (Uni Frankfurt)


Goethe-Universität Frankfurt - Montag, 9. März 2009

Frankfurter Eichen-Projekt zukunftsweisend

BiK-F-Projekt 'Wald der Zukunft' beim Innovationswettbewerb der Standortinitiative 'Deutschland - Land der Ideen' ausgezeichnet


FRANKFURT. Zukunftsorientiert und einzigartig - mit diesen Worten zeichnet die Standortinitiative das Projekt 'Wald der Zukunft' des LOEWE-Forschungszentrums Biodiversität und Klima (BiK-F) aus. Die Wissenschaftler aus BiK-F, Goethe-Universität und Forschungsinstitut Senckenberg, unter dessen Federführung das neue Zentrum derzeit aufgebaut wird, konnten sich mit ihren Partnern beim diesjährigen Innovationswettbewerb der Standortinitiative durchsetzen: Unter mehr als 2.000 Mitbewerbern wird das Projekt heute als einer von 365 'Ausgewählten Orten 2009' ausgezeichnet. Anlass und Highlight der Preisvergabe ist eine öffentliche Baumpflanzung von aus dem Mittelmeergebiet stammenden Steineichen. Die Frankfurter Forscher und ihre Kooperationspartner (Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen (NW-FVA), Stadt Rüsselsheim, Hessen- Forst, Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Hessenwasser, ECT Gewässertoxikologie) testen in dem Projekt südliche Eichenarten auf ihre Anbaueignung als zukünftige mitteleuropäische Waldbäume - angewandte Forschung im Zeichen der kommenden Erderwärmung. Tilman Wittershagen (Deutsche Bank, Kooperationspartner der Standortinitiative): "Mit der Forschung nach neuen Überlebensstrategien für unser Wald-Ökosystem kann man gar nicht früh genug anfangen. Das LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum führt beispielhaft vor, wie schon heute intensiv an der Zukunft des Waldes geforscht wird."

Projektleiter Prof. Wolfgang Brüggemann erklärt dazu: "Im Zuge des Klimawandels wird sich auch das Ökosystem Wald verändern. Durch häufiger auftretende trockene und heiße Sommer können in den kommenden Jahrzehnten typische einheimische Baumarten wie die Buche und manchmal sogar die recht trockentolerante Stieleiche auf sehr trockenen Standorten Probleme bekommen". Nicht zuletzt die Verjüngung älterer Wälder könne dann noch schwieriger werden. Die Pflanzenphysiologen, Zoologen, Bodenbiologen und Forstwissenschaftler untersuchen deshalb, ob die aus südlichen Regionen Europas stammenden Flaum-, Stein- oder Ungarischen Eichen, die in ihren Herkunftsregionen regelmäßig große Sommertrockenheit ertragen müssen, mögliche Alternativen zu unseren einheimischen Waldbäumen darstellen und so einen eventuellen lokalen Ausfall dieser Arten im Ökosystem Wald auffangen können.

Nachdem sich die Bäume der Testpflanzung im Botanischen Garten der Universität inzwischen seit zwei Jahren dort behaupten, wird nun in der zweiten Projektphase unter "echten Waldbedingungen" in einem trockenen Waldstück bei Rüsselsheim getestet, ob die "Südländer" unsere Witterungsbedingungen ertragen, und wie sie von Insekten und Bodentieren als neuer Lebensraum angenommen oder auch geschädigt werden. Im Herbst 2009 wird dann unter Federführung der NW-FVA die dritte Phase mit einem forstwissenschaftlichen Experiment auf einem trockenen Standort im südhessischen Lampertheim gestartet. "Hierbei stehen vor allem die Etablierung von Jungbäumen und ihr frühes Jugendwachstum im Vergleich mit den üblicherweise angepflanzten Waldbaumarten im Zentrum des Interesses", so Dr. Hendrik Rumpf von der NW-FVA.

Die Zusammenarbeit der Forscher mit der Stadt Rüsselsheim im Rahmen des ausgezeichneten Projektes ist kein Zufall; letztere legt schon seit Jahren Wert auf ein vorausschauendes Waldbaukonzept. Die Rüsselsheimer Stadträtin Silke Klinger: "Wir setzen dabei auf ein langsames Nachwachsen von standortgerechten Baumarten, die besser an künftige Klimabedingungen angepasst sind. In kleinen Lichtungen werden zum Beispiel Stieleichen gepflanzt, in deren Schutz dann weitere Bäume und Pflanzen gedeihen." Dieses Vorgehen führt nach Ansicht der Forstexperten der Stadt zu einem stabilen Wald mit sehr unterschiedlich alten Bäumen, der Stürmen und Trockenheit besser trotzen kann. Diese Strategie der Stadt Rüsselsheim lässt sich gut mit den Projektzielen des Frankfurter Forschungszentrums vereinbaren, weshalb die Stadt dem Projekt 'Wald der Zukunft' rund 2,5 Hektar Waldfläche zur Verfügung stellt.


Übrigens: Auch Privatleute und Firmen können sich am Projekt beteiligen und einen Baum für den 'Wald der Zukunft' spenden, der dann auf weiteren Testflächen gepflanzt wird. Informationen hierzu erteilt die Projektkoordinatorin Dr. Anne le Mellec, amellec@gwdg.de, 069-7542-1875.

Informationen:
Dr. Julia Krohmer,
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum,
Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main,
Tel: (069) 7542-1837, jkrohmer@senckenberg.de

www.senckenberg.de/bik-F, www.land-der-ideen.de

In Zusammenarbeit mit: Forschungszentrum Biodiversität und Klima


Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigte sie sich als eine der forschungsstärksten Hochschulen.


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Quelle:
Goethe-Universität Frankfurt
Pressemitteilung, 9. März 2009
Herausgeber: Der Präsident
Abteilung Marketing und Kommunikation
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Redaktion: Stephan M. Hübner, Pressereferent
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2009