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EUROPA/057: Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 sichern (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 22. Mai 2014

NABU fordert EU-Naturschutzoffensive

Tschimpke: Weltweit größtes Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 sichern



Berlin - Mit Blick auf die künftige Ausrichtung der europäischen Umweltpolitik hat der NABU die Kandidaten der Parteien aufgefordert, sich für mehr Naturschutz in der EU einzusetzen und das EU-weite Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 weiter für einen dauerhaften Artenschutz voranzutreiben.

"Wir wünschen uns vom neuen EU-Parlament den Startschuss für eine Naturschutzoffensive. Wir brauchen mehr Kontrollen, Personal und Geld. Sonst droht der Artenvielfalt auch in Deutschland der Kollaps", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke am Mittwoch anlässlich des jährlichen "Gründungstages" von Natura 2000 und wenige Tage vor der Europawahl in Berlin. Das EU-weite Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 sei eine herausragende Errungenschaft und das größte zusammenhängende Schutzgebietsnetzwerk weltweit. Am 21. Mai 1992 wurde die Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie von den Mitgliedstaaten der EU beschlossen. Sie haben sich daher zu strengen Artenschutzregelungen und der Ausweisung von Schutzgebieten verpflichtet, die inzwischen über 26.000 Natura-2000-Gebiete (fast 20 Prozent der EU-Landfläche) umfassen. Von EU, Bund und Ländern erwartet der NABU jetzt eine Initiative, um die meist nur auf der Landkarte ausgewiesenen Gebiete auch effektiv zu schützen.

Nur durch eine Stärkung der Naturschutzpolitik könne das EU-Ziel, den Rückgang der Artenvielfalt bis zum Jahr 2020 zu stoppen, überhaupt noch erreicht werden. "Die nächste Legislaturperiode des EU-Parlaments wird zeigen, wie ernst man es mit dem Naturschutz wirklich meint", so Tschimpke.

Die meisten der in Deutschland über 5.000 Natura-2000-Gebiete seien unzureichend geschützt und völlig unterfinanziert. Beispielsweise tolerieren die Behörden nach Studien des NABU vielerorts immer noch das Umpflügen von EU-rechtlich geschützten artenreichen Wiesen, während Landwirte, die naturfreundlich wirtschaften, zu wenig EU-Fördermittel zugewiesen bekommen. Dies ist ein wesentlicher Grund für den dramatischen Rückgang von Wiesenvögeln wie Kiebitz und Uferschnepfe. Das belegen auch die jüngst vorgelegten Zahlen der Bundesregierung zur "Lage der Natur".

Der NABU hat deshalb bereits im April zwei formelle Beschwerden bei der EU-Kommission gegen Bund und Landesregierungen eingelegt. "Deutschland ist schon vor Jahren wegen der zögerlichen Ausweisung der Natura-2000-Gebiete vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) verurteilt worden. Jetzt geht es mit der rechtlicher Sicherung und Kontrollen der Gebiete nicht voran, und erneut drohen Verfahren der EU-Kommission", warnt Konstantin Kreiser, NABU-Experte für Internationale Biodiversitätspolitik.

Am heutigen 21. Mai, dem EU-weiten Natura-2000-Tag, fordern Umweltverbände in der ganzen EU die Kandidaten für das Europäische Parlament auf, sich für EU-Schutzgebiete einzusetzen. Im Internet präsentiert der NABU die deutschen Kandidaten, die sich dazu bisher bekannt haben (www.nabu.de/natura-2000-aktion). Europaweit können sich Unterstützer noch diese Woche unter www.natura2000day.eu an der Aktion beteiligen

Auf dem NABU-Europatalk wurden auch die Ergebnisse einer großen wissenschaftlichen Studie es NABU-Dachverbands BirdLife International, der London Zoological Society sowie des European Bird Census Council zur Rückkehr verschiedener Tierarten nach Europa vorgestellt: Danach waren Natura 2000 und andere Naturschutzvorgaben der EU ein wesentlicher Faktor bei der Rettung von den untersuchten knapp 40 Vogel- und Säugetierarten. "Mit den EU-Naturschutzgesetzen haben wir erstklassige Instrumente. Es wäre unverantwortlich, sie nicht konsequenter gegen das Artensterben einzusetzen", so der NABU-Präsident.


Studie "Wildlife Comeback in Europe":
http://www.nabu.de/themen/naturschutz/eunaturschutz/16212.html

Zustandsbericht zur Lage der Natur:
http://www.nabu.de/themen/naturschutz/naturschutzindeutschland/16654.html

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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 63/2014, 22.05.2014
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2014