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AUEN/087: Renaturierung an der Donau zeigt positive Entwicklung im Auwald (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 15. Juli 2014

Auenrenaturierung an der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt zeigt positive Entwicklung im Auwald:

Modellprojekt zur Wiederherstellung auentypischer Wasserstände vorläufig abgeschlossen



Neuburg a.d.Donau/Bonn, 15. Juli 2014: Die Renaturierung eines durch Staustufenbau veränderten Auenabschnitts an der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt zeigt erste Erfolge. Dies ist ein Ergebnis des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Projektes MONDAU (MONitoring DonauAUen), das heute in Neuburg bei der Abschlussveranstaltung vorgestellt wurde. Bei der Renaturierung wurde die Verbindung von Fluss und Aue mit dem Ottheinrichbach als permanentes und neu gestaltetes Auengewässer wieder hergestellt. Über neu angelegte Ausleitungsstellen im Uferdamm finden "Ökologische Flutungen" statt, die die hydrologische Dynamik der Aue verbessern und bewirken, dass wieder eine Entwicklung zu einem naturnäheren Zustand eintritt. Seit 2006 wird das Projekt durch das Aueninstitut Neuburg, eine Forschungsstelle der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wissenschaftlich begleitet.

Im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens stellte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) aus Mitteln des Bundesumweltministeriums der "ARGE Auenrenaturierung" zusätzlich 0,5 Mio. Euro für die Herstellung auentypischer Niedrigwasserstände zur Verfügung. Dieses Modellvorhaben umfasste außerdem ein Monitoring der Entwicklungsprozesse, die nach den Baumaßnahmen im Auwald einsetzten. Dafür wurden dem Aueninstitut Neuburg 1,3 Mio. Euro über die Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt zur Verfügung gestellt. "Intakte Auenwälder, die noch dem jährlichen Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser unterliegen, sind in Deutschland selten geworden. Ich bin über die positiven Ergebnisse der Nachuntersuchungen sehr erfreut. Sie zeigen uns Wege auf, wie der Zustand von staustufengeschädigten Auenwäldern verbessert werden kann und entfalten damit hoffentlich eine bundesweite Signalwirkung für weitere derartige Renaturierungs-Vorhaben", sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Die Ergebnisse des Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben sind vielfältig. Es konnte festgestellt werden, dass die eingeleiteten Renaturierungsmaßnahmen technisch gut funktionieren. Die "Ökologischen Flutungen" sind der Bürgerschaft der Region gut bekannt. Denn es ist jedes Mal ein spektakuläres Ereignis, wenn sich aus dem Ausleitungsbauwerk die Wassermassen in den Auenwald ergießen. Der Ottheinrichbach erfreut sich bei Wanderern und Radlern großer Beliebtheit und er stellt eine neue Lebensader im Auenwald dar.

In der Abschlussveranstaltung erläuterte der Leiter des Aueninstituts und des wissenschaftlichen Konsortiums, Prof. Bernd Cyffka die Ergebnisse und weitere Perspektiven. So seien die Möglichkeiten zu einer wirksamen hydrologischen Dynamik, die für den Fortbestand einer auentypischen Flora und Fauna nötig ist, noch nicht völlig ausgenutzt. Allerdings lassen sich erste positive Entwicklungen in der Reaktion von Pflanzen und Tieren auf die Maßnahmen erkennen. Durch die Vergrößerung der wassergebundenen Lebensräume im Projektgebiet hat die Artenvielfalt bei der Wasservegetation und den Fischen zugenommen und auch die Vogelfauna reagiert mit einem Zuwachs an Arten in den neu geschaffenen Habitaten. Diese ermutigenden Zeichen und Erfahrungen lassen Schlussfolgerungen auch für andere Flussbereiche in Deutschland und Europa zu. Eine höhere Frequenz und Zeitdauer der "Ökologischen Flutungen" ist jedoch angeraten. "Mehr Wasser im Auenwald" ist die Devise, wenn gestörte Auenökosysteme wieder belebt werden sollen. "Eins haben die fünf Jahre wissenschaftlicher Arbeit allerdings deutlich gemacht: Die durch Eindeichung, Begradigung und Staustufenbau geschädigte Natur lässt sich selbst durch so aufwendige Maßnahmen nicht vollständig wieder zurückbringen," bewertete Bernd Cyffka die Ergebnisse.

Hintergrundinformationen

Die Renaturierung eines durch Staustufenbau veränderten Auenabschnitts ist Ziel eines Projekts der bayerischen Wasserwirtschaft zur "Dynamisierung der Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt". Es wurde durch das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt ausgeführt. Die Maßnahmen, unterstützt von EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds, kosteten knapp 13,5 Mio. Euro.

Das E+E-Vorhaben zur Herstellung auentypischer Niedrigwasserstände und zur wissenschaftlichen Untersuchung der Renaturierung wurde mit insgesamt 1,8 Mio Euro vom Bundesamt für Naturschutz gefördert. Das Aueninstitut Neuburg formte unter der Bezeichnung MONDAU (MONitoring DonauAUen) ein wissenschaftliches Konsortium, welches aus Forstwissenschaftlern, Tierökologen, Vegetationsökologen, Fischbiologen und Geographen der TU München, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Hochschule Osnabrück und der KU Eichstätt-Ingolstadt bestand. Ein Team aus 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erforschte fünf Jahre lang die Auswirkungen der Dynamisierungsmaßnahmen auf Wasser, Boden, Vegetation und Tierwelt in den Auenwäldern zwischen Neuburg und Ingolstadt. Unterstützt wurde das Team dabei vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt und der Forstdirektion Ingolstadt des Wittelsbacher Ausgleichsfonds sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen und dem Umweltamt Ingolstadt.

Nahezu alle großen Flüsse in Europa wurden begradigt und eingedeicht, um Hochwassergefahren einzudämmen, wertvolle Auenböden für die landwirtschaftliche Nutzung zu gewinnen und Strom aus Wasserkraft zu erzeugen. Lediglich 10-20% der ehemaligen Auen an den großen Flüssen Deutschlands werden noch regelmäßig überflutet und nur etwa 1% der Auenflächen ist tatsächlich noch mit natürlichem Auenwald bestockt. Dabei sind Auen "hotspots" der Arten- und Lebensraumvielfalt und besonders wichtig für den Erhalt der Biodiversität und den "Gesundheitszustand" von Ökosystemen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 15.07.2014
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Tel.: 0228/8491-1034, Fax: 0228/8491-1039
Internet: www.bfn.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2014