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AUEN/079: Senckenberg betreibt Langzeitforschung an Fließgewässern und Auen (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 23.07.2012

Die Nieren der Landschaft - Senckenberg betreibt Langzeitforschung an Fließgewässern und Auen

Gelnhausen, den 23.07.2012. Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes warnen vor einer Gefährdung von Fließgewässern und Auenlandschaften. Durch intensivere Landnutzung könnten die als "Hotspot der Artenvielfalt" bekannten Ökosysteme ihre Filter-Funktion in der Landschaft nicht mehr wahrnehmen. Zur besseren Vernetzung von Wissenschaft und Politik sind die Forschungsaktivitäten Bestandteil des europäischen Langzeit-Projektes EnvEurope.

Storche auf einer Wiese - Foto: © Senckenberg

Störche zeigen relativ intakte Gewässer- und Auengebiete an Foto: © Senckenberg

Kriebelmücken, Schnecken, Wasserkäfer und Libellen - Fließgewässer und die zugehörigen Auen sind wahre "Biodiversitäts-Hotspots". Etwa zehn Prozent aller Arten in Mitteleuropa sind ausschließlich auf diese Lebensräume beschränkt, gut 40 Prozent leben typischerweise in Auen. Dabei nehmen Fließgewässer und ihre Auen in Mitteleuropa nur noch weniger als ein Prozent der Gesamtfläche ein.

Salz aus dem Straßen-Winterdienst oder Einträge wie Dünge- oder Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft belasten immer auch Fließgewässer. Diese liegen natürlicherweise am tiefsten Punkt in der Landschaft und sind damit Sammelbecken für alle Einträge aus den Einzugsgebieten. Durch ihre Selbstreinigungskraft fungieren diese Ökosysteme jedoch gleichzeitig als "Niere" der Landschaft.

"Doch durch die intensivere Landnutzung sind die Gebiete besonders bedroht. Der Schutz der Fließgewässer und der Erhalt des Selbstreinigungseffektes ist uns daher ein besonders Anliegen", erklärt Dr. Stefan Stoll aus der Abteilung Fließgewässerökologie und Naturschutzforschung des Senckenberg Forschungsinstitutes. "Im eigens eingerichteten Rhein-Main-Observatorium untersuchen wir auf einer Fläche von 100 Quadratkilometern, welche Stellschrauben die biologische Vielfalt in menschlich genutzten Auengebieten beeinflussen."

Und auch der Blick über den deutschen Tellerrand wird gewagt: Im europäischen Projekt EnvEurope wird nun von Senckenberg gemeinsam mit weiteren Forschungsinstituten aus 11 europäischen Ländern der gegenwärtige Zustand sowie Veränderungen und Trends von Ökosystemen in Europa erfasst und europaweit einheitliche Methoden und Parameter zur Ökosystemanalyse entwickelt.

"Durch den Zusammenschluss mit anderen wissenschaftlichen Instituten, die zu Ökosystemen forschen, verbessern wir die wissenschaftliche Grundlage der Naturschutzplanung in der Europäischen Union und tragen dazu bei, die Lücke zwischen Wissenschaft und Politik zu schließen", resümiert Stoll.

Libelle auf Schilfhalm, von der Seite fotografiert - Foto: © Thomas Stalling

Die Gebänderte Prachtlibelle lebt an langsam fließenden Bächen und kleineren Flüssen. Die Bestände sind in den letzten Jahren vielerorts insbesondere durch Verschmutzung und Gewässerverbau zurückgegangen. Foto: © Thomas Stalling

Gute Nachrichten für über tausend Insektenarten und die zahlreichen anderen Auenbewohner!

Die Erforschung von Lebensformen in ihrer Vielfalt und ihren Ökosystemen, Klimaforschung und Geologie, die Suche nach vergangenem Leben und letztlich das Verständnis des gesamten Systems Erde-Leben - dafür arbeitet die SENCKENBERG Gesellschaft für Naturforschung. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblick in vergangene Zeitalter sowie die Vielfalt der Natur vermittelt. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news489460
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution639

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Judith Jördens, 23.07.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2012