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WALD/132: NABU stellt NRW-Bürgerwaldkonzept vor (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 17. Mai 2010 - Naturschutz/Wald

Das NRW-Bürgerwaldkonzept

NABU stellt alternatives Waldkonzept für Nordrhein-Westfalen vor


Düsseldorf - Am Montag hat der NABU in Düsseldorf sein alternatives Waldkonzept vorgestellt. Zahlreiche Signale aus der Forstwirtschaft und der Forstpolitik der letzten Jahre, insbesondere aber der Verkauf von 2600 Hektar Staatswald in der Eifel im Jahr 2009 haben den NABU dazu bewogen, dieses alternative Konzept für NRW erarbeiten zu lassen. Denn der NABU geht davon aus, dass der Verkauf von Staatswald zum Stopfen von Haushaltslöchern angesichts der schwierigen Lage der öffentlichen Haushalte kein Einzelfall bleiben wird. Damit ist der Staatswald beim Land nicht mehr in sicheren Händen.

"Der öffentliche Wald dient allen und ist deswegen auch am besten in der Hand der Bürger, nämlich in einer NRW-Bürgerwald-AG, aufgehoben", so die provokante These des Gutachters Wilhelm Bode. Wo sonst, wenn nicht in Deutschland, sei die Zeit reif für diese Innovation. Die naturgemäßen Dauerwaldbetriebe zeigten mit ihrer guten Rendite seit 90 Jahren, dass der Bürgerwald sowohl eine gute Vorsorge für das Alter, als auch eine inflationssichere Geldanlage für jeden Bürger sei.

"Unser Bürgerwaldkonzept kommt zum richtigen Zeitpunkt und wird in NRW wie auch in anderen Bundesländern die längst überfällige Zeitenwende in den Landesforstbetrieben einläuten", sagte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Damit werde die Zukunft des nordrhein-westfälischen Staatswaldes mit seinen Verpflichtungen zum Erhalt der Biodiversität auf völlig neue Füße gestellt und dauerhaft gesichert. "Die Auflösung der Einheitsforstverwaltung, die Übergabe von Schutzgebieten und zukünftigen Urwäldern an Naturschutzstiftungen, die konsequente Umsetzung des Dauerwaldprinzips und die Etablierung gut organisierter Bürgerwald-Aktiengesellschaften setzen positive Entwicklungen in Gang", so Tumbrinck weiter.

Zur Erstellung des Konzeptes hatte der NABU-Landesverband NRW mit Unterstützung des NABU Bundesverbandes im letzten Jahr den Diplom Forstwirt, Juristen und ehemaligen Leiter der Obersten Naturschutzbehörde und der Landesforstverwaltung des Saarlandes, Wilhelm Bode, als unabhängigen Gutachter beauftragt. Er sollte die aktuelle Situation im Staatswald analysieren und vor allem die Alternativen aufzeigen, wie ökologische und ökonomische Anforderungen an die Waldbewirtschaftung zukünftig besser als heute miteinander in Einklang gebracht werden können.

"Wilhelm Bode ist ein intimer Kenner vieler Forstadministrationen und deren internen Verwaltungsabläufen. Dass die Vorschläge in den etablierten Kreisen der Forstwirtschaft auf Ablehnung stoßen werden, ist vorprogrammiert", erklärte Johannes Enssle, Referent für Forstpolitik beim NABU-Bundesverband. Dies sei aber angesichts des Zieles - die Überwindung des status quo - unvermeidbar. "Die aktuelle Finanz- und Währungskrise zeigt uns, wohin die Reise geht. Die Notlage in den öffentlichen Haushalten werden nicht nur wir und unsere Kinder zu spüren bekommen, sondern auch der Wald. Es ist also höchste Zeit über Alternativen nachzudenken", so Enssle.

Prof. Dr. Maximilian Gege, Vorsitzender von B.A.U.M. e.V. meinte dazu: "Der ökologische Zustand, die Wirtschaftsergebnisse sowie der Stellenabbau bei den Waldarbeitern in den öffentlichen Forstverwaltungen entsprechen nicht den Kriterien eines modernen Nachhaltigkeitskonzeptes. Das Bürgerwaldmodell hingegen ist ein umfassend angelegtes Qualitätskonzept, dass mit seinen Zertifizierungskriterien und seiner Transparenz hervorragend für eine Verbesserung der Situation der öffentlichen Wälder geeignet ist. B.A.U.M. unterstützt daher die Bürgerwaldidee als ein zukunftsweisendes und umfassend nachhaltiges Konzept einer ökologischen und wirtschaftlich erfolgreichen Waldwirtschaft."

Und Jürgen Simon, Professor für Wirtschaftsrecht an der Leuphana Universität Lüneburg, ergänzte: "Das Bürgerwaldkonzept ist in seiner Form einzigartig. Volksvermögen wie den öffentlichen Wald in bürgerlichen Streubesitz zu überführen und somit langfristig für das Gemeinwohl zu sichern, ist bei der derzeitigen katastrophalen Haushaltslage vieler öffentlicher Verwaltungen das Vernünftigste, was wir tun können. Die Bürgerwaldidee führt uns vor Augen, wie wir in einer freien Marktwirtschaft ökologisches Wirtschaften mit einer hohen regionalen Wertschöpfung verbinden können. Wenn davon nicht nur die Allgemeinheit sondern auch noch der Wald profitiert, dann sehe ich hierin ein Zukunftsmodell das wir unbedingt ausprobieren sollten!" Die Vollversion des NRW-Bürgerwaldkonzeptes , die Kurzversion sowie die NABU-Position inkl. der Forderungen an eine zukünftige nordrhein-westfälische Waldpolitik stehen Ihnen unter www.nabu-nrw.de zum Download zur Verfügung.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 27/10, 17. Mai 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
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Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2010