Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LANDWIRTSCHAFT

VIELFALT/135: SAVE eNews 4/2014 - Sicherung der Artenvielfalt (SAVE)


SAVE eNews 4/2014 - Donnerstag, 18. Dezember 2014

Ein vierteljährlicher Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation
(Safeguard for Agricultural Varieties in Europe)



Tiergenetische Ressourcen in Biosphärenreservaten

Landwirtschaftliche Nutztierrassen und Kulturlandschaften wie Magerrasen, Heide oder Allmendweide stehen seit Jahrhunderten in einer engen Wechselwirkung. Es waren vor allem Weidetiere wie Rind, Schaf, Ziege und Pferd, die die Landschaftsformen bei ihrer Nahrungssuche geschaffen haben. Um den Aufgaben in Landschaftspflege und Naturschutz gerecht zu werden und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen sicher zu stellen, stehen alte, regional angepasste Nutztierrassen bei der Beweidung entsprechend im Fokus. Sie empfehlen sich auf den zahlreichen extensiv bewirtschafteten Grünlandstandorten, wie sie in Biosphärenreservaten zu finden sind.

Die 16 Biosphärenreservate in Deutschland haben eine Gesamtfläche von 1.846.904 ha (Stand Mai 2011). Sie nehmen mit ihrem terrestrischen Anteil insgesamt 3,7% der Fläche Deutschlands ein. Die Lebensräume reichen von subalpinen Hochgebirgsmatten im Süden über großflächige Waldgebiete, Teichlandschaften, Trockenrasen, Karstlandschaften, Heide- und Moorgebiete, Flusslandschaften bis hin zum Wattenmeer, den Bodden, Deichen und sandigen Küstenregionen im Norden. Ähnlich gebietstypisch passen bestimmte Nutztierrassen in die jeweiligen Landschaften oder sind aus diesen hervorgegangen. Rhönschafherden prägen die ausgedehnten Grünlandgebiete (Borstgrasrasen, Streuobstwiesen) der bayerischen, hessischen und thüringischen Rhön. In den Auen des Pfälzerwaldes weidet das regionale Glanrind und in der Karstlandschaft des Südharzes ist das Rote Höhenvieh zuhause.

In einem vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Projekt wurde der Einsatz von Nutztierrassen in Biosphärenreservaten von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) über einen Zeitraum von 17 Monaten in den Jahren 2011 und 2012 untersucht.

Es galt zu prüfen, inwieweit die Einbindung von gefährdeten Nutztierrassen in den jeweiligen Biosphärenreservaten bereits erfolgt oder längerfristig vorgesehen ist. Darüber hinaus wurden Hemmnisse, unterstützende Maßnahmen, Fördermöglichkeiten und Vermarktungsaktivitäten bei der Etablierung gefährdeter Nutztierrassen recherchiert.

Ergebnisse

226 Tierhalter mit landwirtschaftlichen Flächen beziehungsweise Wohnsitz in den Biosphärenreservaten wurden bundesweit erfasst.

• 131 Betriebe halten bedrohte Nutztierrassen (58%)
• 32 Halter beantragen Fördermittel für gefährdete Rassen (14,2%)
• 36 Betriebe mit gefährdeten Rassen sind bio-zertifiziert (15,9%)
• 91 Halter sind an Landschaftspflege - und Grünlandextensivierungsprogrammen beteiligt (40,3%)
    - 52 Halter betreiben Landschaftspflege mit Tieren (57,1%)
    - 40 Halter setzen dafür gefährdete Rassen ein (44%)

Die Ermittlung der gehaltenen Tierarten und -rassen in den einzelnen Regionen war einer der Schwerpunkte der Datenerhebung.

Tabelle zu Spezies, jew. Anzahl der Tiere und Halter, davon gefährdete Rassen und Halter gefährdeter Rassen


Fazit

Die Relevanz der alten Rassen und der nutzbaren Weideflächen ist innerhalb der 16 Biosphärenreservate stark abhängig von den jeweils vorhandenen Biotopen und der Reservatsgröße. Die offenen Flächen der Rhön sind reich an diversen Grünlandtypen, das kleine Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald ist sehr waldbetont und bietet in seiner jetzigen Ausprägung nur wenig Weideflächen. Im ebenfalls waldbetonten Biosphärenreservat Pfälzer Wald/Nordvogesen besitzen alte Rassen durchaus einen Stellenwert z. B. in Beweidungsprojekten und in der regionalen Gastronomie mit Glanrindern.

Die Chancen für alte Rassen scheinen in einigen Biosphärenreservaten sehr gut, in anderen wird deren Haltung nur schwer ausbaufähig sein - wie in Biosphärenreservaten mit intensiv bewirtschafteten Flächen, in denen eine hohe Flächenkonkurrenz herrscht (Flusslandschaft Elbe Brandenburg und Mittelelbe) oder mit räumlich stark beschränkten Flächen (Südost-Rügen). Die unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten, sowie die geschichtliche Entwicklung der Bundesländer spiegeln sich auch in der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe wieder.

In vielen Biosphärenreservaten scheint eine intensivere Zusammenarbeit mit den im Gebiet wirtschaftenden Landwirten wünschenswert. In diesem Zusammenhang steht auch die Erkenntnis, dass innerhalb der Verwaltungen nur selten landwirtschaftliches Fachpersonal tätig ist. Dies wäre jedoch angesichts der Bedeutung der Landwirtschaft und Landnutzung in Biosphärenreservaten notwendig.

Folgende Schwierigkeiten stehen einer Ausweitung der Tierhaltung entgegen:

  • Aufwendige Veterinärauflagen (ganzjährige Freilandhaltung, Tierkennzeichnungen, Transporte etc.)
  • Große Beutegreifer als Bedrohung der Nutztiere (östliche Landesteile)
  • Sehr hohe Flächenkonkurrenz durch Förderung des Anbaus von Energiepflanzen
  • Hohe Auflagen für die Förderung (Fünfjahresverträge, Herdbuchzucht, nicht alle gefährdeten Rassen und Tierarten werden gefördert - stark länderabhängig)
  • Wegfallen regionaler Schlachtstätten durch Aufgabe kleinerer handwerklicher Betriebe und Metzgereien
Ausblick

Das Projekt war ein Anfang, um die Situation gefährdeter Rassen im Rahmen der Biosphärenreservate einschätzen zu können. Die Umsetzung der angesprochenen Themen müsste weiter verfolgt und durch Fachpersonal langfristig angeschoben und betreut werden. Als wichtige Ergebnisse sind festzuhalten:

  • In zahlreichen Biosphärenreservaten wurde das Bewusstsein für die Bedeutung der gefährdeten Nutztierrassen für die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft und die Erhaltung der Biodiversität durch das Projekt geweckt und begleitet.
  • In einzelnen Biosphärenreservaten werden gefährdete Nutztierrassen bereits bei der Erfüllung diverser Aufgaben, insbesondere bei der Pflege von Offenlandstandorten, eingesetzt oder ihr Einsatz als längerfristiges Ziel geplant. In den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und Vorträgen soll den gefährdeten Nutztierrassen in Zukunft vermehrte Aufmerksamkeit zuteilwerden.
  • In Beweidungskonzepten sollte geprüft werden, inwieweit regional angepasste Nutztierrassen integriert werden können.
  • Eine erste Beratung hinsichtlich gefährdeter Nutztierrassen findet bereits mit Hilfe der im Projekt erarbeiteten und in den Verwaltungsstellen hinterlegten Infomappe statt.
  • Vermarktung: Die Integration der gefährdeten Rassen wurde in bereits bestehenden Vermarktungsprojekten angeschoben.
  • Bei den sogenannten "Biosphären Partnerbetrieben" (EUROPARC, 2008) können gefährdete Nutztierrassen neue Aufmerksamkeit erhalten.
  • Die im Rahmen des Projektes erstellte Datenbank wurde den Biosphärenreservaten zur Verfügung gestellt.
  • Die im Projekt aufgedeckten und angeschobenen Aktivitäten im Bereich gefährdete Nutztierrassen sowie die zahlreichen gebietsspezifischen Fragestellungen sollten unbedingt zeitnah und entsprechend des Auftrages der Biosphärenreservate weitergeführt und umgesetzt werden.

Weitere Informationen:
feldmann@g-e-h.de, Web: www.g-e-h.de


Anpassungsfähigkeit von Hochleistungsrassen angesichts des Klimawandels

Der neue Sachstandesbericht des Weltklimarates (IPCC) thematisiert auch den Anpassungsdruck von Nutzpflanzen und -tieren an die zunehmend wärmeren Temperaturen. In seiner neuen Studie analysierte der in Thailand wohnhafte Genetikexperte David Steane, Leitungsmitglied der Organisation "Rare Breeds International" den Einfluss des Klimawandels auf die Tiergenetik vor allem der Nutztiere. Sein Fazit: Für die Menschheit ist es wichtig, lokale Tierrassen jetzt zu schützen. Sie könnten der Schlüssel für die Anpassung an den Klimawandel und damit für eine langfristig sichere Ernährung der Menschheit sein.

Klimaforscher sind sich über die Erderwärmung einig. Uneinig sind sie sich über die Stärke der Erwärmung und das Tempo, mit der sich das Klima verändert. Das offizielle politische Ziel ist die Begrenzung der Erwärmung auf zwei bis drei Grad. Experten gehen aber schon von drei bis vier Grad Erderwärmung in diesem Jahrhundert aus. Dies würde im Falle von Wetterextremen je nach Region eine Erwärmung von fünf oder sechs Grad über Wochen und Monate bedeuten. Gleichzeitig müssen bis 2050 9,3 Milliarden Menschen ernährt werden. Ein Problem bei der Ernährungssicherheit ist der weltweit zunehmende Fleischkonsum. Die Hochleistungstiere, allen voran Zuchtrinder, sind Methan-Produzenten. Das heißt, die Tiere werden neben den Menschen selber zu einem signifikanten Klimatreiber. Zudem sind Hochleistungsrassen deutlich stressanfälliger bei der globalen Erwärmung. Denn die mit Samenbanken, der Lagerung von Embryos und dem weltweiten Handel mit tiergenetischem Material gemanagten Tierbestände dienen vor allem einem Ziel: Der Ertragssteigerung. Andere Kriterien wie die Anpassungsfähigkeit an ein regionales Klima spielen bei diesen Züchtungen keine Rolle. Generell überleben bei größerer Hitze mehr Krankheitserreger, während die Abwehrkräfte potentieller Wirte geschwächt werden. Die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit, Vogelgrippe, Maul- und Klauenseuche und der afrikanischen Schweinepest sind deutliche Hinweise darauf. Steigende Temperaturen wirken sich negativ auf die Milchleistung, auf das Wachstum und auf die Fortpflanzung aus.

Mensch versus Nutztier

Die industrielle Züchtung führt längerfristig auch zu ethischen Problemen. Futtermittel wie Mais und Soja konkurrieren den Nahrungsmittelanbau für Menschen. CGIAR (Consultative Group on International Agricultural Research) rechnet damit, dass die weltweite Ernte der Grundnahrungsmittel wie Soja, Mais und Weizen wegen der Klimaextreme schon bald um vier bis fünf Prozent zurückgehen wird. Diese Nahrungsmittel sind wiederum Futter für Hochleistungstiere. Die CGIAR setzt sich dafür ein, dass auch diese Agrarpflanzen besser auf ihre Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel untersucht werden. Wie bei der Tierzucht sind es auch bei den Pflanzen die quantitativ ergiebigen Arten, die schneller Stress-Symptome bei Hitze zeigen. Die Frage ist, ob die heute verbreiteten Rinder- und Schweinerassen mit ihrem proteinreichen Soja- und Maiskonsum zukunftstauglich sind und nicht Nutztierarten bevorzugt werden müssten, die vielseitiger ernährt werden könnten.

Die Bedeutung der genetischen Vielfalt und deren Erhaltung sind zwar international durch die FAO und die Biodiversität-Konvention anerkannt, doch die Autoren des IPCC bemängeln wie Steane auch die unvollständigen Kenntnisse über einheimische und Tierarten und -rassen. Nur wenige Arten sind genetisch untersucht. Doch ist beispielsweise bekannt, dass bei Durchschnittstemperaturen von über 21 Grad Celsius die Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit der Holstein Frisian Rinder deutlich nachlässt. Und auch unser verbreitetes rosa Hausschwein ist an den Klimawandel deutlich weniger angepasst als etwa das kreolische Schwein, das mit dem kargen Futter und der Hitze Haitis gut zurechtkommt. Eine Möglichkeit wäre es deshalb, leistungsstarke Pflanzen und Tiere mit einheimischen Arten zu kreuzen. Das würde aber die genetische Reinheit einheimischer Arten bedrohen. Und in jedem Fall wären genaue Kenntnisse über lokale Arten eine Grundvoraussetzung, um deren Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel einzuschätzen. Dazu gehören Kenntnisse über deren Genetik und Genome. Zwar widmet sich ein Netzwerk (asggn.org) der Erstellung und der Erforschung - in ihrem Fall von methanarmen - Tierarten, doch weltweit sind die Forscher weit weg von einer aussagekräftigen Auslegeordnung über die Erbeigenschaften aller Nutztiere und -pflanzen. Es braucht bei allen Nutztierarten Informationen über den Ausstoß von Klimagasen und die Breite der Nahrungsaufnahme, um extremen Wetterereignissen, Widerstandsfähigkeit gegen neue Krankheitserreger und steigendem Wasserverbrauch begegnen zu können. Mit jedem Grad Erwärmung sinkt in vielen Gebieten der verfügbare Wasserbestand um 20 Prozent. Und weil die industrielle Fleischproduktion extrem viel Wasser benötigt, eröffnet sich hier ein weiteres Konfliktfeld.

Landwirtschaft am Scheideweg

Die Entscheidung über künftige landwirtschaftliche Produktionssysteme hat einen Einfluss auf den Klimawandel. Laut den Autoren des IPCC und anderen Experten wird die Klimaerwärmung die Biodiversität verringern. Je größer der Beitrag der Landwirtschaft dazu ist, desto mehr Arten gehen verloren. Obwohl der Fleischkonsum weltweit steigen wird, sollte er in den entwickelten Ländern laut Steane sinken. Denn zu große Schnitzel führen auch zu größeren Gesundheitskosten. Sucht die Landwirtschaft neue Wege mit alten und angepassten Arten, oder versucht sie, die Produktion von Hochleistungspflanzen und -tieren aufrechtzuerhalten und beschleunigt damit den Biodiversitätsverlust?

David Steane legte in seiner Studie dar, dass bei diesen relativ unspektakulären vernetzten Maßnahmen die Gefahr besteht, dass die Politiker auf sie verzichten. Sie kosten Geld und bringen keine Lorbeeren. Dennoch: ausreichende Kenntnisse über Zucht und Erhaltung von lokalen Rassen und Varietäten leisten einen Beitrag zur Anpassung und zur Verringerung des Klimawandels.

Weitere Informationen: desteane@loxinfo.co.th


VERN - Stellungnahme zu den EU-Rechtsvorschriften über die Vermarktung von pflanzlichem Vermehrungsmaterial

Die Arbeit der SAVE Partnerorganisation "Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen" VERN e.V. ist eng mit dem Internationalen Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft ITPGRFA der FAO und der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) verknüpft. VERN arbeitet eng mit staatlichen Stellen zusammen, um eine Verbesserung der Verfügbarkeit und des Zugangs besonders für Landwirte und Gärtner zu pflanzengenetischen Ressourcen zu erreichen. Im Rahmen des aktuellen EU- und internationalen Prozesses zum Saatgutrecht und insbesondere zur Reform der EU-Rechtsvorschriften über die Vermarktung von pflanzlichem Vermehrungsmaterial (PRM) hat VERN die folgende Erklärung zu einigen Fragen der Kommission erarbeitet:

1. Geltungsbereich des Vorschlags und Ausnahmen: Die EU-PRM Gesetzgebung betrifft die kommerziellen Interessen der Züchter, Saatguterzeuger, Landwirte und Gärtner. Die nicht-kommerziellen Saatgut-Erhaltungsaktivitäten der in-situ und on-farm-Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen (traditionelle Sorten, alte Sorten, etc.) sowie die damit verbundene Nutzung von vernachlässigten Arten, einschließlich der Bemühungen, sie wieder in Wert zu setzen, müssen klar vom formalen Saatgutmarkt ausgeschlossen werden. Dies ist wichtig, um die EU-PRM Rechtsvorschriften mit den Anforderungen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) und anderen multilateralen Abkommen wie den ITPGRFA der FAO zu harmonisieren Der Rahmen der EU PRM-Vermarktungsgesetzgebung muss klar in Richtung des konventionellen Saatgutmarktes definiert werden. Dieser bezieht sich auf die Interessen und die Sicherheit der modernen und spezialisierten landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Grossunternehmen. Die nicht-kommerziellen Aktivitäten von Nichtregierungsorganisationen, Saatgut-Initiativen der Zivilgesellschaft sowie Nutzer von Sammlungen und Samentauschmärkten müssen von der vorgesehenen Saatgut-Regelung ausgeschlossen werden. Traditionelle Sorten, Erhaltungssorten und alte (nicht registrierte Sorten) ohne tatsächliches wirtschaftliches Potenzial oder mit nur begrenztem Wert für informelle und Nischenmärkte müssen von dieser technischen und bürokratischen Regelung ausgenommen werden, wie zum Beispiel die zwingenden DUS-Kriterien (Distinctness, Uniformity and Stability - Unterscheidbarkeit, Homogenität und Stabilität) des PVP-Systems für die handelsübliche Zucht. Deshalb fordern wir die Zulassung von traditionellen Sorten und einen gleichberechtigten Marktzugang für Saatgut alter Sorten sowie für reproduzierte Samen von alten, untergenutzten oder vernachlässigten und nicht registrierten Sorten. Dies ist notwendig, um die Agrobiodiversität im Sinne der CBD und anderer multilateraler Abkommen zu fördern. In Europa ist der wirtschaftliche Wert des Saatgut-Nischenmarktes von traditionellen und alten Sorten marginal im Vergleich zum konventionellen Saatgutmarkt. In den meisten Fällen ist die Erhaltung von alten Sorten eine gemeinnützige Tätigkeit von Saatgutinitiativen, NGOs und Freiwilligen für das Wohl der Gesellschaft, für die zukünftige Forschung und Züchtung und für die biologische Vielfalt. Wenn die Produktion und der Verkauf alter und nicht registrierter Sorten in kleinen Mengen den strikten Regelungen der vorgesehe-nen EU-PRM Regelung folgen müssen, wäre dies das Ende der meisten der aktuellen in-situ / on-farm Aktivitäten.
NGOs, Saatgut-Initiativen und andere Freiwillige verfügen nicht über die personellen oder finanziellen Kapazitäten, um die Standards der Verordnung zu erfüllen. Außerdem entsprechen alte traditionelle Sorten kaum den kommerziellen DUS Kriterien. Ein derartiger Zwang wäre ein Rückschlag für die Förderung und Erhaltung der Agrobiodiversität und gefährdet künftige Optionen für die Zucht (Stichwort Klimaänderung). Darüber hinaus würden die Forderungen der CBD und der FAO zutiefst missachtet werden.
VERN e.V. unterstützt Bauern und ihre Organisationen sowie Saatgut (Re) Produktions-Initiativen, und fordert daher einen gleichberechtigten Marktzugang von Saatgut mit einem von den DUS Kriterien unabhängigen heterogenen und organischen Qualitätsstandard.

2. Registrierung von Sorten (VCU): In Anbetracht der vorstehenden Ausführungen fordern wir, dass die Registrierung freiwillig ist.

3. Zertifizierung: Das Material untersteht der obligatorischen Zertifizierung oder ist von der Zertifizierung ausgenommen. Nicht kommerzielle Saatgut Erhaltungs-Aktivitäten, in-situ und on-farm Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und der Gebrauch von unternutzten oder vernachlässigten Arten müssen von der Zertifizierung ausgenommen werden.

4. Nischen- und Amateurmaterial: Siehe Punkt 1

1. Traditionelle Sorten und heterogenes Material: Traditionelle, Erhaltungs- und alte, nicht registrierte Sorten ohne ökonomisches Potential oder mit eingeschränktem Wert für den informellen und Nischenmarkt müssen von der offiziellen und technisch-bürokratischen Regelung ausgeschlossen werden.

Kontakt:
vern_ev@freenet.de; Web: http://www.vern.de

*


Kurznachrichten
Klimafreundliche Landwirtschaft: Des Kaisers neue Kleider?

Das aktuelle Konzept der "klimafreundlichen Landwirtschaft", gefördert durch die "Globale Allianz zu klimafreundlicher Landwirtschaft" birgt reale Gefahren, wie das Diskussionspapier der CIDSE argumentiert. Es unterstreicht auch Fehler und Schwachstellen der "Globalen Allianz zu klimafreundlicher Landwirtschaft". Doch ein großer Teil der Publikation schlägt alternative Elemente und Grundsätze vor, die wirklich engagierte Initiativen zur Bewältigung der Klima- und Nahrungsmittelkrise in den Mittelpunkt stellen sollten.

CIDSE Diskussionspapier, Oktober 2014,
http://www.cidse.org

Die Vorfahren des Pfirsichs

Chinesische Bauern haben Pfirsiche bereits vor 7500 Jahren domestiziert und nicht erst vor 4000 Jahren, wie bisher vermutet wurde Radiokarbon-Datierungen an 7500 Jahre alten Pfirsichkernen haben gezeigt, dass das Zentrum der Domestikation im unteren Jangtse-Tal im Süden Chinas nicht weit von Shanghai ist. Dies wird in einer Studie des Zhejiang Institutes für Archeologie unter der Leitung von Yunfei Zheng publiziert: www.plosone.org: "Archaeological Evidence for Peach (Prunus persica) Cultivation and Domestication in China" Yunfei Zheng, Gary W. Crawford, Xugao Chen"

*


Veranstaltungen (Auszug):

11. Januar: Konsultations- und Stakeholder Tag der Ipbes (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services); Welt-Konferenzzentrum Bonn, Deutschland
http://www.ipbes.net

12-17 Januar: 3. Treffen der zwischenstaatlichen Plattform für biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen IBPES
http://www.ipbes.net

14-16. Januar: Kongress "IPM Innovation in Europe" Posen, Polen.
http://www.ior.poznan.pl/845,2015-ipm-innovation-in-europe.html

16-25 Januar: 80. Internationale Grüne Woche 2015, weltgrösste Messe für Nahrung und Landwirtschaft und Gartenbau. Partnerland 2015: Lettland; Berlin, Deutschland.
Web: http://www.gruenewoche.de

11-12 Februar: ReColAd Netzwerk Workshop über die Anpassung der Nutztiere an den Klimawandel, Paris, Frankreich;
Web: https://www6.inra.fr/recolad_eng/Events/2015-Workshop

21. Februar - 1. März: Salon International de l'Agriculture 2015, Paris, Frankreich.
Web: http://en.salon-agriculture.com

28. Februar - 1. März:
Reclaim the Seeds: Saatgutmarkt, internationale workshops un Diskussionen zum aktuellen Saatgutrecht Driebergen, Niederlande,
Web: http://reclaimtheseeds.nl;
Kontakt: info@reclaimtheseeds.nl

14-15 April: AAE Seminar, Intellectual Property rights for Geographical Indications: what is at stake in the TTIP, Department of Economics, University of Parma. Parma, Italy,
Web: http://www.145eaae2015.unipr.it/

20-25 April: Asiatischer Büffel - Kongress 2015 "Nachhaltige Produktion in der globalen Wirtschaftswelt", Istanbul, Turkei,
Kontakt: arber@arber.com.fr, Web: www.abc2015.org

6-8 Mai: 8. Europäische Konferenz gentechnikfreier Regionen von Zivilgesellschaft, Regierungen, Wirtschaft und Wissenschaft, Berlin, Deutschland,
Web: http://www.gmo-free-regions.org/

14-15 April: AAE Seminar, Rechte an geistigem Eigentum für geografische Angaben: was steht auf dem Spiel in der TTIP, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Universität Parma. Parma, Italien;
Web: http://www.145eaae2015.unipr.it/

3-6 Juni: 7. Konferenz - Balkan-Nutztierwissenschaften BALNIMALCON, Sarajewo, Bosnien und Herzegowina,
Kontakt: balnimalcom2015@ppf.unsa.ba
web: http://balnimalcon.nku.edu.tr

→ weitere Daten siehe:
http://www.save-foundation.net/deutsch/aktuell.htm#Events


Sie können die SAVE eNews auch von folgender URL als PDF herunterladen:
http://www.save-foundation.net/deutsch/PDF/news/SAVE_eNews_10_2de.pdf

Den Inhalt des Newsletters finden Sie zudem auf der Aktualitätenseite unseres Webauftrittes:
http://www.save-foundation.net/deutsch/aktuell.htm

Arche-Netzwerk: http://www.arca-net.info
ELBARN Net: http://www.elbarn.net
Agrobiodiversity.Net: http://www.agrobiodiversity.net
SAVE Website: http://www.save-foundation.net

*

Quelle:
SAVE eNews 4/2014, 18.12.2014
Elektronischer Infodienst der SAVE Foundation
Herausgeber:
SAVE Foundation, Projektbüro
Neugasse 30. CH-9000 St. Gallen, Schweiz
Tel.: +41-71/222 74 10, Fax: +41-71/222 74 40
E-Mail: office@save-foundation.net
Internet: http://www.save-foundation.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2014