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MASSNAHMEN/132: EU-Agrarpolitik sollte gesellschaftsrelevante Ökosystemleistungen fördern (idw)


Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung - 28.06.2013

EU-Agrarpolitik sollte gesellschaftsrelevante Ökosystemleistungen fördern



Im sogenannten Trilog zwischen Europäischem Parlament, Kommission und irischer Ratspräsidentschaft wurde erneut ein Kompromiss zur Agrarreform erzielt. Zwar wurden 30 Prozent der Subventionen an ein "Greening" mit ökologischen Vorrangflächen Mindestfruchtfolgen und Grünlanderhaltung geknüpft, bewusste Schritte zur systematischen Erhaltung und Förderung von Ökosystemleistungen in der Kulturlandschaft sind jedoch weiterhin kaum vorhanden. Dies hatten Mitglieder der Nachwuchsgruppe "Ökosystemleistungen" jüngst in einem Politikpapier gefordert. Vor allem vermissen sie eine übergreifende Politik zwischen den naturschutzrelevanten Bereichen, wie sie im NeFo-Experteninterview beschreiben.

"Es hätte die Möglichkeit bestanden, den Ökosystemleistungs-Ansatz zu einer zentralen Komponente bei der Ausgestaltung der GAP zu machen und vor allem die landwirtschaftlichen Förderprogramme systematisch darauf auszurichten. Dieses wurde leider verfehlt", meint Holger Gerdes vom Ecologic Institut, einer von sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Nachwuchsgruppe "Ökosystemleistungen" an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

In ihrem kürzlich veröffentlichten Politikpapier "Kulturlandschaften entwickeln, Ökosystemleistungen stärken - Politikempfehlungen für Deutschland" fordert die Gruppe eine stärkere Beachtung der Bedeutung von Ökosystemleistungen als Grundlage für die menschliche Lebensqualität. Diese müssten sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene durch entsprechend umfassende Politikprogramme gesichert werden, wofür das Papier Umsetzungsempfehlungen und Leitlinien bereitstellt.

Die Agrarförderung der EU mit Steuergeldern sollte sich demnach stärker am Interesse das Gemeinwohls orientieren, denn gerade die Kulturlandschaften stellten der Gesellschaft eine Vielzahl wichtiger Ökosystemleistungen zur Verfügung, die durch nichtnachhaltige Bewirtschaftung ausfielen. Die Kosten dafür trägt in der Regel jedoch nicht die Verursacher sondern die Allgemeinheit.

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung dieser Ökosystemleistungen sollten deshalb entsprechende Beachtung bei politischen Entscheidungen verschiedener Sektoren finden, die Ökosystemleistungen im Kulturland beeinflussen. "Dem Schwund von Ökosystemleistungen kann nur mit integrativen Lösungsansätzen begegnet werden", meint Dr. Christian Schleyer von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Da verschiedene Ökosysteme sich beeinflussen, beispielsweise bei der Trinkwasserversorgung, müssten die verschiedenen Politiksektoren besser zusammen arbeiten und jeweilige Zielkonflikte beheben. Außerdem sollten nicht einzelne Ökosystemleistungen zu Nachteil anderer gefördert werden, wie es derzeit mit der Energiepflanzenförderung zum Klimaschutz getan wird. Förderung ganzer Bündel von Ökosystemleistungen seien der richtige Weg.


Den vollständigen Artikel, das Politikpapier sowie das Experten-Interview finden Sie auf
http://www.biodiversity.de

Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Das Projekt wird im Rahmen von DIVERSITAS-Deutschland e.V. durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ein wichtiges Ziel ist es, die Forschung unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zur Biodiversität befasst, stärker ins öffentliche Licht zu stellen. Hierzu stellen direkte Ansprechpartner für Fragen aus Medien, Politik und Öffentlichkeit bereit, arbeiten aktuelle Themen auf und vermitteln Experten. Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin, Universität Potsdam und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news541020
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1521

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung, Sebastian Tilch, 28.06.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2013