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MELDUNG/162: Brokkoli- und Tomatenpatent nicht vom Tisch (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 30. Oktober 2014 / Landwirtschaft & Gentechnik

Brokkoli- und Tomatenpatent nicht vom Tisch



Die Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes hat noch nicht entschieden, ob konventionell gezüchtete Gemüsesorten weiter patentiert bleiben dürfen. Erst in den kommenden Monaten werde die schriftliche Entscheidung mitgeteilt, sagte Ruth Tippe von der Initiative "Kein Patent auf Leben!" dem Infodienst Gentechnik.

Vor dem Patentamt in München appellierten am 28. Oktober Demonstranten an die Politik einzugreifen, damit die Patentierung von Pflanzen und Tieren gestoppt wird. "Wir fordern Freiheit für Tomate und Brokkoli, für Verbraucher und Landwirte! Die Politik muss den Ausverkauf unserer Lebensgrundlagen stoppen", sagte Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, bei der Protestaktion. "Aber die Bundesregierung kommt nicht in die Gänge. Mehrere Verbände haben bereits im März gemeinsam einen Brief an Justizminister Heiko Maas geschrieben, bisher ohne jede Reaktion. Dabei hat die Regierung im Koalitionsvertrag sogar eine europaweite Initiative gegen Patente auf Pflanzen und Tiere beschlossen. Die zögerliche Haltung der Politik nutzen Monsanto und Co. zwischenzeitlich für immer neue Patentanträge."

Im Oktober veröffentlichte das Bündnis Keine Patente auf Saatgut einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass bereits 120 konventionell gezüchtete Organismen als "Erfindung" anerkannt würden, obwohl das laut Patentrecht eigentlich verboten ist. Es werden verschiedene Fälle von im Jahr 2013 erteilten Patenten vorgestellt: zum Beispiel Paprika, die von wilden Sorten aus Jamaika abstammt, Tomaten, die in einer internationalen Genbank in Deutschland gelagert wurden, zufällige Mutationen bei Sonnenblumen und die Auswahl von wilden Verwandten der Sojabohne aus Asien und Australien.

Das Europäische Patentamt - das keine EU-Institution, sondern ein zwischenstaatliches Gebilde ist - finanziert sich hauptsächlich über Gebühren der Antragsteller. Insgesamt wurden 2.400 Pflanzen und 1.400 Tiere patentiert, die meisten sind gentechnisch verändert. [mbu]


Quelle: Infodienst Gentechnik (28.10.)
http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/29919.html

Keine Patente auf Saatgut
http://www.no-patents-on-seeds.org/de/information/aktuelles/freiheit-fuer-brokkoli-tomate

Zum Bericht von Keine Patente auf Saatgut
http://www.no-patents-on-seeds.org/de/information/hintergrund/europaeische-patente-auf-pflanzen-und-tiere

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Quelle:
EU-News, 30.10.2014
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2014