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AGRARINDUSTRIE/077: Antibiotika-Einsatz in Tierhaltung herunterfahren (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 13. September 2012

Offener Brief von BUND und Ärzten an Aigner und Bahr:

Antibiotikaeinsatz in Massentierhaltung halbieren



Berlin: In einem Offenen Brief haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Ökologische Ärztebund Bundesagrarministerin Ilse Aigner und Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr aufgefordert, umgehend eine Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes in der Massentierhaltung durchzusetzen. Die diese Woche bekannt gewordenen Zahlen über den enormen Verbrauch von Tierarzneien machten deutlich, dass das Problem größere Dimensionen habe als bisher bekannt. So habe die Pharmaindustrie im Jahr 2011 über 1734 Tonnen Antibiotika an Tierärzte geliefert, mehr als doppelt so viel wie 2005, als es 784 Tonnen gewesen sein sollen.

"In der Intensivtierhaltung werden derzeit über 40 Mal mehr Antibiotika eingesetzt als in deutschen Krankenhäusern und sieben Mal mehr als in der Humanmedizin insgesamt", heißt es in dem Offenen Brief. "Die Zahlen über den exorbitant hohen Einsatz von Antibiotika-Arzneien in der Tierhaltung veranlassen uns, Sie an die Dringlichkeit der Novellierung des Arzneimittelgesetzes zu erinnern", schreiben die Vorsitzenden der beiden genannten Verbände an die Minister.

"Die Verabreichung von exorbitant großen Mengen Antibiotika an Nutztiere in den deutschen Ställen trägt dazu bei, dass zunehmend resistente Keime entstehen und gängige Antibiotika im Krankheitsfall keine Wirkung mehr haben", erklärte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger dazu. "Die Pharma- und die Fleischindustrie reden das Problem klein und Bundesagrarministerin Ilse Aigner versäumt es, wirksame Gesetze zu erlassen. Wegen antibiotikaresistenter Keime sterben pro Jahr in Deutschland etwa 15000 Menschen und der Bundesgesundheitsminister schweigt zu diesem Thema", sagte Alexander Mauckner, der Vorsitzende des Ökologischen Ärztebundes.

Auf die Tagesordnung von Parlament und Regierung gehöre endlich ein verbindlicher Plan zur Halbierung des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung bis 2015. Erforderlich seien klare Reduktionsziele für Antibiotika wie sie Dänemark und die Niederlanden bereits hätten. Agrarministerin Aigner müsse dafür sorgen, dass bei der Novellierung des Arzneimittelgesetzes und der Neufassung des Tierschutzgesetzes dem System der Massentierhaltung mit seinem exorbitanten Antibiotika-Einsatz ein Riegel vorgeschoben werde. Die Subventionen für den Bau neuer Massentierhaltungs-Anlagen müssten gestoppt und die im Baugesetz verankerten Privilegien für industrielle Tierhaltungen abgeschafft werden.

Den Offenen Brief von BUND und Ökologischem Ärztebund finden Sie hier:
www.bund.net/pdf/offenerbrief_antibiotika

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 13.09.2012
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2012