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GENTECHNIK/1044: EU vor Abstimmung über Importe für neue Gentechnik-Soja (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 7. Juli 2017
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

EU vor Abstimmung über Importe für neue Gentechnik-Soja

Pflanzen sind resistent gegen Cocktail gesundheitsgefährdender Herbizide


7. Juli 2017 / Mitte Juli stehen in Brüssel wichtige Abstimmungen über weitere EU-Importzulassungen gentechnisch veränderter Sojabohnen an. Die Pflanzen der Konzerne Bayer und Dow AgroSciences wurden gegen gleich mehrere gesundheitsgefährdende Herbizide resistent gemacht und sind mit deren Rückständen belastet. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat die Rückstände der Wirkstoffe aber nur zum Teil und deren Kombinationswirkungen überhaupt nicht geprüft. Nach den vorliegenden Erkenntnissen muss beim Verzehr dieser Sojabohnen mit gesundheitlichen Risiken gerechnet werden. Testbiotech warnt daher vor einer Zulassung.

Am 12. und 17. Juli sollen die Mitgliedsstaaten in Brüssel über die Zulassungen abstimmen. In Deutschland ist Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) dafür verantwortlich. Sein Ministerium hat sich in den letzten Jahren bei entsprechenden Abstimmungen meist enthalten, wodurch der Weg für die EU-Kommission frei gemacht wurde, die Importe zu genehmigen. Testbiotech fordert den Minister auf, dieses Mal mit Nein zu stimmen.

"Die Gentechnik macht es möglich, dass ein ganzer Gift-Cocktail auf die Sojabohnen gespritzt wird. Die Herbizide stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, oder werden als fruchtbarkeitsschädigend eingestuft", sagt Christoph Then für Testbiotech. "Sie hinterlassen Rückstände in der Ernte, die genau untersucht werden müssten. Nach Ansicht der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA reichen die vorliegenden Daten aber bislang nicht aus, um die gesundheitlichen Risiken zu bewerten. Daher muss jetzt die Politik aktiv werden, um die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen."

Mit dieser Forderung steht Testbiotech nicht allein. Auch Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks (SPD) fordert in einem Brief an Testbiotech, die Anforderungen an die EU-Risikoprüfung anzuheben und im Zweifel gegen weitere Zulassungen zu stimmen. Auf eine entsprechende Anfrage von Testbiotech hatte das Bundesministerium für Landwirtschaft dagegen nur sehr ausweichend geantwortet.

Bei den anstehenden Zulassungen geht es um drei Gentechnik-Sojabohnen, die gegen eine kombinierte Anwendung von zwei oder drei Herbiziden resistent gemacht wurden:

  • Glyphosat wird vom internationalen Expertengremium IARC verdächtigt, krebserregend zu sein;
  • Glufosinat wird von der EFSA als fruchtbarkeitsschädigend eingestuft und soll deswegen bis April 2018 vom Markt genommen werden;
  • bei Isoxaflutol besteht laut EFSA der Verdacht einer krebserregenden Wirkung;
  • bei 2,4-D besteht laut neueren Publikationen der Verdacht, dass beim Abbau krebserregende Stoffe entstehen.

Diesen ohnehin schon sehr problematischen Wirkstoffen werden in den Anbauländern der Gentechnik-Soja - den USA, Brasilien und Argentinien - weitere Hilfsstoffe zugesetzt, die zum Teil noch giftiger sind als die einzelnen Wirkstoffe und die in der EU deswegen bereits teilweise vom Markt genommen wurden.



Weitere Informationen:

Hintergrundpapier zu Gentechnik, Glyphosat und herbizidresistenten Pflanzen:
www.testbiotech.org/gendatenbank_basics

Testbiotech-Bewertungen der drei speziellen Gentechnik-Sojabohnen:
www.testbiotech.org/node/2029

Der Brief von Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks:
www.testbiotech.org/sites/default/files/2017-06-23_Antwort-Barbara-Hendricks_Juni_2017s.pdf

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Quelle:
Testbiotech e. V., 07.07.2017
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2017

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