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FORSCHUNG/318: Rinderhaltung - Klimaschutz durch Langlebigkeit und bessere Fruchtbarkeit (aid)


aid-PresseInfo Nr. 6 vom 9. Februar 2011

Nachhaltige Strategien für die Rinderhaltung

Klimaschutz durch Langlebigkeit und bessere Fruchtbarkeit


(aid) - Beim Fachsymposium "Rinderhaltung als Beitrag zu Landnutzung und Klimaschutz?" in Göttingen sprach sich Professor Dr. Urs Niggli vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) für nachhaltige Strategien aus. Diese beinhalten das Mobilisieren von physiologischen Leistungsgrenzen, Verringern von Leistungseinbußen durch Krankheiten, Verbesserung des Managements sowie Betreuungsprogramme in Bezug auf Fruchtbarkeit, Eutergesundheit, Fütterungsoptimierung sowie Robustheit und Langlebigkeit der Tiere.

Enorme Optimierungsmöglichkeiten gibt es seiner Meinung nach in Entwicklungsländern bei Milchleistungen zwischen 1.000 und 4.000 Kilogramm. Mit Blick auf den Klimaschutz sei eine Milchleistungssteigerung bei diesen Kühen wesentlich effektiver als bei Hochleistungstieren durch vermehrten Kraftfuttereinsatz. Doch auch in Mitteleuropa könnten auf der Basis von Raufutter 6.000 bis 6.500 Kilogramm gemolken werden. Die Kehrseite einer starken Intensivierung sei der hohe Bedarf an Konzentrat-Importen, Pansenbelastung und Stoffwechselstörungen durch hohe Kraftfuttergaben sowie geringere Nutzungsdauer, unter anderem bedingt durch "Produktionskrankheiten".

Niggli spricht sich im Rahmen einer Fruchtbarkeitsoptimierung auch gegen eine zu frühe Belegung von Färsen aus. Mehrjährige Untersuchungen auf 100 Pilotbetrieben des FiBL hätten gezeigt, dass mehr Laktationen möglich seien, wenn das Erstkalbealter zwischen 31 und 36 Monaten lag. Ebenso wäre es im Sinne des Klimaschutzes, wenn die Remontierungsraten gesenkt werden könnten.

Seit 2009 läuft in der Schweiz das Projekt "Feed no Food". Die dem Projekt angeschlossenen 77 Betriebe arbeiten nach unterschiedlichen Fütterungskonzepten, die Kraftfuttergaben von zehn Prozent (Höchstmenge gemäß Schweizer Biolabeln), eine Reduktion von fünf Prozent sowie den vollständigen Ausstieg aus der Verfütterung von Kraftfutter vorsehen. Es soll untersucht werden, wie sich die reduzierten Kraftfuttergaben auf die Tiergesundheit, auf die Qualität von Milch und Fleisch, auf die Betriebswirtschaft und auf die Umwelt auswirken.

Niggli stellte weiterhin die Auswertung von 44 Langzeitversuchen vor, in denen die Kohlenstoff-Bindung im Oberboden untersucht wurde. Die Auswertung ergab, dass in ökologisch bewirtschafteten Flächen mehr Kohlenstoff im Oberboden gebunden ist. Als Ursachen nannte Niggli die Kreislaufwirtschaft sowie den Anbau von Kleegras. Diese Ergebnisse unterstützten die Bedeutung der "Raufutter-Kuh" auch für das Klima. Darüber hinaus sollten Zweinutzungs-Rassen favorisiert werden, weil sonst zusätzlich eigene Fleischrassen notwendig sind. Auch das könne zu einer Reduzierung der Methan-Emissionen beitragen.

Dr. Ute Zöllner, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 6 vom 9. Februar 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2011