Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LANDWIRTSCHAFT

AKTION/018: Massentierhaltung in Brandenburg - und eine Volksinitiative dagegen (naturmagazin)


naturmagazin
Berlin - Brandenburg
Ausgabe 3/2014

Wenn der Hühnerstall zweimal klingelt
Massentierhaltung in Brandenburg - und eine Volksinitiative dagegen

von Jens-Martin Rode



Im Brandenburgischen Neumädewitz lobt ein Landwirtschaftsbetrieb seine Investition: In der Hähnchenmastanlage für 150.000 Tiere sind viele Arbeitsabläufe automatisiert. Gewichtserfassung und die Steuerung hunderter Tränken, Futterschalen, Abluft-, Heizungs- und Sprühkühlanlagen sei sogar übers Handy möglich. Doch was hochmodern und effektiv klingt, ist der Ausdruck eines knallharten Preiskampfes auf dem Fleischmarkt. Sinkende Erträge pro Tier führen zu Investitionen in immer größere Anlagen. Einhaltung von Naturschutz und Tiergesundheit also nur noch per Telefon?

Das Schwein bestimmt das Bewusstsein

Bei den Schweinen sieht es kaum anders aus. Nach Angaben des Landesbauernverbandes in Brandenburg beträgt der Gewinn pro Schwein lediglich 85 Cent. Hält der Trend an, so rentiert sich Schweinemast in Zukunft nur noch in Megaställen. Von diesen hätte die Landesregierung gerne mehr. Ihr Argument: Zwar hätte Deutschland insgesamt eine Selbstversorgerquote von 115 Prozent, in Brandenburg jedoch gäbe es viel zu wenig Schweinehaltung. Mit einer Besatzdichte von 58 Tieren auf 100 Hektar Nutzfläche läge der Viehbestand im Vergleich mit anderen Bundesländern weit unter dem Durchschnitt. Brandenburg könne den Eigenbedarf nur zu einem Viertel decken. Der Ausweg: Bauvorhaben auswärtiger Investoren wie beispielsweise in Haßleben mit 37.000 Schweinen.

Der "Bedarf" überzeugt als Argument nicht

In Berlin gibt es schätzungsweise 800.000 Raucher. Folgt man dieser Maxime, müsste man in Brandenburg intensiv den Anbau von Tabak fördern. Das Problem ist doch aber: Rauchen ist ungesund. Mit dem Fleischkonsum verhält es sich ähnlich: Es wird viel zu viel Fleisch gegessen. Ernährungsberater empfehlen, wenn überhaupt, nur ein Viertel des derzeitigen Durchschnittsverbrauchs. In der Nähe der Anlagen drohen zudem unter anderem durch Antibiotika, anfallende Exkremente und den Zulieferverkehr in vielfacher Hinsicht Gefahren für Mensch, Tier, Umwelt und Trinkwasser. Die Volksinitiative Brandenburg "Stoppt Massentierhaltung" kämpft deswegen gegen die Errichtung immer neuer Anlagen und macht die Massentierhaltung zum Wahlkampfthema. Umweltschutzorganisationen wie der NABU sammeln derzeit zusammen mit Tierschutzvereinen, Bürgerinitiativen und Biobauern Unterschriften in ganz Brandenburg. Kommen mehr als 20.000 gültige Stimmen zusammen, werden sie nach der Landtagswahl einen Katalog konkreter Forderungen in den neu gebildeten Brandenburger Landtag einbringen. Egal welche Partei gewinnt, ein Auftrag der Wählerinnen und Wähler steht damit schon fest: Tier-, Umwelt- und Naturschutz.

Unterschriftenlisten zum Download und weitere Informationen zur Volksinitiative "Stoppt Massentierhaltung" finden Sie im Internet unter:
www.agrarwende.wordpress.com/volinitiative

*

Quelle:
naturmagazin, 28. Jahrgang - Nr. 3, August bis Oktober 2014, S. 19
Herausgeber: Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin
Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Landesverband Brandenburg
Natur & Text GmbH
Redaktion: Natur & Text GmbH
Friedensallee 21, 13834 Rangsdorf
Tel.: 033708/20431, Fax: 033708/20433
E-Mail: verlag@naturundtext.de
Internet: www.naturundtext.de
Internet: www.naturmagazin.info
 
Das naturmagazin erscheint vierteljährlich und kostet 4,30 Euro
oder 16,50 Euro im Abonnement (4 Ausgaben). Schüler, Studenten und
Mitglieder eines Naturschutzverbandes zahlen jährlich 12,50 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2014